Stadion der Freundschaft: Cottbus
DFB Pokal
Zuschauer: 17516
Das Mammutwochenende ging weiter und nach einem Vormittag, der viel zu früh vorbeiging, saß ich mit zauberhafter Begleitung bereits wieder in der S-Bahn zur Friedrichstraße. Von dort ging es mit dem Regionalexpress direkt in die selbsternannte schönste Stadt der Lausitz. Der Zug war ziemlich voll und so kamen wir in den zweifelhaften Genuss einen Schwaben und einen Ossi als Sitznachbarn begrüßen zu dürfen. Eigentlich darf man das Haus nicht ohne Ohrenschützer verlassen, es sei denn man neigt zu niedrigem Blutdruck. In Chóśebuz angekommen, machten wir noch einen kleinen Spaziergang in Richtung der Altstadt und näherten uns dann von hinten dem Stadion. Wir hatten heute fantastische Plätze im Unterrang der Osttribüne. Die Eintrittspreise waren unglaublich fair und so zahlten wir für Plätze auf Höhe der Mittellinie nur 12€. Schön, dass auch einmal ein Verein der Versuchung widersteht die Leute bei einem besonderen Spiel auszubeuten. Cottbus startete das Spiel mit einer Choreo über drei Tribünen. Das Motto lautete: „Fußballclub aus Cottbus – Unser ganzes Leben lang“. Dazu gab es in weiten Teilen des Stadions rote und weiße Fahnen, bzw. Pappen zu sehen. Das Bild war nicht ganz rund, vor allem da es sehr lange dauerte, bis die Choreospruchbänder an ihrem Platz waren. Als es so weit war, ging den meisten Tribünenbesuchern bereits die Kraft aus und die 40g schweren Zettel konnten nicht mehr nach oben gestemmt werden. Wenn man bedenkt wie viel Arbeit und Herzblut Leute in diese Choreografien stecken ist es herzzerreißend, dass ein Teil der Besucher es nicht einmal schafft sich für zwei Minuten von seinem Sitz zu erheben und so zu einem gelungenen Bild beizutragen. Nun denn, willkommen in Deutschland! Das Spiel ging ab wie die Feuerwehr. Es wirkte so, als ob Cottbus hier das klassenhöhere Team wäre und so ging die Truppe bereits in der sechsten Minute mit 1:0 in Führung. In der 28. Minute erhöhte Cottbus durch einen traumhaften direkten Freistoß auf 2:0. Stuttgart wirkte komplett verdattert und zu keiner Zeit war hier ein Klassenunterschied zu erkennen. Durch eine gute Einzelaktion und ein ganz bitteres Eigentor, konnte sich Stuttgart aber in die Verlängerung retten. Auch da hatte Cottbus die besseren Chancen, aber Fußball ist einfach ein ungerechter Sport und so konnte Stuttgart sehr glücklich im Elfmeterschießen gewinnen. Ein bitteres Ende nach einer couragierten Leistung der Cottbuser.
Auf den Rängen war es ebenfalls ein stimmungsvoller Auftritt. Von der Lautstärke hatte Cottbus leicht die Nase vorne. Vor allem in der Verlängerung stimmten dann auch die benachbarten Tribünen verstärkt mit in die Gesänge ein und so wurde es für Stuttgart schwer dagegen zu halten. Auch die Stuttgarter Fanszene, hinterließ hier aber heute einen guten Eindruck. Gerade der untere Bereich des Blockes war ständig in Bewegung, verschiedene Fahnen wurden fast durchgängig geschwenkt und auch die Melodien gingen gut ins Ohr. Während man über die Stuttgarter Szene positive Worte verlieren kann, fällt das über die ganzen in Berlin wohnenden Schwaben schwerer und so durfte man sich auch auf der Rückfahrt widerliche Gespräche im schrecklichsten Dialekt der Welt anhören. Vor lauter Verzweiflung stiegen wir schon in KW aus und legten den Rest der Strecke mit der S-Bahn zurück. Dennoch war es ein schöner Pokaltag, mit einem leider suboptimalen Ergebnis.