Regionalliga West
Zuschauer: 11077
Stadion Essen
Sonntag ist Fußballtag und auf dem Nachhauseweg wurde ein Schwenker eingebaut, um noch in den dreckigen Kohlepott einzubiegen. Denn wenn wir ehrlich sind, wird Fußball hier wirklich noch mit Haut und Haaren gelebt und das Asoziallevel ist auf sehr ansehnlichen Höhen. Gegen 12.30 kamen wir in Essen an und legten den letzten Kilometer bis zum Stadion zu Fuß zurück. Am Stadion war schon ordentlich Betrieb und es gab vor allem an den Kassen schon lange Schlangen. Während Röller und der Klabauterkeaper die Karten besorgten, schaute ich mich im Stadionumfeld um und kaufte am Stand der Westkurve Essen den langen erwartenden Saisonrückblick der Blickfang Ultra. Dann bekamen wir noch Verstärkung vom Flagschiff, das sich legendärerweise auch auf den Weg zu diesem Spiel gemacht hatte.
Wir betraten das Stadion dann gegen 13.15 und wurden vom günstigen Verzehrangebot überzeugt. Auch die beiden Fanblöcke waren schon angeflaggt und bereits gut gefüllt. Wuppertal hatte heute zur Trikottour aufgerufen und die Wuppis waren dem Aufruf fleißig gefolgt. Auch einige befreundete Fans von Fenerbache waren im Block zugegen und fielen durch ihre gelben Trikots deutlich auf. Mir war die Freundschaft vorher nicht bekannt und dieses Herausstechen in komplett anderen Farben, fand ich eher unpassend. Außerdem hing noch die Zaunfahne der „Amici Berna“ über der Fahne der Ultras Wuppertal.
Beide Seiten verschafften ihrer Abneigung für den Gegenüber schon vor dem Spiel deutlich Luft. Die Details verschweige ich Euch an dieser Stelle, aber die Wortwahl war schon großartig und wie das gesamte Publikum heute, ziemlich asozial. Fans ohne Zähne, 6-jährige Kinder, die permanent den Stinkefinger zeigen und Muskelprolls, dazu Originale wie den Glockenhorst. Herrlich was hier heute alles auf den Traversen zu bewundern war.
Essen startete das Spiel mit einem wunderbaren Fahnen- und Konfettiintro. Optisch sehr schön anzusehen und abgerundet durch ein großes Spruchband: „Wenn rot-weiße Fahnen weh’n in der Kurve West, wissen alle ganz genau, unser Sieg steht fest“. Wuppertal startete mit einem Balkenschalintro, das den Block in rot und blau tauchte. Dazu gab es das simple Spruchband „Wir stehen immer für dich ein“. Auch nicht schlecht, aber in der Umsetzung aufgrund zahlreicher Lücken nicht ganz optimal. Auch akustisch legten beide Seiten gut los. Gerade Essen war das ganze Spiel über immer wieder sehr brachial. Die Akustik scheint im neugebauten Stadion durchaus gut zu sein. Und man muss sich immer wieder vor Augen führen, dass es sich um ein Viertligaspiel handelte. Wahnsinn!
Trotzdem sind beide Szenen natürlich nicht zu verachten und so ist auch ein bisschen Meckern erlaubt. Essen gefiel mir besser als Wuppertal, was natürlich aber auch am Spielverlauf lag. Einzige Minuspunkte waren die etwas geringere Mitmachquote in den Außenbereichen der Kurve, sowie die eintönige Liedauswahl. Trotz des Spielverlaufs supportete Wuppertal durchgehend, was beeindruckend war. Ganz grün wurde ich mit der Truppe irgendwie trotzdem nicht.
Auf dem Rasen gab es ein Fußballfest zu bewundern. Essen demontierte Wuppertal hier heute und schickte die Wuppis mit 5:1 nach Hause. Nach den ersten Toren spielte sich die Mannschaft gegen Ende der ersten Halbzeit in einen Rausch und hätte sogar noch höher gewinnen können. Gerade das erste und das letzte Tor waren wunderschön anzusehen. In der zweiten Halbzeit verwaltete Essen dann hauptsächlich noch und Wuppertal sortierte sich zumindest wieder ein bisschen. Nach dem 5:0 sprangen noch etliche Essener über den Zaun und jubelten ausgiebig mit der Mannschaft.
Erwähnenswert waren noch die Spruchbänder auf Essener Seite. So wurden folgende Botschaften gezeigt: „In Istanbul vorm Löwen verstecken- Beim Bergischen den Schwanz reinstecken – Irne Fener!“ „16 Auswärtsspiele seid ihr zum Lachen – Heute wollt ihr mal den Dicken machen“ oder „Wuppertal + Fehnerbahce – Euch haun‘ wir auch ohne Gürtel matsche!!“. Angespielt wurde wohl auch auf eine Auseinandersetzung der beiden Fangruppierungen am Morgen des Spieltags.
Nach dem Spiel hätten die Bilder unterschiedlicher kaum sein können. Wuppertal diskutierte leidenschaftlich mit seinen Fans, während ganz Essen in Feierstimmung war. Auch wir waren in Jubelstimmung und fuhren fröhlich den heimischen Gefilden entgegen.