Olympiastadion: Berlin
Zuschauer: 44751
1.Bundesliga
Und schon wieder sollte ich in das zweifelhafte Vergnügen kommen, die Schaben live in Aktion zu sehen. Bei erfreulicherweise recht gutem Wetter, ging es quietschvergnügt in Richtung Oly. Bisher war alles nur Vorgeplänkel und so war ich froh, dass es endlich wieder losgeht. Einen großen Schockmoment gab es aber auf dem Hinweg noch zu überstehen, denn circa 30 Meter vor mir stürzte ein Radfahrer ohne Fremdeinwirkung schwer. Als ich eintraf, war er nicht ansprechbar und hatte einen epileptischen Anfall. So hieß es erst einmal den Krankenwagen rufen, der sich mit dem Eintreffen aber ordentlich Zeit ließ. Zum Glück hielten auch einige andere Leute und auch den Gestürzten hatte es nicht so hart getroffen wie befürchtet. Nach einer Zeugenaussage bei meinem Freund und Helfer, ging es dann für mich weiter zum Stadion. Zunächst holte ich noch meine Auswärtskarten bei der Fanbetreuung ab und betrat dann die geliebte Ostkurve. Diese war eine Stunde vor Anpfiff noch relativ spärlich gefüllt, was mich doch etwas verwunderte. Nur 45.000 Zuschauer fanden sich heute im Stadion ein, was wirklich enttäuschend ist. Wieso gehen zu einem komplett irrelevanten Testspiel gegen Liverpool mehr Leute als zum Bundesligaauftakt?
Zu Beginn zeigte die Ostkurve heute eine anspruchsvolle Choreo. Mithilfe einer Seilkonstruktion wurde ein riesiger Hertha Jubiläumswimpel hochgezogen, der in monatelanger Handarbeit erstellt wurde. Garniert wurde das Ganze mit blauen und weißen Fahnen, die in der gesamten Ostkurve und im Oberring geschwenkt wurden. Das Bild wurde vor und nach der Schweigeminute etliche Minuten gehalten. Wirklich top und ein großes Lob an alle Aktiven, die wieder unzählige Stunden in die Erstellung der Choreo investiert haben. Die Sprechanlage funktionierte heute nicht, wodurch die Stimmung per Megafon koordiniert werden musste. Eine echte Herausforderung bei dieser großen Kurve. Leider gelang das heute auch nicht so gut und die Stimmung kann bestenfalls als passabel bezeichnet werden. Wenn es irgendwo einmal eine Kanonmeisterschaft geben sollte, dann haben wir aber gute Karten. Gerade in den Randblöcken der Kurve, ist nicht gerade ein Überfluss an Taktgefühl vorhanden und Lieder werden teilweise in Doubletime vorgetragen. Im weiten Rund drückten fast 10.000 Leute den Schaben die Daumen. Ich wäre überrascht, wenn mehr als 3.000 davon wirklich aus Stuttgart kamen. Man hörte die Gäste über weite Strecken des Spiels in unserer Kurve, was bei Weitem nicht immer passiert. Ein durchaus guter Auftritt, vor allem wieder im optischen Bereich. Gemeinsam mit den Gästen gab es auch wieder eine Spruchbandaktion und einen Wechselgesang gegen den DFB. Die Ankündigung vorerst auf Kollektivstrafen zu verzichten, ist ein guter erster Schritt, aber es wird abzuwarten sein, inwiefern bei den hohen Funktionären wirklich Dialogbereitschaft vorhanden ist. Nach dem Spiel wurde mit der Mannschaft in der Kurve zu „Wer nicht hüpft der ist ein Schwabe“ gefeiert.
Auf dem Spielfeld war das heute keine Glanzleistung. In der ersten Halbzeit gefiel mir die Mannschaft vor allem in der Defensive eigentlich ganz gut. In der zweiten Halbzeit war das eher dünne, aber ironischerweise fielen hier die beiden Treffer für die alte Dame durch Neuzugang Mathew Leckie. Ausgerechnet Leckie würden wohl die Sportmoderatoren sagen, denn ebenjener Neuzugang wurde mit viel Hohn und Spott begrüßt. Mir ging dieser ganze Pessimismus sowas von auf den Sack, sodass ich vor der Saison um einen Kasten Bier gewettet hatte, dass Leckie mindestens fünf Tore schießt. Ein guter Start! Für mich ging es dann zügig mit dem Fahrrad nach Hause und pünktlich zu Beginn der Sportschau ließ ich den sturmfreien Abend in meinem Sessel ausklingen. Ein schöner Start in die Saison. Weiterkämpfen!