Trotz eines intensiven Spielplanstudiums gehen einem manchmal Highlights durch die Lappen. So sollte es auch heute sein, denn Dynamo spielte in Bochum. Das erfuhr ich aber erst von einem Spieltagsplakat in ebenjener Stadt. Da die Tickets für Hannover bereits gekauft waren, siegte die Vernunft und man sah von einem Spielbesuch ab, auch wenn dieser sogar in Ansätzen noch möglich gewesen wäre. Aber vor Abpfiff abhauen, ist irgendwie auch bescheuert. Also ging es an einem endlich mal wunderbar sonnigen Tag in die niedersächsische Landeshauptstadt. Gemütlich schlenderten wir durch die Stadt, hauten uns in den Park am Rathaus und dann noch an den Maschsee. So entspannt kann ein Sonntag gerne mal sein. Wir hatten Karten für die Südkurve und begegneten somit vielen Schalkern. Ein Großteil der Pottler lief in den Mottoshirts herum, die am heutigen Tag massenweise unter das Volk gebracht wurden. Schalke lief in einem Marsch zum Stadion, von dem wir jedoch nichts mitbekamen. Die aktive Fanszene von Hannover 96 befindet sich momentan in einem Stimmungsboykott aufgrund der Vereinsübernahme von Martin Kind. So gab es auf deren Seite einen Spruchbandmarathon, der sich vor allem gegen ebenjene Person richtete. Ein Großteil befasste sich mit den fehlenden demokratischen Verfahren, denn der Anteilsverkauf erfolgte gegen einen bestehenden Beschluss der Mitgliederversammlung. Außerdem wurde eine dreistellige Anzahl an Mitgliedsanträgen einfach abgelehnt, vermutlich weil sie dem Kind-feindlichen Lager zugerechnet werden. Es wirkt dementsprechend wie Hohn und Spott, wenn im Stadion Flyer zur Mitgliedergewinnung ausliegen. Ein Großteil der Fans schien von dem Stimmungsboykott nicht viel zu halten und so gab es ab und an Versuche Lieder anzustimmen, die jedoch in den wenigsten Fällen eine passable Lautstärke erreichten. Als in der zweiten Halbzeit gemeinsam mit den Schalkern Gesänge gegen Martin Kind ertönten, stimmte vielleicht ¼ der Stadionbesucher mit ein, während der Rest ein Pfeifkonzert startete. Diese Momente frustrieren einfach ungemein und es bleibt wirklich zu hoffen, dass die Fanszene in Hannover standhaft bleibt und man sich nicht in den eigenen Reihen zerfleischt.
Schalke war besonders in der ersten Halbzeit auf Trab. Es waren bestimmt 12.000 Schalker im Stadion und die einheitlichen weißen T-Shirts, sowie das Fahnenintro machten optisch schon etwas her. Auch akustisch war das durch eine hohe Mitmachquote in der ersten Halbzeit gut. In der zweiten Halbzeit sackte das aber ordentlich ab und nach dem Rückstand, plätscherte die Stimmung nur noch aus. Ein solider Auftritt der Nordkurve. Auch wenn ich mich dem Hannoveraner Spruchband bezüglich des Turbokapitalismus der Ultras Gelsenkirchen gerne anschließe. Ob eine Choreo wirklich 120.000 Euro kosten muss, ist doch etwas fragwürdig.
Das Spiel war nichts für Feinschmecker. Hannover war die klar bessere Mannschaft und gewann völlig verdient mit 1:0. Von Schalke kam spielerisch sehr wenig. Auch der Videoassistent schaltete sich wieder ein, aber die Szene blieb trotzdem strittig. Nach dem Spiel ging es zügigen Schrittes zum Bahnhof und mit einer kleinen Verspätung im Gepäck in die Hauptstadt.