08.11.2018 Arsenal FC vs Sporting Clube de Portugal

Europaleague

Zuschauer: 59.758

Ashburton Grove: London

Wie gebannt schaute ich Ende August auf den Livestream, denn wenn Sporting international spielt, lässt mich das schon lange nicht mehr kalt. Etwas enttäuscht, war ich aufgrund der Auslosung schon. Aserbaidschan und Ukraine wären mit Hertha zwar Traumlose gewesen, aber für ein Auswärtsspiel mit Sporting war mir der Aufwand zugebenermaßen ein wenig zu hoch. Also blieb noch London. Nach anfänglichen Zögern, freundete ich mich mit dem Gedanken immer mehr an. Schließlich war die Anreise aus Westdeutschland unkompliziert zu bewältigen und ich habe noch nie einen Ground im einstmaligen „Mutterland“ des Fußballs betreten. Also legte ich mir ein paar irrationale Argumente zurecht, um den Klabauterkeaper zu überzeugen und schwups waren die Zugtickets und ein Hotel in London gebucht.

Für uns ging es erst am Spieltag selber los. Gegen 07.00 nahmen wir den Zug am Hauptbahnhof und stiegen in Köln dann in den ICE nach Brüssel. Ich freute mich dann sehr erstmals in meinem Leben in den Eurostar zu steigen, der Brüssel und London in knapp zwei Stunden miteinander verbindet. Etwas zerstört wurde der Charme durch die Grenzkontrollen und den vorgeschriebenen Check-in 45 Minuten vor Abfahrt. Im Abfahrtsbereich herrschte dann auch eher sterile Flughafenatmosphäre anstatt charmanten Bahnhofstrubel. Dennoch glich es fast einem Naturwunder innerhalb von sechs Stunden mit dem Zug in London zu sein. Herrlich!

Wir verbrachten dann noch einige angenehme Stunden in London und genossen die kosmopolitische Atmosphäre der Großstadt. Generell war ich sechs Jahre nach meinem letzten Besuch doch eher positiv überrascht. In meiner Erinnerung war London in erster Linie eins: Komplett überbewertet. Bei diesem Mal war ich gerade von den Außenbezirken doch eher angetan. Generell ist eine gewisse Dekadenz der Stadt jedoch nicht von der Hand zu weisen.

Wir liefen dann zum Stadion und erreichten dieses gegen 19.00. Der Einlass verlief dann erstaunlich problemlos. Die Ordner waren sehr entspannt, es war kaum Polizei zu sehen, lediglich ein Hund nervte ein bisschen, der mich dann auch prompt einige Sekunden beschnüffelte. Da der Trend zu festen Sitzplätzen ging, nahmen wir unsere Plätze in der ersten Reihe ein und in England ist man dann ja wirklich verdammt nah dran. Auch die Ordner zwischen uns und dem Spielfeld waren sehr entspannt und so entwickelten sich etliche Gespräche zwischen den Sportinguistas und den Ordnungshütern. Wir genossen dann erst einmal die Atmosphäre. Im Stadion von Arsenal London steht man ja doch nicht alle Tage. Außer uns waren rund 4.000 weitere Portugiesen, bzw. Sporting Sympathisanten zugegen. Davon abgesehen war das Stadion noch komplett leer. Kurz vor Anpfiff füllte sich das Stadion jedoch immer mehr, sodass am Ende sogar fast ausverkauft vermeldet wurde.

Die aktive Fanszene fand sich mit allen relevanten Zaunfahnen hinter dem Tor ein. Wir waren im Eckblock nebenan. Das Directivo hatte eine Trommel dabei, auf Megafone oder weitere Trommeln wurde verzichtet. Mir ist aber nicht bekannt, ob es da Restriktionen gab. Stimmungstechnisch hatte Sporting hier ein klares Heimspiel. Ein kleiner Teil sang das ganze Spiel durch und immer mal wieder wurden auch die umstehenden Leute und Blöcke mitgerissen. Zwischendurch gab es jedoch auch immer mal wieder schwache Phasen. Mit der Anzahl an Leuten wäre da wesentlich mehr drin gewesen. Mit Blick auf das sehr familiäre Publikum, war das aber völlig in Ordnung. Die Mentalitätsunterschiede und die Zusammensetzung des Publikums sind sowieso frappierend anders als in Deutschland. Bei Sporting ist wirklich alles wesentlich entspannter und lockerer. Eine wirklich angenehme Abwechslung, auch wenn ich auf Dauer schon eher mit unserer Art glücklicher bin.

Das Arsenal Publikum gab manchmal einfache Sprechchöre zum Besten. Meistens, nachdem es über die Anzeigetafel dazu aufgefordert wurde. Wahnsinn, wie sich hier der Stadionbesuch verändert hat. Kaum zu glauben, dass vor zwanzig Jahren halb Europa für Inspirationen nach England schaute. Die Zeiten sind jedenfalls lange vorbei.

Auch das Spiel ist schnell erzählt. Arsenal war die bessere Mannschaft, aber Sporting verteidigte leidenschaftlich und versuchte durch Konter für Entlastung zu sorgen. In den entscheidenden Aktionen hatte Sporting auch das nötige Glück, bzw. die nötige Cleverness. Kurz vor Schluss beging Mathieu beispielsweise eine Notbremse, um das fast sichere Gegentor zu verhindern und so blieb es beim 0:0. Ein Highlight war auch die Fehde zwischen Nani und dem Arsenal Publikum. Nani bekam auch durch eindeutige Gesten schnell verbale Unterstützung von vielen Sportinguistas. Herrlich.

Die Mannschaft wurde nach dem Spiel noch beklatscht und dann verteilten sich die Sporting Fans ohne Blocksperre in alle Richtungen. Wir gönnten uns noch einen Burger und ein feines Pint in einem umliegenden Pub. So schön kann internationaler Fußball sein. Bitte Hertha: Mehr davon im nächsten Jahr!

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