Tschechischer Pokal
Zuschauer: 500
Stadion Na Šlajsi
Ein Pokalspiel in Tschechien und dies in annehmbarer Entfernung von unserem Urlaubsort. Sofort war mir klar, hier gibt es keine Ausreden. Wir befanden uns in der wunderschönen Weinregion Mähren und so konnten wir die Hinfahrt zum Spiel sogar bereits für echte touristische Zwecke nutzen. Mit gemieteten Fahrrädern fuhren wir über schöne Fahrradwege in Richtung des heutigen Spielorts. Die malerische Landschaft mit Weinbergen, Seen und Feldern haute mich richtig vom Hocker und entsprach so gar nicht dem Tschechien Klischee, das man sich in seinem kleinen einfältigen Köpfchen so zusammengebaut hat.
Die letzten Kilometer waren dann etwas suboptimal und führten uns an der Landstraße entlang zum Spielort. Da wir mitten auf der Landstraße fuhren und die Autos links und rechts an uns vorbeizischten, traten wir ordentlich in die Pedale und sprinteten bei der Einfahrt in den Ort um das Grüne Trikot. Leider hatten die Organisatoren des Radrennens die Strecke jedoch nicht weiter markiert und so suchten wir vergeblich Hinweise für den Aufenthaltsort des Stadions. Auch das vermeintlich schlaue Telefon konnte uns nicht helfen und so sank die Laune schon auf den Tiefpunkt. Ein fachkundiger und englischsprachiger Dorfbewohner konnte jedoch helfen und fuhr mit seinem Fahrrad vorweg zum Stadion. Vielen Dank!
Dadurch kamen wir fast pünktlich auf den Sportplatz und wieder durchfuhren Glückshormone meinen Körper. Der Amateurfußball in Tschechien lebt einfach. Am Sportplatz war richtig Alarm und circa 500 Leute fieberten bei diesem Pokalspiel mit. Die eine ausgebaute Seite punktete durch eine sehenswerte Tribüne und auf den anderen Seiten konnte man es sich auf einigen Hügeln bequem machen. Dank des guten Wetters fläzten wir uns motiviert in die Abendsonne und genossen dazu ein kühles Pivo. In der Halbzeit genoss ich dann noch eine Klobasa und war vollständig im Fußballhimmel angelangt.
Das Spiel war relativ ausgeglichen, aber die Gäste gingen nicht unverdient mit 0:1 in Führung. Ein Ausgleich und die daraus resultierende Verlängerung hätten unsere Abreise durchaus spannender gemacht. Selbst der Torwart kam bei zwei Gelegenheiten noch mit vor den Kasten- es blieb jedoch beim knappen 0:1. Dem Klabauterkeaper fielen wohl Steine vom Herzen, denn so konnten wir die letzte Zugverbindung des Tages noch erreichen.
Wir radelten gemütlich in die Richtung, in der wir den Bahnhof vermuteten und trafen dabei wieder unseren freundlichen Dorfbewohner, der nun auf Deutsch mit uns plauderte und dann verwundert nachfragte: „Ihr wollt zum Bahnhof?“. Dann seid ihr hier aber falsch. Also fuhren wir ihm ein weiteres Mal hinter her und kamen somit auf der richtigen Seite der Gleise heraus. Unsere Zugverbindung brachte uns einen 1,5 stündigen Aufenthalt im sehr uninspirierenden Breclav. Wir ließen uns dort von Moskitos zerfressen und fanden dann völlig überraschend eine coole Craft Beer Bar, die uns den Aufenthalt versüßte. Auf zum letzten Zug und wir ernteten einen verwunderten Blick vom Schaffner, als er unsere Fahrräder sah. Er fing sich jedoch sofort, öffnete die Tür zu seinem Privatabteil und hob unsere Fahrräder herein. Sehr stabil. Schwups waren wir auch wieder in unserem Ort, traten noch ein paar Mal in die Pedale und gingen glücklich ins Bett.



