Stadion an der Alten Försterei: Berlin
2. Bundesliga
Zuschauer: 21242
Die Anreise ins finstere Köpenick, war heute eine echte Herausforderung, denn es gab einen Feuerwehreinsatz in Neukölln, wodurch die Ringbahn nur sehr eingeschränkt fuhr. Am Südkreuz passierte erst einmal gar nichts und so befürchtete ich schon den Anpfiff zu verpassen. Nach 15 Minuten erbarmte sich dann jedoch eine Bahn und fuhr ein. Diese war dann dementsprechend voll und wir mit unseren Fahrrädern, wurden nicht gerade frenetisch bejubelt. Ein älterer Herr wies mich dann auch lautstark darauf hin, wie ich ein Fahrradabteil erkennen würde und schimpfte wütend vor sich hin. Unverhoffte Hilfe kam von einem anderen Fahrgast, der ihn anpflaumte: „Zieh Deinen dicken Bauch ein, dann kommst du auch vorbei.“ Ab Schöneweide ging es dann die letzten Kilometer mit dem Fahrrad bis zum Stadion. Auch dank der entspannten Einlasssituation, kamen wir 15 Minuten vor Spielbeginn im Block an. Das war großes Glück, denn gerade die erste Halbzeit war einfach nur unfassbar. Beide Teams spielten tollen Offensivfußball und fabrizierten haarsträubende Fehler in der Defensive. So stand es völlig kurioserweise bereits nach 32 Minuten 3-3. Die sechs Treffer fielen innerhalb von 20 Minuten und bei konsequenterer Chancenverwertung, wäre sogar ein 5-5 zur Halbzeit denkbar gewesen. Nach der Halbzeit war es nicht mehr ganz so furios, und Union konnte mit 4-3 gewinnen. Ein unglaublich unterhaltsames Spiel und eine tolle Leistung von beiden Mannschaften. Schade für Kiel, denn ein Unentschieden wäre das gerechtere Ergebnis gewesen. Auch auf den Rängen machten beide Seiten heute einen guten Eindruck, wobei der Spielverlauf dem natürlich auch sehr zuträglich war. Union startete mit einer Choreo mit dem Motto: „34+X= Alle in Rot“ in die Partie. Hinter dem Spruchband gab es rote Fahnen, Luftballons und Luftschlangen zu sehen, was zu einem schönen Intro führte, auch wenn mich das Motto jetzt nicht vom Hocker haute. Stimmungsmäßig war das auch solide, vor allem, wenn die umliegenden Tribünen mit in die Gesänge einstiegen. Das war aber vor allem bei den Klassikern und Standardmelodien der Fall. Abgesehen von der Choreo, scheint man sich in Köpenick aber nur wenig aus dem optischen Bild zu machen, denn Fahneneinsatz und Geschlossenheit bei den Schalparaden kann man nur mit viel Wohlwollen erkennen. Pluspunkte gab es aber für das Spruchband: „1984 ist endgültig heute. Projekt Südkreuz: Gläserner Bahnhof für gläserne Leute.“ Sackstark. Die Fans von Holstein Kiel sah ich das erste Mal und sie übertrafen meine Erwartungen. Man merkte, dass jeder Anwesende Lust auf dieses Spiel hatte und so gab es einen stimmungsvollen Auftritt zu hören. Auch wenn im Gästeblock sicher der eine oder andere Gelegenheitsfan zu finden war, schafften sie es gut, den ganzen Block mit einzubeziehen. Beide Fanlager feierten ihre Teams noch weit bis nach Abpfiff. Wirklich ein toller Fußballabend, mit einem irren Spiel. Irgendwie läuft es bei der Spielauswahl momentan ziemlich gut. Auch die Rückfahrt verlief wie am Schnürchen und so waren wir Ruckzuck, wieder im wunderschönen Südberlin.