02.09.2018 Schalke 04 vs Hertha BSC 0:2

  1. Bundesliga

Zuschauer: 60.181

Turnhalle auf Scheiße

 

Der mittlerweile siebte Besuch auf Schalke löste bei mir nicht gerade Jubelstürme aus. Die unangenehme Anstoßzeit auf 18.00 am Sonntagabend, minderte die Stimmung noch einmal um ein paar Grade. Aber wenn Hertha spielt, hat man nun einmal keine Wahl und steigt in den Zug, um der Alten hinterherzufahren. Danke einer Audienz bei der Sektion Ruhrpott, mussten wir am Nachmittag nur in den Regionalexpress steigen und waren nach einer knappen halben Stunde im wunderschönen Gelsenkirchen angekommen. Wir manövrierten unsere schönen Körper vorbei an den Suffleichen auf dem Bahnhofvorplatz und liefen durch die Gelsenkirchener Innenstadt. Dort war sogar so etwas wie ein Aufwärtstrend zu verzeichnen. Gefühlt, gab es weniger Leerstand als noch vor einigen Jahren und in Kooperation mit der Stadtverwaltung gab es an etlichen Stellen in der Stadt sogar Livemusik. Das klang zwar nicht gut, aber das wissen die Ruhrpottler ja nicht, denen jeglicher Vergleich fehlt.

 

Um das Spiel zumindest zu etwas Besonderem zu machen, entschieden wir uns spontan die Straßenbahn links liegen zu lassen und die 7 Kilometer zu Fuß zurückzulegen. Die Zeit war da und da sich sogar die Sonne heraustraute war das ein schöner Sonntagsspaziergang. Warum das Stadion so am Stadtrand gebaut werden musste, ist mir völlig unklar. In Gelsenkirchen hätte man der Stadt einen Gefallen getan, hätte man das gesamte Zentrum abgerissen und durch den Bau eines Stadions aufgewertet. Für die Rothaarigen ist der Verein ja sowieso das einzige im Leben. Gegen 17.00 erreichten wir dann das Stadion und kamen direkt am Gästeblock heraus, was mich zu einem kleinen Jubelsprung verleitete. Außerdem lernte ich, dass ich statt 2 Kilometern um das gesamte Stadion herum, auch einfach 300 Meter in die andere Richtung hätte gehen können. Naja, beim siebten Mal, kann man das auch mal lernen!

 

Am Eingang hatte ich dann ziemlichen Stress mit einem Ordner. Die Typen in Gelsenkirchen sind ja bekannt für absolutes Unterschicht-Verhalten, aber so etwas kam mir bisher auch noch nicht zu Gesicht. Die Kontrolle dauerte drei Minuten, endete mit einem gezielten Griff in den Unterleib und begann dann wieder von vorne. Auslöser war mein Schlüssel, den er sich anguckte, da dort ja ein Messer dranhängen könnte. An seinem hinge nämlich einer daran. Als ich daraufhin erwiderte, dass ich ihm dann abends nicht begegnen möchte, rastete er völlig aus und begann von vorne. Wahnsinn! Mit einer unflätigen Wortsalve wurde ich in das Stadion entlassen. So macht der Besuch eines Bundesligaspiels so richtig Spaß!

 

Der Block war dann noch verwaist und aus dem Buschfunk drangen erste Nachrichten bzgl. Stress mit der Polizei am Gästeparkplatz in mein Ohr. So war schnell klar, dass für die Fanszene der Anpfiff in Gefahr sein würde. Zur achten Minute betrat die Szene dann geschlossen den Block und verschaffte sich mit einem brachialen „Hier regiert der BSC“ Gehör. Direkt in den Einzug fiel eine erneute Videobeweisentscheidung, die einen Elfmeter für Schalke zur Folge hatte. Alles schien seinen Gang zu gehen, aber der Schalker schoss tatsächlich vorbei, was einen Jubelsturm bei uns zur Folge hatte. Als dann auch noch Duda im Gegenzug die Führung erzielte, rasteten wir völlig aus. Die gute Stimmung wurde noch durch eine Fackel untermalt. Herrlich! Schöner hätte der Spielverlauf nicht sein können.

 

Schalke war im Anschluss die spielbestimmende Mannschaft. Durch haarsträubende Fehler, kam jedoch wenig zählbares heraus. Unsere Abwehr stand weitestgehend gut und hinten war immer noch Rune, der jeden Ball herausfischte. In der letzten Minute der Partie zirkelte Duda dann noch einen Freistoß ins Tor, sodass der erste Auswärtssieg nach 14 Jahren auf Schalke perfekt gemacht wurde. Und fühlte sich dieser Sieg süß an.

 

Die Stimmung war heute vielleicht so zweigeteilt wie noch nie. Beseelt vom Spielverlauf und dem 20-jährigen Jubiläum der Harlekins Berlin, drehte der untere Teil des Blocks gut am Teller. Es machte einfach tierischen Spaß und so wurde frenetisch die Mannschaft unterstützt, gegen die Pottler gepöbelt und eine Menge herumgeflaxt. Ein Blick über die Schulter brachte jedoch auch die Erkenntnis, dass der aktive Teil der Szene sehr klein war. Realistisch gesehen, beteiligten sich nur 300 Leute intensiv am Support. Das wirkte sich ohne Frage auch auf die Lautstärke aus. Immer mal wieder konnte natürlich auch der ganze Block mitgenommen werden, aber die Kluft war schon deutlich zu erkennen. Heute war das aber irgendwie okay und man hatte einfach Spaß und genoss den Auswärtssieg und das Jubiläum, das durch zwei weitere Fackeln untermalt wurde. Angeflaggt wurde heute die alte Harlekins Berlin Flagge, die auch in Bilbao aufgehangen wurde. Ein rundherum schöner Tag, der mal wieder bewies, warum man den ganzen Mist auf sich nimmt!

 

Die Schalker Kurve zeigte heute zwei Gesichter. In der ersten Halbzeit war das noch ein solider Auftritt. Immer mal wieder konnte das Stadion mitgenommen werden und die Mitmachquote war gut. In der zweiten Halbzeit gab es jedoch einen ordentlichen Einbruch und ich konnte die Pottler kaum noch vernehmen. Die beiden letzten Auftritte waren definitiv stärker!

 

Nach dem Spiel beging ich dann den neuerlernten Weg und war vom Ergebnis beseelt. Mir gelang dann das Kunststück zum dritten Mal in Folge in den Ultramob der Fanszene zu geraten und schlich mich in einen anderen Wagen, um dem drohenden Elend zu entgehen. Wir brauchten dann 4,5 Stunden, um mit öffentlichen Verkehrsmitteln die 120 Kilometer zurückzulegen. Um 0.40 erreichten wir die heimischen vier Wände und schliefen glücklich ein. Nach derzeitigem Forschungsstand mein 450. Spiel im Stadion.

 

„Wir werden ungeschlagen sein- 102 Punkte, Hertha BSC, 102 Punkte-BSC!“

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