- Bundesliga
Olympiastadion: Berlin
Zuschauer: 30908
Genau vier Wochen nach dem letzten Freitagsspiel, wurde ich wieder auf brutale Art und Weise an die Peripherielage meines neuen Wohnorts erinnert. Da meine Kollegen heute aber offensichtlich auch bessere Pläne hatten, als im Büro zu sitzen, fiel mein Aufbruch um 15.15, gar nicht so sehr ins Gewicht. Ich wählte heute die Zuganreise zum Flughafen über die andere Rheinseite. Da ich noch circa 10 Minuten Wartezeit hatte, konnte ich am Bahnhof die wunderbare Sonne genießen und war gleich um einige Drehzahlen entspannter. Die Anreise verlief problemlos und so saß ich kurze Zeit später mal wieder im Flieger, um einen Inlandsflug anzutreten- Haram! Dann war ich auch schon in Tegel und verbrachte noch etwas Zeit in Charlottenburg, bevor ich in Richtung Olympiastadion aufbrach.
Wenn einem mittlerweile 30.000 Zuschauer, als relativ viel vorkommen, weiß man, wo man hingekommen ist. Aber die Marketingkampagne ist auf jeden Fall ein riesiger Erfolg! Dafür haben wir so unglaublich viele Follower in den sozialen Netzwerken. „Hertha findet im Stadion statt“. Eigentlich musste hier heute ein Sieg her. Mainz ist nun wirklich eine Gurkentruppe und die nächsten Aufgaben werden mit Auswärtsspielen in München und Gelsenkirchen nicht unbedingt einfacher. Aber es wäre natürlich nicht Hertha, wenn es anders kommen sollte. In einem furchtbaren Spiel schaffte es Hertha einen absolut blutleeren Auftritt abzuliefern. Da hatte absolut niemand Bock. Mit einem Sieg wäre man ja wieder im Rennen um die Europapokalplätze gewesen und das kann ja nun wirklich niemand wollen. Mainz machte zwei glückliche Tore und fuhr den verdienten Sieg in Berlin ein. Einfach peinlich.
Nach einem recht guten Start passte die Stimmung sich immer mehr dem Treiben auf dem Platz an. Während schon zur Halbzeit Teile des Stadions pfiffen, hielt sich die Ostkurve noch zurück. In der zweiten Halbzeit wurde die Zahl der Unterstützer jedoch immer kleiner, bis schließlich die Unterstützung nach dem 0:2 völlig abebbte. Da habe ich mich in der letzten Woche noch über Leverkusen lustig gemacht, aber ich hatte auch nicht mehr so richtig Lust. Nach dem Spiel schlich die Mannschaft noch an uns vorbei und bekam einige Daumen nach unten entgegengestreckt. Puh, reißt euch doch einfach mal zusammen!
Während des Spiels zeigten wir noch einige Spruchbänder. Die Hauptstadtmafia richtete an unsere Vereinsbosse: „Ihr habt vielleicht den längeren Hebel- Doch wir den längeren Atem“. Ferner kritisierte die Hauptstadtmafia das geplante Polizeiaufgabengesetz in Bayern. Wer sich die geplanten Befugniserweiterung der Polizei durchliest, glaubt an einen bösen Scherz. Bezeichnenderweise tauchten danach drei Polizisten mit Kamera vor unserer Kurve auf. Wer seid Ihr? Außerdem gab es ein Spruchband gegen die dämlich QR Code Tattoo Aktion von unserer Canabisfraktion.
Die Szene von Mainz machte in diesem Spiel ihrem Unmut gegenüber Spielern und Vereinsführung Luft. Die Szene verzichtete auf Zaunfahnen, sondern zeigte zu Beginn und am Ende des Spiels ein Spruchband, das sinngemäß lautete: „Verarscht Ihr uns, verarschen wir Euch.“ Dann enterte die Szene geschlossen den Block und machte durch zahlreiche kleine Fahnen auf sich aufmerksam. Kurz vor Schluss verließ die Szene wieder geschlossen den Block, was ein starkes Bild abgab. Gehört hat man die Mainzer nicht, aber optisch war das eigentlich schick. Auch von der Zahl der Auswärtsfahrer war das mehr als Ordentlich. Mehr Leute hätten wir auf einen Freitag nach Mainz wohl auch nicht gebracht. Traurig, aber wahr. Bedient ging es für mich nach dem Spiel mit Öffis nach Hause.