- Bundesliga
Zuschauer: 44.508
Olympiastadion: Berlin
Die Länderspielpause kam wahrscheinlich genau zur richtigen Zeit. Nach den Ereignissen in Dortmund und der tölpelhaften Reaktion der Geschäftsführung hatten alle Beteiligten erst einmal ein wenig Zeit, um runterzukommen und die schweren Geschosse abzubauen. So wurde in der Mitte der Woche die erfreuliche Nachricht verkündet, dass alle Verbote aufgehoben werden. Eine erfreuliche Kehrtwende, die jedoch ein noch merkwürdigeres Licht auf die ursprüngliche Entscheidung wirft. Aber so scheint die Geschäftsführung nun mal zu ticken und auch Kehrtwenden sind für die Herren in Anzug sicher kein Fremdwort.
Der Spieltag begann wie so oft in Charlottenburg, wo beim Buchmacher des Vertrauens wieder aussichtsreiche Scheine ausgefüllt wurden, die letzten Endes wieder nicht den erträumten Gewinn einbringen würden. Nach einem Spaziergang nahm ich dann die S-Bahn und betrat das Stadion. Dort war ich dann mit Karten holen komplett ausgelastet. Erst reihte ich mich in die Schlange für die Auswärtstickets ein, ehe ich gemeinsam mit zwei Mitstreitern auch noch meine Karte für den Pokalschlager abholte. Nur dank eines grenzwertigen Tricks, konnte die Wartezeit dabei in Grenzen gehalten werden und wir betraten geschlossen um 15.00 die Ostkurve.
Wenn man die Kurve betritt, geht einer meiner ersten Blicke in den Gästeblock. Dieses Mal wandte ich den Blick schnell wieder ab, denn wirklich etwas zu sehen gab es nicht. Circa 250 Leute waren im Gästeblock und wurden auch während des Spiels akustisch nicht wahrgenommen. Lediglich ein paar Fahnen werteten den Anblick auf. Irgendwie aber ganz beruhigend, dass ein solches Retortenprodukt trotz beträchtlichen sportlichen Erfolges, keinen Zuschauerboom auslöst. Auch in Leipzig zeigen die Zuschauerzahlen deutlich nach unten. Ist dieses Land doch noch nicht verloren?
Auch heute sang Frank Zander vor der Ostkurve und das „Nur Nach Hause“ wurde durch eine schöne Schalparade begleitet. In den Außenblöcken der Kurve klafften heute jedoch erhebliche Lücken. Dafür war es in der Mitte ziemlich voll, denn wir wurden heute von 50 KA’lern unterstützt. Mit unserer Stimmung bin ich heute vollends zufrieden. Trotz der frühen Gegentore wurde nicht aufgesteckt und die Liebe zum eigenen Verein besungen. Nach dem Anschlusstreffer, wurde es dann brachial laut. In der zweiten Halbzeit, pendelte man sich auf einem durchschnittlichen Niveau ein, ehe der Spielverlauf gegen Ende die Kurve noch einmal richtig zum Kochen brachte. Ein imponierender Auftritt, der durch viele Schwenkfahnen noch untermalt wurde. Das machte richtig Spaß. Ein würdiger Rahmen für das 65. Pflichtspiel in Folge meinerseits von Hertha BSC.
Selbiges kann man über die Partie sagen. Es fing richtig bitter an und durch böse individuelle Fehler stand es nach zehn Minuten bereits 0:2. Die Mannschaft tat es uns jedoch gleich und gab nicht auf und so konnte wenige Minuten später auf 1:2 verkürzt werden. Auch in der Folge, war man die bessere Mannschaft, brachte den Ball jedoch nicht über die Linie. Unvermögen paarte sich dabei mit dem guten Hoffenheimer Keaper. Mit dem 1:3 nach der Halbzeitpause, schien dann endgültig alles verloren, aber die Herthaner steckten weiter nicht auf. Leckie verkürzte und kurz vor Schluss traf Lazaro durch einen wunderbaren Distanzschuss zum 3:3 Endstand. Ein fantastisches Spiel, das die Berliner Morgenpost treffend zusammenfasste: „3:3 gewonnen“.
Nach dem Abpfiff, gönnte ich mir noch ein Cider auf dem Parkplatz, ehe der Abend wieder einmal mit einem Stück Portugal zu Ende ging. 11 Punkte aus fünf Spielen vor der Winterpause fordere ich noch ein, dann war es eine gute Hinrunde. Weitermachen!