Mittelrheinpokal
Zuschauer: 1.400
Erftstadion: Euskirchen
Wochenlang freute ich mich auf dieses Spiel. Die Szene von Alemannia wollte ich schon seit Längerem mal wieder sehen und auch der Ground in Euskirchen stand auf meinem Zettel. Es glich also einem Wink des Schicksals, dass man beide Wünsche auf einmal erfüllen konnte. Nach der Arbeit ging es direkt mit dem Fahrrad zum Hauptbahnhof, wo die S-Bahn nach Euskirchen bestiegen wurde. Durch einen erneuten Griff in meine tiefe Trickkiste konnte die Anreise kostenneutral gestaltet werden und wir waren bereits recht zeitig in Euskirchen. Nach einem kleinen Schlenker durch die Innenstadt, schlugen wir direkt den Weg zum Stadion ein. Der Provinzverein hatte alles an Ordnern aufgeboten, was in der Region zu finden war. Der IQ der circa 10 Ordnungshüter blieb auch kumuliert zweistellig. Die Tasche des Klabauterkeapers sei zu groß, befanden sie. Eine Möglichkeit zur Abgabe gab es jedoch nicht, wodurch man in einer Sackgasse landete. Den Grund für diese Regel kannte auch niemand so richtig, aber eine Regel ist nunmal eine Regel. Der Kompromiss war dann an Gewieftheit nicht zu überbieten. Wir räumen alle Sachen aus der Tasche in einen Jutebeutel, falten die Tasche und packen diese ebenfalls in den Jutebeutel. Wahnsinn. Darauf muss man erst einmal kommen.
Für 7 Euro ermäßigt waren wir dann dabei und ich investierte gleich noch einmal einen ähnlichen Geldbetrag, um eine gute Curry, Pommes zu vertilgen. Dann nahmen wir zwei der letzten Plätze auf der Tribüne ein und sogen ein wenig die Atmosphäre auf. Denn bereits 30 Minuten vor Anpfiff war auf den Rängen schwer was los und die Euskirchener schienen an die Sensation zu glauben. Erstaunlich spät, raffte ich, dass sich der Aachener Szenekern um die Karlsbande ebenfalls auf der Tribüne breitgemacht hatte. So flanierte ich an den Jungs noch einmal vorbei und dann ging es auch schon los. Als Außenstehender waren die Konflikte innerhalb der Aachener Fanszene schwer zu überblicken. Jedenfalls sind die Aachen Ultras nicht mehr im Stadion präsent, während die Karlsbande unangefochten die führende Gruppe ist. Circa 150 Leute beteiligten sich kontinuierlich am Support. Circa die Hälfte der Zuschauer drückte der Alemannia die Daumen. Wäre das ein Artikel im Tagebuch der alten Dame würde jetzt hier stehen: „Ein typischer Wessiultraauftritt“. Denn teilweise war vor allem der Fahneneinsatz schon etwas klischeebehaftet. Dennoch ein rundherum guter Auftritt, denn der Mob war konsequent in Bewegung, hatte einige schöne Melodien und hatte sichtlich Spaß am Auslauf in Euskirchen. Respekt an die Szene, die auch im fünften Jahr Regionalliga ihrer Mannschaft die Treue hält.
Das Euskirchener Publikum beklatschte brav den Einsatz der Spieler, richtige Pokalstimmung kam allerdings nur selten auf. Wunderbar anzusehen, war hingegen die kämpferische Leistung der Mannschaft auf dem Platz. Letztlich war es ein Standardtreffer, der den Euskirchenern das Genick brach. In der Schlussphase spielte Aachen noch einen Konter zu Ende und gewann dadurch nicht unverdient mit 0:2. Nun geht es am 21.05. im Pokalfinale in Bonn gegen einen Vertreter aus Köln, denn im anderen Halbfinale kommt es zum Stadtduell zwischen der Fortuna und Viktoria. Nach dem Spiel gab es noch einen Absacker mit einigen Championsleagueminuten in Euskirchen, ehe uns die S-Bahn zurück nach Bonn brachte.