Stadion am Allerpark: Wolfsburg
Zuschauer: 25214
Bundesliga
Wolfsburg ist für fast jeden, den ich kenne der Inbegriff von Trostlosigkeit. Diese Meinung ist so universell, dass ich eine enorme Anstrengung unternahm, um nicht automatisch alles doof zu finden. Bei meiner Anreise am Freitag hatte ich überraschend einen Aufenthalt in Wolfsburg und nutzte die Zeit für einen kleinen Spaziergang. Es gab ein Wettbüro in Nähe des Bahnhofs, sodass ich direkt einen kleinen Pluspunkt vergeben konnte. Am Spieltag selber fuhr ich mit dem Auto in die Autostadt. Wie treffend. Ich parkte auf dem kostenlosen Parkplatz am Hauptbahnhof (ein weiterer Pluspunkt) und lief zum Stadion. Das Outlet Shopping-Center hatte heute verkaufsoffenen Sonntag und somit war Mord und Totschlag angesagt. Überall waren Leute mit viel zu großen Einkaufstüten unterwegs. Zudem war der komplette Fußweg auf dem Weg zum Stadion zugeparkt von Autos mit Kennzeichen aus ganz Deutschland. Wer am Sonntag nach Wolfsburg ballert um dort ins Outletshoppingcenter zu ballern und dann noch den Fußweg zuparkt, hat irgendwie jegliches Existenzrecht verloren. Das sah auch der Mann vom Ordnungsamt so, der offensichtlich seinen freien Tag beendet hatte und genüsslich jedem einzelnen Wagen einen Strafzettel verpasste. Richtig so!
Gegen 17.15 erreichte ich dann das Stadion und quälte mich durch die penible Kontrolle. Dann ging es hoch in den Block, der schon prall gefüllt war, was jedoch bei der Größe nicht sonderlich verwunderlich ist. Wolfsburg ist neben neuerdings Leipzig unsere kürzeste Auswärtsfahrt und so reisen immer zahlreiche Berliner mit, die man sonst eher weniger bei Spielen sieht. Eine Realität für viele Szenen, für mich immer wieder gewöhnungsbedürftig. Irgendwie bin ich auch ganz froh, mit unserem kleinen, aber feinem Kern. Die Stimmbänder wurden heute mit einem neuen Lied eingeölt, das jedoch auch aufgrund der langsamen Lernfähigkeit der Umstehenden noch nicht so wirklich einschlug. Dafür ist die Bindung zwischen Mannschaft und Fans enger denn je… Wieder kamen die stolzen Krieger so nah an ihre Fans.
Das Spiel war ereignisreich. Wir hatten uns gerade eingehakt und hüpften durch den Gästeblock, da stand es auch schon 0:1. Ausgerechnet der alternde Krummfuß Ibisevic hatte zum Führungstreffer eingenetzt. Wahnsinn. Danach entfachte Wolfsburg einen irren Druck und bereits nach wenigen Minuten war der Ausgleich erzielt. Dachten zumindest alle, aber nach einer gefühlten Ewigkeit machte der Schiri die unsägliche Kastenbewegung und erkannte den Treffer der Wölfe ab. Natürlich freut man sich in dieser Situation und mit Wolfsburg trifft es auch nicht den schlechtesten, aber dennoch ist dieser Videobeweis einfach bescheuert. Dementsprechend pöbelten wir auch umgehend gegen die „Fußballmafia DFB“ und legten mit „Ihr macht unser’n Sport kaputt nach“. Das fand ich sehr gut, da andere Szenen den Videobeweis gerne mal nur schlecht finden, wenn er ihnen nicht zu gute kommt. Nach weiteren Minuten duplizierten sich die Ereignisse. Wieder Tor für Wolfsburg, wieder ausgedehnter Jubel und wieder eine späte Aberkennung durch den Videoschiedsrichter durch eine vermeintliche Abseitsstellung. Als dann auch noch Gomez einen Elfmeter verschoss, hätte man an das Werkeln des Fußballgotts glauben können. Die Mannschaft jedoch schien einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn zu haben und so verzichtete sie auch in der Folge auf das Fußballspielen und Wolfsburg konnte noch vor der Pause die Partie drehen.
Die zweite Halbzeit wurde nicht weniger turbulent und nach einem Kopfballtreffer von Karim Rekik konnte der Ausgleich erzielt werden. Auch die erneute Führung der Wolfsburger konnte durch den Selke Davie ausgeglichen werden. Ein atemberaubendes Spiel mit einem sehr glücklichen Ende für die blauweiße Hertha.
Die Stimmung war heute gut. Auch bedingt durch das mitreißende Spiel konnte der Gästepöbel immer wieder eine schöne Lautstärke erreichen. Auch von der Liedauswahl gefiel mir das heute sehr gut. Von den Heimfans kam so gut wie gar nichts an. Selbst den Wechselgesang gegen den DFB bekamen sie vom Tempo nicht hin, sodass wir sie auch da an die Hand nehmen mussten. Ein unterirdischer Auftritt. Da helfen auch die ganzen coolen bearbeiteten Bilder nichts. Auch vom sonstigen Publikum ist Wolfsburg nicht geil und trotz meiner Bemühungen kann ich nichts weiteres Positives hervorheben. Ach doch. Mit dem ICE ist man in 50 Minuten in Spandau! Das ist ein riesiger Pluspunkt!