15.04.2024 FC Vizela- GD Chaves 0:1

Portugal Primeira Liga

Zuschauer: 2.895

Estádio do Futebol Clube de Vizela

In den ersten Tagen in Porto siegte bei der Spielauswahl ein wenig der Spieltrieb- nun wurde es aber Zeit die wirklich wichtigen Aufgaben im Leben anzugehen. Nachdem ich jahrelang überhaupt nicht groß auf Statistiken achtete, ist mittlerweile der Wunsch der Ligenkomplettierung nicht mehr zu leugnen. Spätestens seit dem neuen Stadion des FC Freiburgs und meiner auslandsbedingten Abwesenheit, wurmt mich die 0 bei der Anzahl der komplettierten Ligen doch sehr. Portugal bietet da einige schöne Möglichkeiten. Ob es am Ende klappt, mal gucken: Aber heute sollte mit dem Heimspiel des FC Vizela ein erster kleiner Schritt in Richtung der Komplettierung der ersten Liga gegangen werden.

Einmal mehr mit dem Zug ging es in Richtung des heutigen Spielorts. Es ist wirklich völlig verrückt wie viele Erst- und Zweitligisten in den Dörfern des Nordens angesiedelt sind. Vizela ist mit knapp 23.000 Einwohnern jetzt auch nicht gerade eine Metropole. Die Adelsfamilien des Ortes spielten in der portugiesischen Geschichte aber eine wichtige Rolle und ein schöner Park in Porto ist dem Adelsgeschlecht aus Vizela zu verdanken.

Am Bahnhof angekommen, machte ich mich an den Aufstieg zum Stadion. Das hatte schon fast Betzenbergvibes, wie es zu dem Stadion nach oben ging. Recht schnell gab es noch ein paar andere Fußgänger, was es zu einem netten Abendspaziergang vor dem Hintergrund der langsam untergehenden Sonne machte. Am Stadion angekommen stellte ich fest, dass meine Barreserven fast vollständig aufgebraucht waren. Gibt es eine höhere Strafe in Portugal? Mühsam kratzte ich meine letzten Münzen für ein Sandwich und ein Wasser zusammen.

Mein portugiesischer Lieblingssupermarkt bietet zurzeit für fast alle Spiele der portugiesischen Liga Tickets für 5 Euro an. Die Hälfte des Geldes bekommt man im Anschluss als Einkaufsguthaben wieder zurück- Das ist natürlich ein schönes Hilfsmittel für die kostengünstige Komplettierung der Liga. Etwas Verwirrung gab es um das Ticket aber natürlich und schließlich wurde ich zu einem anderen Eingang geschickt, als das Ticket vermuten ließ. Das bedeutete, dass mein Sitzplatz leider nicht zugänglich war. Ich versuchte also einen freien Platz zu ergattern. Man merkte aber sofort am Blick der Leute, dass sich hier jeder kennt und der Platz offensichtlich jemand anderem gehört. Mist! Hier kannte sich wirklich das ganze Dorf.

Das passierte mir dann noch drei weitere Male- ehe ich dann ganz außen einen Platz fand. Kurze Zeit später registrierte ich, dass ich nun inmitten der Chaves Fans saß. Nun ja! Circa 30 Fans aus Chaves saßen in diesem Bereich und stimmten immer mal wieder einen einfachen Sprechchor an. Ansonsten waren sie sehr pöbelaffin und lustig drauf.

Vizela hatte einen kleinen Stimmungsblock auf der gleichen Tribüne, der aber eher selten in Erscheinung trat. Dafür war das restliche Publikum gut aufgelegt. Insbesondere auf der Haupttribüne gab es einen ansehnlichen Teil, der das Spiel komplett im Stehen verfolgte und ständig angezündet war. Die Beschimpfungen fielen selbst hier in Portugal noch einmal heraus.

Auf dem Rasen trieb das Abstiegsgespenst sein Unwesen. Der Letzte spielte gegen den Tabellenvorletzten. Beide Mannschaften hatten auch schon etwas den Anschluss zum Relegationsplatz verloren. Um ebenjenen Relegationsplatz kämpften sagenhafterweise mindestens neun Mannschaften, die sich alle in einem Punkteradius von drei Punkten bewegten. Unmöglich vorherzusagen, wie das Rennen am Ende ausgehen wird. Vermutlich etwas leichter vorherzusagen: Die Luft wird echt dünn für Vizela und Chaves. Das einäugige Chaves konnte das Spiel gegen die Blinden aus Vizela durch einen abgefälschten Schuss gewinnen. Beide Mannschaften waren aber einfach grottenschlecht.

Ich sah schon gegen Ende des Spiels wie sich Polizisten und Securities etwas positionierten und ich ahnte schon die Gefahr einer Blocksperre. Daher stand ich dann mit dem Abpfiff schnell auf- dass mich dann aber sogar ein Staatsdiener am Handgelenk packen würde, stand dann doch nicht auf meinem Plan. Nach etwas Hin- und Her Geplänkel ließ er mich dann doch gehen- ob ihn überzeugte, dass dies in diesem Bauernstadion der einzige freie Bereich war oder dass ich Deutscher war- wer weiß es am Ende. Relativ existenziell war es auf jeden Fall, denn am Ende hatte ich zehn Minuten Puffer am Bahnhof, um den letzten Zug nach Porto zu bekommen. Abends in Vizela zu stranden hätte jetzt auch nicht unbedingt sein müssen. So ging es dann aber zurück und angeekelt sah ich zwei peinlichen Casual Dän*innen in Vizela Trikot zu, wie sie sich mit den Einheimischen versuchten zu verbrüdern. To be continued im Rio Ave Bericht…

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