Mittelrheinpokal
Zuschauer: 4389
Sportpark Höhenberg: Köln
Es bringt ja nichts, wenn man nur ein Halbfinale des Mittelrheinpokals miterlebt hat. Also riss ich mir an diesem Dienstag noch im Büro das Hemd vom Leib, wechselte in ein T-Shirt und schaltete auf Freizeitmodus. Die Zugfahrt von Köln nach Bonn dauerte heute fast doppelt so lange wie geplant und so war der Zeitpuffer schnell komplett aufgefressen. In Deutz erliefen wir eine volle U-Bahn, die vermutlich mehr Menschen transportierte, als die Verkehrsmittel in Mumbai oder Tokyo zur Rushhour. Irgendwann spuckte die Straßenbahn uns dann aus und wir liefen den Waldweg zum Sportpark Höhenberg. An den Eingangstoren erwartete uns ein Wulst an Menschen, die alle Einlass zu diesem Fußballspiel begehrten. Durch eine Abkürzung konnten wir uns solide positionieren, mussten allerdings dennoch lange warten. Irgendwann waren wir dann im Stadion und als wir gerade die Treppen zum Block erklommen, ertönte der Anpfiff des Schiedsrichters. Zu diesem Zeitpunkt waren sicher noch 500 Personen vor den Toren.
Die Eintrittspreise waren moderat und so hatten wir uns ermäßigte Plätze fast auf Höhe der Mittellinie gesichert. Durch die Verspätung sahen wir nur noch die letzten Züge der Fortuna-Choreo, die unter dem Motto stand: Zollstock ist das Maß aller Dinge. Simpel, aber nett.
In der Folge entwickelte sich ein rassiges Derby. Mir war vorher gar nicht bewusst, dass Fortuna dieses Spiel so als Derby annimmt, denn eigentlich ist sowohl der Verein Viktoria, als auch deren Fanszene keiner Reden wert. Beide Mannschaften waren sich der Wichtigkeit des Spiels bewusst und so wurde keinen Millimeter zurückgewichen. So kam es regelmäßig zu Rudelbildungen auf beiden Seiten. In der 30. Minute sah dann ein Fortune die Ampelkarte. Überraschenderweise blieb es bei diesem einen Platzverweis. Viktoria war schon vor dem Platzverweis die bessere Mannschaft und hatte nun die nötige Ruhe und Sicherheit gewonnen. Fast sah es so aus, als wollte man in die Verlängerung kommen, um dann konditionelle Vorteile auszuspielen. Jedenfalls wechselte Viktoria extrem spät, während Fortuna das Kontingent schon schnell ausgeschöpft hatte.
Tatsächlich kam es zur Verlängerung, in der Viktoria durch einen Distanzschuss die 1:0 Führung erzielte. Die Mannschaft eskalierte völlig und selbst die Auswechselspieler sprinteten über den gesamten Platz, um den Torschützen lebendig zu begraben. In der Folge spielte Viktoria das Ding cool zu Ende und erhöhte sogar noch auf 3:0.
Der Großteil der Zuschauer unterstützte heute die Gastmannschaft. Auch auf der Haupttribüne war der Großteil für die Fortuna. Die Stimmung war solide und wusste vor allem bei den Wechselgesängen zu überzeugen. Generell haut mich Fortuna jedoch nicht vom Hocker. Unter einer Eagles Blockfahne vermummten sich dann noch einige Leute und präsentierten eine gezockte Zaunfahne der Juniors Höhenberg und zerrissen diese im Anschluss. Nach dem Spiel wurde der Mannschaft applaudiert. Bei uns wären die Spieler vermutlich erschlagen wurden… Die kleine Fanszene der Viktoria ist ein komischer Haufen. In Bonn beim Regionalligaspiel war sage und schreibe niemand zugegen. Jetzt versammelte man sich hinter einigen Fahnen und zündelte sogar eine Fackel und einen Rauchtopf. Naja.
Nach dem Spiel ging es noch auf eine lokale Köstlichkeit in den nahegelegenen Stadtteil, bevor wir gegen Mitternacht dann wieder Bonn erreichten.