AF Porto Div. Elite: Apuramento
Zuschauer: 1.400
Estádio do Leça Futebol Clube: Leça da Palmeira
Ich hatte einige Male geschaut und für mich sah es so aus, als würde an diesem Feiertag nur in schwer zu erreichenden Stadien gespielt werden. Als ich dann gegen 15:00 mehr aus Sucht denn aus tatsächlichem Informationsbedürfnis die Groundhopperapp öffnete, traute ich meinen Augen kaum: Wie konnte ich das denn übersehen? In einer ehrlichen Viererstaffel wird die Mannschaft ausgespielt, die im nächsten Jahr im viertklassigen Campeonato de Portugal antreten darf. Der Modus ist Hin- und Rückspiel, sodass es noch einmal sechs Partien gibt. Leça und Gandra hatten jeweils ihre erste Parte verloren, sodass beide Mannschaften unter enormen Druck standen heute einen Sieg zu holen.
Die Ausgangslage, die Feiertage, die unbändige Lust auf den Aufstieg- vermutlich war es eine Mischung aller Faktoren, die die Leute aus dem Haus lockte. Hier in Leça war heute die Hölle los. Leça ist in der fünften Liga definitiv verkehrt. Man spielte immerhin fünf Jahre in der ersten portugiesischen Liga- ehe man 1998 wegen finanzieller Probleme zwangsabsteigen musste. Seitdem stottert zumindest in sportlicher Sicht der Motor etwas. Es war aber sehr auffällig wie professionell der Verein sonst agiert: Social Media Auftritt, gut gepflegte Homepage, Onlineshop, gute Abwicklung am Spieltag- das sieht man sonst in dieser Liga nicht.
Für 5 Euro bekam man heute ein Ticket und das Wetter war heute auf unserer Seite, denn am Nachmittag gab es eine kurze Regenpause. Die Sitze waren weitestgehend trocken- auch wenn der Boden der Sitzreihen komplett unter Wasser stand und man somit die Füße besser nicht bewegte. Um mich herum war ein herrliches Asi-Publikum. Eine Mischung aus alten Legenden im Gangsteranzug, stabiler Kleinstadtjugend und Jugendspielern. Ich war sofort schockverliebt in Leça.
Das Stadion war auch eine wirklich geile Hütte mit einem Fassungsvermögen von 12.000 Leuten. Lediglich die Lage am Rande eines Shopping-Gewerbegebiets gibt etwas Abzug. Auf der Gegentribüne zauberte ein 50er Mob tolle Fußballstimmung in die Schüssel. Das hatte schon fast Italienvibes wie sich dort bei tollen Melodien in einen Rausch gesungen wurde und auch der Spielbezug nicht fehlte. Im Gästeblock waren auch circa 120 Leute aufzufinden, die jedoch sitzend und weitestgehend schweigend das Spiel verfolgten.
Auch die Kulinarik war top und trotz des riesigen Andrangs bekam ich in der Halbzeitpause meine Wunschbestellung. Selbst Kartenzahlung war möglich. Leça- ich war wirklich beeindruckt. Auf dem Platz entwickelte sich ein leidenschaftlicher Kampf. Leça hatte ein Riesenglück, dass der Schiedsrichter dem Torwart nach einem epischen Fehler mit einem Pfiff aus der Patsche half. Der Torwart hatte einfach einen Gehirnaussetzer und ließ den Ball auf Höhe des Strafraums fallen, um abzustoßen. Der Stürmer spitzelte dazwischen und wurde zurückgepfiffen. In der zweiten Halbzeit konnte Leça trotz Unterzahl in Führung gehen. Jetzt gab es kein Halten mehr und der komplette Fanblock rannte zum anderen Tor. Leider erzielten die Gäste nach einer langen Druckphase kurz vor Schluss noch den Ausgleich- ein Ergebnis, das leider niemandem so richtig weiterhilft. Ich drücke Leça jedenfalls meine Daumen.
Völlig geflasht ging es dann mit dem Bus in vielen Schlaufen zurück nach Porto. Es ist Wahnsinn wie viel Potenzial in diesem Fußballland steckt. Es ist verhext, dass dieses Potenzial nicht noch häufiger abgerufen wird.
Hertha Auswärts 