1.Bundesliga
Weserstadion: Bremen
Zuschauer: 40030
Bremen, ach Bremen. Die jährliche Fahrt nach Bremen markiert jedes Mal aufs Neue einen Höhepunkt der Saison dar. Spätestens wenn man am Bremer Hauptbahnhof aussteigt und man von einer grauen Suppe und Nieselregen begrüßt wird, ist es so als wäre man nie weggewesen. Als wir am Samstagmittag in der Hansestadt ankamen, ließ der Nieselregen verrückterweise auf sich warten. Etwas irritiert zogen wir durch die vertrauten Gassen und Straßen und futterten erst einmal einen Rollo im Viertel. Nach etlichen Flanierstunden besuchten wir unsere heutige Unterkunft, stellten die Sachen ab und flanierten wieder gen Viertel.
Die Kneipen waren überfüllt und so fanden wir in einem albanischen Wettbüro Zuflucht, in dem man zu Spottpreisen Getränke erwerben und wunderbar Bundesliga gucken konnte. Gegen 17.00 legten wir die letzten Meter zum Weserstadion zurück und machten den Schlenker zum Ostkurvensaal, wo wir uns mit unserer Bremer Kontaktperson trafen und die Neuigkeiten der letzten Wochen austauschten. Dann trennten sich die Wege und wir betraten circa 45 Minuten vor Anpfiff den Gästeblock. Die Einlasssituation empfand ich für Bremer Verhältnisse als ziemlich entspannt. Die Situation im Block war es weniger. Obwohl aus der aktiven Szene allenfalls Einzelpersonen wie ich vor Ort waren, war der untere Teil des Blocks schon fast überfüllt, durch Leute, die man noch nie gesehen hatte. Als dann auch der Rest der Meute eintraf, kam es zu den vorhersehbaren Konflikten um die unteren Plätze. Wie unkooperativ viele der Einmalfahrer sind, überrascht mich jedes Mal aufs Neue.
Irgendwann stand jeder auf seinem Platz und wir legten kurz vor Beginn los. Die Jungs um Infamous machten heute durch eine optische Aktion auf den Jahrestag der Befreiung von Auschwitz aufmerksam. Außerdem verlas der Stadionsprecher dazu eine Mitteilung. Die optische Aktion hatte ich durch das kurze zuvor geführte Gespräch auf dem Schirm, aber die Mitteilung ging bei vielen im unteren Teil durch den allgemeinen Trubel unter. Dadurch fingen wir direkt bei der Verlesung mit unserem Support an, was zumindest vom Klabauterkeaper als unglücklich bewertet wurde.
Die ersten zwölf Minuten verzichteten wir wie viele Fanszenen in Deutschland auf sämtliches Tifomaterial, um der Forderung nach der einheitlichen Genehmigung von Fanmaterialien wie Fahnen, Doppelhaltern und Megafonen Nachdruck zu verleihen. Bei Werder beteiligten sich bis auf Infamous ebenfalls alle Gruppen an dem Aufruf.
Wir verpennten dann kräftig den Übergang, da Werder just in diesem Augenblick den Führungstreffer erzielte und in der Folge der Videoassistent wieder etliche Minuten im Mittelpunkt des Geschehens war. Dem Treffer vorrausgegangen war ein klarer Ellenbogencheck an Fabian Lustenberger. In der Folge jubelte Werder erst ausgiebig, dann schaltete sich der Videoschiedsrichter ein und dann ging der Schiri noch an den Monitor, sodass der Spaß bestimmt fast drei Minuten dauerte. Wir sammelten derweil fleißig Karmapunkte, denn trotz der für uns vorteilhaften Entscheidung verwünschten wir den DFB und bilanzierten: „Ihr macht unseren Sport kaputt“. Der Videobeweis gehört abgeschafft.
Werder war heute die bessere Mannschaft ohne gänzlich zu überzeugen. Zwei Mal rettete der Pfosten Hertha vor dem Schlimmsten. Kurz nach seiner Einwechslung hatte Ibisevic jedoch die 100% Chance zum 0:1. Natürlich vergab er diese jedoch kläglich. In 94. Minute hatte Werder dann noch die Riesenchance zum Sieg, aber Torunarigha rettete spektakulär auf der Linie und konnte den schmeichelhaften Punkt retten.
Baulich ist der Gästeblock im Weserstadion nach wie vor eine Katastrophe. Man sieht wenig, es ist viel zu eng und die Mundlöcher sind viel zu weit unten. Die Stimmung im unteren Bereich war bemüht, aber zu selten konnten auch die oberen Reihen im Block mal richtig mitgenommen werden. Für Werder sollte es dennoch locker gereicht haben, denn über die gesamte Spieldauer kam bis auf zwei Ausnahmen gar nichts bei uns an. Die grün-weißen Ultras konnten lediglich optisch überzeugen. Ansonsten zeigten sie noch etliche Spruchbänder zu der Situation der Kurden in Syrien.
Nach dem Spiel ging es zu Fuß ins Viertel, wo wir den Abend bei einigen Getränken ausklingen ließen. Ach Bremen, du bist so wunderbar!