Südwestpokal
Zuschauer: 800
Kunstrasenplatz an der Petersberghalle
Schon den gesamten Tag war ich heute in Europapokalstimmung und so war ich froh, als ich um kurz vor 5 von der Arbeit verschwinden konnte, um den Mietwagen abzuholen. Dort verlief alles planmäßig und ich sammelte neben dem Klabauterkeaper noch einen Bla-Bla-Car Mitfahrer ein, um die Fahrtkosten etwas zu drücken. Die erste planmäßige Station war die Residenz von Vudi Röller in Mainz, der sich fantastischerweise ebenfalls von der Idee eines Europapokaltrips überzeugen ließ. Das Studium von Soccerway zeigte dann, dass am Mittwochabend noch ein Landespokalhalbfinale im kleinen Gau-Odernheim stattfand. Da konnten wir natürlich nicht nein sagen und so steuerten wir erst einmal einen kleinen Provinzbahnhof an, um den Bla-Bla-Car Mitfahrer gegen Vudi Röller einzutauschen. Aufgrund der bescheuerten Tankregelung von Enterprise, wurde die ganze Nummer zu einer Zitterpartie. Schon 40 Kilometer vor der Autobahnabfahrt hatte die Tankleuchte nämlich begonnen zu leuchten. Da wir uns dann auch noch verfuhren, flatterten die Nerven auf der Fahrt zum Bahnhof ordentlich. Wir fragten dann einen Passanten nach der nächsten Tankstelle und die Antwort war mit: „Alzey, in 15 Kilometern von hier“ durchaus ernüchternd. Da Gau Odernheim aber nur ein Umweg von fünf Kilometern war und der Anpfiff schon ertönt war, riefen wir spontan ein neues Motto aus: Einfach nur nach Gau-Odernheim kommen. Vielleicht gibt es ja da doch eine Tankstelle und ansonsten ist es besser in einem Ort, als auf der Landstraße liegen zu bleiben. Auch diese Hürde wurde genommen und nachdem wir endlich einen Parkplatz gefunden hatten, betraten wir mit circa 16-minütiger Verspätung die Sportanlage.
Statt einer Eintrittskarte gab es nur einen schäbigen Stempel auf die Hand gedrückt, was ziemlich enttäuschend war. Auch die Sportanlage war jetzt nicht wirklich aufregend. Es gab keine Stufen und es wurde auf Kunstrasen gespielt. Davon abgesehen, war hier jedoch großes Kino zu sehen. Der lapidare Ausspruch: „Hurra, das ganze Dorf ist da“ bekam heute eine ganz neue Bedeutung. Der Siebtligist Gau-Odernheim stand kurz vor dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Es brauchte nur noch zwei Siege, um in die Hauptrunde des DFB Pokals einzuziehen. Das überzeugte jeden. Jung und Alt, Hunde und Katzen schleppten sich heute zur Sportanlage und guckten dem Spiel zu. Das führte dazu, dass die Sicht arg eingeschränkt war, da man an einem Gitter in mehreren Reihen stand.
Durch das ganze Daumen drücken, waren die Rheinhessen aber offensichtlich komplett ausgelastet, denn eine richtige Pokalstimmung kam hier kaum auf. Es wurde so gut wie nie hitzig, es gab nur sehr vereinzelte Gesänge und hier und da mal eine Salve Applaus. Hier hätte man mehr rausholen können, denn der Gegner hatte mächtig die Hosen voll.
Es gab zwei Verpflegungsstände und so kombinierte ich eine nicht so gute Wurst mit außergewöhnlich leckeren Pommes. Dazu gab es neben Bier auch Wein und „Schoppen“, was sehr sympathisch war. Wir verquatschten die größte Zeit des Spiels und fieberten gegen Ende kräftig mit, um eine Verlängerung zu vermeiden. Das spielerische Niveau der Partie war heute sehr überschaubar. Gau- Odernheim war sogar noch einen Tick aktiver, als die höherklassigen Gäste. Beiden Mannschaften merkte man aber die Größe der Aufgabe an und so versuchte man vor allem Fehler zu vermeiden. Als sich bereits alle mit der Verlängerung abgefunden hatten, markierten die Gäste nach einem Freistoß die Führung und retteten diese über die Zeit. Im Anschluss brachen bei den Spielern alle Dämme. Die eine Seite weinte vor Freude, während bei den Anderen auch die eine oder andere Träne vor Trauer floss. Herrlich zu sehen, wie in den Amateurligen wirklich noch Emotionen im Spiel sind.
Ich konnte meine Mitfahrer dann noch überzeugen den Weg zur Tankstelle zumindest in Angriff zu nehmen. Zwischendurch herrschte sogar der Tenor vor direkt auf ein Taxi zu setzen, oder um eine Mitfahrgelegenheit zu bitten und mit einem Kanister wiederzukommen. Aber ohne Risiko macht das Leben ja bekanntlich keinen Spaß. Also starteten wir die Kiste und fuhren mit einem Puls von 180 in Richtung Alzey. Und liebe Leser, auch das wird eine Fast-Geschichte. Wir blieben nämlich nur fast liegen. Mit dem letzten Mililiter Benzin retten wir uns zur Tankstelle und lagen uns vor Freude in den Armen. Herrlich. In Mainz halfen wir dann noch Vudi Röller einige Kisten und Gegenstände in seine neue Wohnung zu fahren, bevor wir geplättet einen Parkplatz fanden und fast unmittelbar schlafen gingen.