22.03.2024 Nîmes Olympique- Marignane GCB 1:1

Championnat National

Zuschauer: 1.170

Stade des Antonins: Nîmes

An diesem bereits frühsommerlichen Freitagabend machte ich mich für meine Verhältnisse sehr zeitig mit dem Mietwagen auf den Weg in Richtung Nîmes. Erst ging es schön an der Rhone entlang und später über süße französische Dörfer, bis mich die Route in ein hässliches Gewerbegebiet von Nîmes führte. Von 1989 bis 2022 spielte Nîmes im Stade des Costières. Dieses wird nun abgerissen und an Ort und Stelle soll ein Neubau entstehen. Bis dahin finden die Heimspiele im Stade des Antonins statt, das im Jahr 2022 innerhalb von sieben Monaten für 11 Millionen Euro gebaut wurde. Ungefähr genauso sieht das Stadion auch aus. Funktional, zweckmäßig und überall lieblose Stahlrohrtribünen. Das gefiel mir wirklich gar nicht. Charme war hier Fehlanzeige. 11 Millionen Euro für ein Stadion klingt ziemlich gut- 11 Millionen Euro für ein Übergangsstadion irgendwie gar nicht mehr.

Um 19:20 und somit zehn Minuten vor Anpfiff kam ich am Stadion an und stürmte in Richtung Tageskasse. Dachte ich zumindest, denn die Security stoppte mich unsanft und wies mich darauf hin, dass es keine Tageskasse gäbe und nur online Tickets verkauft werden. Schon wirklich widerlich wie hier einfach Leute von einem Stadionbesuch ausgeschlossen werden. Leute, wie zum Beispiel ich, denn man konnte nur mit Kreditkarte bezahlen und aus irgendwelchen Gründen wurde die Transaktion mit meiner Karte stets abgelehnt. Da stand ich nun und es gab wirklich auch keine Not-Tageskasse.

Also quatschte ich eine kleine Gruppe in meiner Nähe an und musste sie darum bitten für mich ein Ticket zu holen und im Gegenzug mit Bargeld zu wedeln. Ich dankte dem Himmel in diesem Moment, dass da tief in meinem Hirn Reste von Französisch waren, die ich abrufen konnte. Immerhin kam ich durch den E-Ticket Zwang mit vier Jungs aus Nantes ins Gespräch, die heute auch nur zum Hoppen da waren. Der Kleidung nach zu urteilen gingen diese auch ein bisschen häufiger zum Fußball. Ich ging fieberhaft in meinem Kopf durch, ob Nantes zu einer deutschen Gruppe eine Freundschaft hat, aber mir fiel nichts ein und auch die nachträgliche Recherche blieb unergiebig. Es entwickelte sich aber ein wirklich nettes Gespräch und auch, wenn sie es wahrscheinlich nie lesen werden: Vielen Dank für die Unterstützung. 

So kam ich erst zur sechsten Minute in das Stadion und suchte mir einen Platz auf der Haupttribüne. Im Gästeblock waren fünf Leute, die mit einer Zaunfahne, einer Trommel und einem Megaphon gut ausgestattet waren und versuchten 90 Minuten lang ihre Mannschaft zu unterstützen. Durch die konstante Nutzung des Megaphons war das eher etwas nervtötend. Auf der Heimseite gab es bis auf sporadische „Nîmois“ Rufe keinerlei Support.

Die Heimmannschaft war mir von Beginn an unsympathisch. Als ich dann in der Halbzeit feststellte, dass beide Mannschaften Tabellennachbarn waren und die Quote auf die Gäste trotzdem bei 5,00 Euro lag, konnte ich nicht widerstehen. Als in der 65. Minute dann die Gäste in Führung gingen, musste ich meine Freude gut verstecken. Irgendwie glaubte ich an Karma und dass der Heimverein nun die Quittung für die fehlende Tageskasse bekommen würde.

Nach dem Führungstreffer wurde ersichtlich, dass sich auf der Haupttribüne circa 30 Gästefans befanden. In der Folge gab es einige Tumulte- insbesondere ein Seidenschal-tragender Heimfan geriet in den Fokus. Nun folgte das Theater, das man kennt. Ob früher in der Disko oder heute im Stadion: Halbherziger Versuch in die Richtung laufen, zurückgehalten werden und neuer Anlauf. Das ging etliche Minuten so, aber die Ernsthaftigkeit fehlte merklich. Nachdem der Seidenschalfan kurz rausbegleitet wurde, konnte er offensichtlich glaubhaft seine Läuterung beweisen- durfte zurück auf seinen Platz und das Schauspiel ging von vorne los…

Es kam aber wie es kommen musste und in der 94. Minute köpfte die Heimmannschaft den Ball ins Tor zum Ausgleich. Langes Gesicht bei mir- den Wettgewinn hätte ich gerne mitgenommen. Nun folgten erneut kleinere Techtelmechtel und kurze Zeit pfiff der Schiri ab. Eine merkwürdige Erfahrung und Nîmes wird in meinem Herzen keinen Platz erhalten.

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