- Bundesliga
Weserstadion: Bremen
Zuschauer: 49.000
Endlich wieder Bundesliga. Diese Woche ließ einem den Schein des normalen Menschen kaum noch aufrechterhalten. Dienstag und Freitag ein Spiel, ist schon happig. Aber was tut man nicht alles? Die Terminierung auf einen Dienstag in Bremen war besonders bitter, da so das obligatorische Wochenende in der Hansestadt entfiel. Am Dienstagmorgen ging es mit dem Zug nach Bremen und ich nutzte den Zug als mein mobiles Büro. Schon nette Privilegien, die man da hat und ich fühle den Schmerz, aller richtigen Arbeiter, die einen solchen Luxus nicht haben. In Bremen genoss ich dann zumindest ein Mittagessen in guter Gesellschaft, bevor ich noch ein paar Stunden in die Tasten haute. Gegen 17.00 machte ich mich dann auf den Fußweg durch das Viertel zum Stadion. Dabei umspielten immer mal wieder Sonnenstrahlen mein Gesicht, sodass der Weg durchaus vergnüglich war.
Weniger vergnüglich war dann der Anblick im Block. Die Fanszene hatte es trotz einer Abfahrtzeit von 10.00 noch nicht in den Block geschafft. Die summierte Promillezahl war auf jeden Fall größer, als die Summe des IQ. So war ich froh, als kurz vor Anpfiff die bekannten Gesichter den Block betraten. Heute war ein bundesweiter Protestspieltag und so wurde die ersten 20 Minuten als Kritik an den fanunfreundlichen Anstoßzeiten geschwiegen. Primärer Adressat waren DFB und DFL. Aus Bremen beteiligten sich die Wanderers und die HB Crew am 20-minütigen Protest. Die üblichen Gruppen, um Infamous Youth & Co schwiegen 18,5 Minuten in Anlehnung an die heutige Anstoßzeit und um sich von den „diskriminierenden“ Gruppen des Bündnisses abzugrenzen. Trotz meiner persönlichen Kontakte in diesen Bereich der Bremer Kurve, empfand ich diesen Schritt als wenig zielführend und als besserwisserisch. Zumal sich das Engagement der Bremer in diesen oder ähnlichen Bündnissen sehr in Grenzen hält. Das Bremer Publikum beteiligte sich auch nicht wirklich am Protest und stimmte einige Gesänge an.
Mit dem Einsetzen der Bremer, zeigte die Hauptstadtmafia ein Spruchband in Richtung der Grün-Weißen: „Vegane Ultras brauchen wieder eine Extrawurst“. Fand ich eine ziemlich lustige Spitze! Auf unserer Seite war es dann ein sehr durchwachsener Auftritt. Lediglich 1.000 Herthaner fanden sich heute im Block ein, was auf einen Dienstag jedoch auch nicht weiter verwunderlich ist. Wir machten noch das beste draus, aber wie so oft, waren in Bremen weder die Stimmung noch das Spiel prickelnd.
Werder hörte man auch nicht so wirklich häufig in unserem Bereich. Guter Fahneneinsatz, aber mir gefallen die Motive nicht. Und auf dem Hin- und Rückweg fiel mir auf, dass ich die Bremer Fans nicht leiden kann. So viele komische Normalos, die hackedicht dummes Zeug quatschen. Ich dachte, dass sei ein Hamburg Phänomen, aber in Bremen ist es wirklich nicht anders.
Auf dem Spielfeld gab es endlich mal wieder die Hertha zu sehen, die wir so lieben. Ich habe die alte Dame schon gar nicht mehr wiedererkannt. Heute zeigte sie jedoch wieder gekonnt zielsicher ihr Gesicht und ging wie so oft in Bremen baden. Nach dem frühen Gegentor, folgte ein dummer Gegentreffer kurz vor der Hälfte. Mitten in die Druckphase nach dem Anschlusstreffer, gab es den fünften Elfmeter im fünften Spiel. Traumhaft. So gab es eine verdiente 3:1 Niederlage, die die letzten Spiele ein bisschen besser in Perspektive setzte.
Nach dem Spiel, lief ich ein bisschen durchs Viertel, ehe mir die grimmigen Blicke ein wenig zu krass wurden. So schaute ich noch die letzte halbe Stunde der anderen Spiele und ging dann in die Unterkunft, wo die Schlummerstunde gesucht wurde.