10.02.2018 Bayer 04 Leverkusen vs Hertha BSC 0:2

  1. Bundesliga

Ulrich-Haberland-Stadion: Leverkusen

Zuschauer: 25601

 

Schon nach einer Nacht in Belgien, rief mich die Pflicht in die deutschen Gefilde zurück. Hertha trat in Leverkusen an. Eines der unbeliebtesten Auswärtsspiele der Saison wurde für mich zumindest durch eine kurze Anreise aufgewertet. Den Klabauterkeaper und Vudi Röller ließ ich in Wuppertal heraus, wo sie das örtliche Regionalligaspiel mitnehmen wollten. Da die Navigationsfähigkeiten der beiden ebenfalls auf Regionalliganiveau waren, atmete ich tief durch, als ich auf meinen Gehirnschmalz zurückgreifen konnte und den Weg nach Leverkusen antrat. Dort stellte ich das Auto auf einem Parkplatz ab, ließ die Shuttlebusse links liegen und lief meiner Nase folgend, in Richtung „Stadt“. Dabei passierte ich ein sehenswertes Villenviertel, in dem sich anscheinend die oberen Riegen bei Bayer ein kleines Paradies geschaffen haben. Nach wenigen Metern, stand man jedoch wieder in grauen Straßen und wurde von Fabrikabgasen umweht. Für mich ist Leverkusen einfach tiefster Ruhrpott. Da bringen auch die ganzen gutgemeinten geographischen Hinweise meiner Mitmenschen und Leser nichts. Der Ruhrpott ist da, wo es stinkt, grau und trostlos ist. All diese Attribute treffen auf Leverkusen zu. Also Leverkusen, seht es ein: Ihr seid eine Stadt im Ruhrpott.

 

Ich traf dann noch auf einen netten Busfahrer, der mich unterwegs einsammelte und während der Fahrt mit mir über Hertha und Galatasaray fachsimpelte. Ich lief durch die Fußgängerzone, sah der Innenstadt beim Sterben zu und aß dann noch etwas, bevor ich im penetranten Nieselregen entlang der Autobahn zum Stadion schritt. Beim Umrunden der Sportstätte, sah ich zahllose Verstrahlte, die sich aufgrund des Karnevals in Kostüme geschmissen hatten. Lediglich am Gästeblock dominierte erfreulicherweise schwarz und man konnte mit Menschen, anstelle von Dinos, Löwen oder Affen reden. Circa 20 Minuten vor Anpfiff, betrat die aktive Szene geschlossen den Block und flaggte den Großteil des unteren Bereichs ab. Selbst zu einer attraktiven Anstoßzeit, hatten es nämlich keine 1.000 Herthaner in den Ruhrpott geschafft. Ich bin es aber irgendwie leid, dies ständig zu bemängeln und freue mich lieber über die gleichen Hängengebliebenen, die wie jede Woche der alten Dame hinterhergereist waren.

 

Vor dem Spiel waren sich alle Umstehenden einig. Die einzige Frage ist hier heute: Wie hoch verlieren wir? Wir waren leicht erstaunt, als Hertha wenig zuließ und ab und zu sogar offensive Nadelstiche setzte. Kurz vor der Pause, vollendete Lazaro dann einen wunderschönen Spielzug zur 0:1 Führung. In der zweiten Halbzeit, schob Kalou nach einem Leverkusener Abwehrfehler kaltschnäuzig zum 0:2 ein und plötzlich war ein Sieg in Reichweite. Die kurioseste Szene des Spiels, lieferte ein indirekter Freistoß aus sechs Metern, der auf magische Weise nicht im Berliner Tor landete. Herrlich. Völlig überraschend holten wir die drei Punkte nach Berlin und werden wahrscheinlich nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben.

 

Auch Leverkusens Kurve war gekennzeichnet von Leuten in Kostümen. Dazu gab es zum Einlaufen eine Blockfahne mit dem Motto: „Leverkusen Raderdoll“, was ich auch im Nachgang absolut nicht ins Deutsche übersetzen kann. Akustisch kam so gut wie nichts bei uns an und bereits nach wenigen Minuten versuchte Leverkusen vergeblich die Welle durch das Stadion schwappen zu lassen. Nach dem Rückstand, war von den Wessiultras im Prinzip gar nichts mehr zu hören. Wahrscheinlich mal wieder ein Stimmungsboykott in Leverkusen. Von unserer Seite ging das eigentlich in Ordnung. Es war ein lockerer Auftritt, mit dem einen oder anderen Seitenhieb gegen das Gegenüber. So schallte das Lied „Berlin braucht kein Karneval, Berlin feiert überall“ durch das Stadion und als gute Gäste boten wir uns zum Schluss wiederholt für eine Laola Welle. Das hat Spaß gemacht und war ein toller Sieg für unsere Farben. Nach dem Spiel ging es noch in einen örtlichen Imbiss, bevor der Weg ins beschauliche Bonn führte.

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