Estádio Aurelio Pereira: Alcochette
Zuschauer: 250
Liga Revelacao
Ich war noch nie in der Akademie von Sporting. Der Hauptgrund dafür ist, dass diese quasi unerreichbar auf der anderen Flussseite liegt. Vor allem, wenn man am Wochenende das Stadion besuchen möchte, wenn auch der sehr sporadische Linienbusverkehr (der einen auch nicht wirklich nah an das Stadion bringt) zum Erliegen kommt. Wie so oft steigert diese vermeintliche Unerreichbarkeit natürlich nur den Wunsch das Spiel zu sehen. Zudem gab es am heutigen Samstag praktisch keine Konkurrenz und keine Alternative. Während es Sonntag zahlreiche Spiele gab, gab es heute im Lissaboner Großraum fast nichts. Also hatte ich mich entschieden das Spiel trotzdem zu besuchen. Eigentlich wollte ich das mit einer Boot& Taxi Kombi machen- nach dem Hertha Sieg entschied ich mich jedoch spontan um. Geiz hilft einem doch auch nicht. Mehr als den Sarg mit Geldscheinen auszutapezieren, kann man später mit dem Geld auch nicht machen und so hatte ich spontan einen Mietwagen für den nächsten Morgen gebucht.
Oder so dachte ich: Am nächsten Morgen ging ich zum Mietwagenverleih und fand eine verschlossene Tür vor. Also klopfte ich an die Scheibe und mir wurde Einlass gewährt. Nur leider hatte der Mann das Talent die wirklich schmerzenden Fragen zu stellen: „Hast Du denn eine Bestätigung des Wagens bekommen?“. Naja- irgendeine Mail gab es da. Aber schnell wurde klar: Es war keine offizielle Bestätigung und in der Folge wurde mir wortreich erklärt, dass das ja auch nicht möglich sei, wenn ich um 22:30 eine Buchung mache und dann am nächsten Tag um 09:30 auf der Matte stehe. Touché. Die Wagensituation wäre auch ganz schlecht. Stück für Stück erweichte ich jedoch mit meinem Portugiesisch und meinen wohlplatzierten Hinweisen bzgl. Hertha & Sporting sein Herz- und siehe da: Es gäbe noch eine Chance. Ein gerade zurückgegebener Fiat 500, den ich eventuell haben könnte, wenn er nicht zu schmutzig wäre. War er nicht. Jetzt mussten nur vier Autos ausgeparkt und wieder eingeparkt werden und schon konnten wir zurück ins Büro, um den Mietvertrag aufzusetzen. Die Verabschiedung war fast wie unter alten Freunden: Wortreich wurde mir der Weg erklärt und mit einer Faust und einer Umarmung in Worten wurde ich auf den Weg geschickt.
Über die längste Brücke Europas: Die Ponte Vasco da Gama ging es auf die andere Flussseite. Es war kaum Verkehr und einfach ein großes Vergnügen dieses Bauwerk befahren zu dürfen. Eben noch im Trubel von Lissabon wurde es mit jedem zurückgelegten Kilometer ruhiger. Das Navigationssystem führte mich immer weiter in das Nichts und verlangte dann noch von mir in einen staubigen Feldweg einzubiegen. Wie eine Oase tauchte dann tatsächlich die Akademie von Sporting auf. Eine interessante Wahl der Location: Aber in Ruhe arbeiten kann man hier vermutlich. Mir tut es nur etwas leid für die Kinder, die hier leben – bzw. die Eltern, die diese Fahrten übernehmen müssen. Die Spieler sollen ja auch für Sporting und für Lissabon stehen und nicht für einen friedlichen Fleck im Nirgendwo.
An der Pforte wurde man nach der Vereinspräferenz gefragt und so folgte ich dem Weg für die Sportinguistas. Am Eingang erhielt man ein kostenloses Ticket ausgehändigt. Vielen Dank! Gegner von Sporting war die U23 Mannschaft von Estoril. Am darauffolgenden Tag sollten sich dann auch die Profimannschaften messen. Auf der Seite von Sporting waren vor allem Angehörige und einige Fans vertreten, die das Spiel ruhig verfolgten. Im Gästeblock waren einige Leute aus Estoril, die sich ab und an Gehör verschafften.
Die Liga ist etwas komisch und quasi eine reine Reserveliga. Der Fußball war aber recht sehenswert und ich konnte bestätigen, was man in den Straßen Lissabons raunte: Estoril hat eine sehr gute Jugendarbeit und ist auf einem guten Weg. Estoril pflegte einen sehr gepflegten Ball und konnte Sporting nicht unverdient mit 1:2 besiegen. Schade, denn ich hatte beim Buchmacher ein Unentschieden gesetzt.
Nach dem Spiel ging es mit dem Auto nach Alcohette, wo ich vor dem nächsten Spiel noch etwas Zeit am Strand des Tejos verbrachte.


