Bundesliga
Zuschauer: 31.632
Multifunktionsarena Düsseldorf
Gegen 16:00 verließ ich meinen Arbeitsplatz und leitete das Wochenende ein. Schön blöd, wenn man sein kostbares Wochenende mit Hertha BSC verbringt. Der Vorteil an einem Freitagspiel ist, dass man das ganze Wochenende noch mehr oder weniger frei gestalten kann. Braucht man sich nichts vormachen: Im eng getakteten Spielplan freut man sich über solche Möglichkeiten. Vor allem, weil die Anreise für mich am Freitagabend auch sehr kurz war. Netterweise öffneten sich in Düsseldorf für mich noch die Türen von zwei Freunden, wo wir gemütlich abschnackten und ich noch mit vorzüglicher Ciabatta gemestet wurde.
Die Stärkung sollte wichtig sein, denn direkt die Anreise sorgte wieder für Hassausschlag bei mir. Man steige in eine vollbesetzte Bahn, stelle die dümmsten Nordrhein-Westfalen um dich herum und mache eine 20minütige Pause ohne Gründe zu nennen. Schon hat man die Zutaten für eine durchschnittliche Bahnfahrt in diesem Bundesland zusammen. Zeitlich war ich durch die langwierige Anreise etwas unter Druck und so erreichte ich erst gegen 20:00 bei strömendem Regen das Stadion. Am Einlass ging alles schnell und in der Vorhalle des Blocks begrüßte ich die Anderen. Im Block war zu diesem Zeitpunkt noch niemand, denn die Mannschaft sollte mit dem passenden Spruchband „Wer verarscht hier wen?“ noch einmal aufgerüttelt werden.
Gut, dass wir diese freche Aussage von Niklas Stark direkt aufgegriffen haben. Dicht an dicht drängten wir uns dann in den Block, um dem Virus ja keine Chance zu geben. Als Zwischenfazit muss man wirklich von einer schlechten Saison für Hertha BSC sprechen. Nicht nur auf dem Rasen, sondern auch auf den Rängen zeigen wir uns nicht von der besten Seite. Auch heute war der Block nur sehr spärlich gefüllt und auch viele bekannte Gesichter fehlen. Hoffen wir, dass das nur eine Momentaufnahme ist.
Beim Zuschauen des Spiels wähnte ich mich einmal mehr in einem schlechten Film. Nach sechs Minuten stand es 1:0 für Düsseldorf. Nach 9 Minuten 2:0 und mit dem Pausenpfiff schien Fortuna das Spiel mit dem 3:0 entschieden zu haben. Zu Beginn des Spiels versuchte der Gästeblock sich den Frust der letzten Spiele nicht anmerken zu lassen. Das fiel nach den Gegentoren immer schwerer und der Hass auf die Mannschaft dominierte immer mehr. Mit dem 3:0 zur Pause war wohl jedem klar, dass die Partie heute gelaufen ist. So gab es in der Pause Diskussionen zwischen den Gruppen wie man mit der Situation umgeht. Schlussendlich entschied man sich dafür den Block nicht zu verlassen, aber eben auch nicht mehr aktiv zu supporten. Dieser Entschluss wurde spätestens nach dem 3:2 und dem sichtbaren Aufbäumen der Mannschaft immer schwerer durchzuhalten. Gegen Ende gab es dann auch Schlachtrufe und vereinzelte Gesänge. Gefiel nicht jedem im Block, aber ich fand es irgendwie schön zu sehen. Wir sind in erster Linie eben doch alle Fans dieses Vereins und wollen die Mannschaft natürlich nicht verlieren sehen. Da ist mir solch eine authentische Reaktion lieber als hinterher beleidigt dazustehen und zu sagen: „Wir sind unserem Plan zu 100% treu geblieben“.
Zur Mannschaft bleibt einem trotzdem nicht wahnsinnig viel zu sagen. Wie kann man so in diese erste Halbzeit gehen? Die zweite Halbzeit war stark und es war durchaus die Möglichkeit auf das Siegtor gegeben. Aber umso wütender machen mich die Auftritte dieser Truppe. Es ist offensichtlich, dass die Mannschaft mehr kann. Aber sie kann oder will es nicht abrufen. Nach dem Spiel stellten sich zumindest einige Spieler den Fans am Gästeblock. Darida, Skjelbred, Wolf, Klünter und Ibisevic redeten einige Minuten mit den Vorsängern der Ostkurve Hertha BSC.
Düsseldorf ist für mich ein Verein, den niemand braucht. Daher war ich auch ziemlich genervt, dass wir aufgrund unserer Ruhephase ausgiebig Zeit hatten, um den Fans der Fortuna zuzuhören. Es war recht laut, aber mich riss das alles nicht vom Hocker. Ein Verein, der in der zweiten oder in der dritten Liga besser aufgehoben wäre.
Nach dem Spiel war der direkte Zugang zur S-Bahn versperrt. Also musste ich einen riesigen Bogen laufen und die Schmach über mich ergehen lassen nicht in die leere Bahn einsteigen zu dürfen. Ich kam nämlich direkt an der Station vorbei, wo die Bahn wendet. Der Einstieg muss jedoch über die volle Stadionhaltestelle erfolgen. Dort hat man die ohnehin schlechte Situation durch eine Veränderung noch einmal verschlechtert und für noch größeres Gedränge gesorgt. Während der Fahrt das Alphabet rückwärts gezählt, um den NRW Trollos nicht zu viel zuzuhören. Für knapp 80 Kilometer brauchte ich letztlich über drei Stunden. An einem guten Tag hätte ich mir das auch mit dem Fahrrad zugetraut…