Erste Division
Zuschauer: 3.974
Stadion de Geusselt: Maastricht
Endlich war Wochenende und ich hatte an diesem Freitagabend sturmfrei. Ich hatte lose darüber nachgedacht nach Oberhausen zu fahren. Als ich dann am Nachmittag jedoch die Verkehrslage checkte, wurde schnell klar, dass sich die Anfahrtszeit aufgrund von Staus erheblich verlängern würde. Also noch mal nachgedacht: Du wohnst jetzt in NRW, wirklich nicht weit weg von der Grenze, guckst Du mal was in Holland oder Belgien so geht. Schwups alle Partien durchgeklickt und schnell wurde klar, dass Maastricht der nächstgelegene Kick stattfinden würde. Die Fahrzeit war aufgrund der Verkehrslage sogar etwas kürzer als in Oberhausen. Aber ist das nicht verrückt, für ein holländisches Zweitigaspiel so einen Aufwand zu betreiben?
Die Antwort war ja, aber das machte die Sache nur attraktiver. Die Abendgestaltung unter der Woche war erkältungsbedingt eher ruhig gewesen und heute ging es mir doch schon ein bisschen besser. Eigentlich hatte ich mich schon entschieden und wog nur noch alibihalber im Kopf ein bisschen weiter ab. Also aufs Fahrrad geschwungen, den Arbeitsdress gegen ein legeres Outfit getauscht, Maastricht ins Navi getippt und ab ging die wilde Fahrt in Richtung Landesgrenze.
Der Verkehr war zwar dicht, aber ich kam ohne größere Probleme durch und so bog ich gegen 18.30 in das Wohnviertel in der Nähe des Stadions und stellte das Auto strategisch günstig ab. Ich flanierte dann noch ein wenig durch das Viertel und aß in einem reudigen Imbiss ein Burgermenü. Das Publikum war jedoch großes Kino, sodass sich das Risiko einer Lebensmittelvergiftung auf jeden Fall lohnte. Ich mache das doch alles nur aus ethnologischem Interesse. Schon zu diesem Zeitpunkt kristallisierte sich heraus, dass es noch ein erhebliches Problem zu bewältigen geben würde. Ich hatte kein Bargeld dabei und Visa wurde nirgendwo akzeptiert. Das Essen bezahlte ich mit den letzten Münzen und bekam die Sauce aus Mitleid schon geschenkt.
Also panisches Herumlaufen, rein in die Tankstelle, am Stadion fragen, ob man mit Karte zahlen kann. Sind wir hier in Holland oder in einem Entwicklungsland? Scheitert daran jetzt wirklich der Spielbesuch? Zum Glück war am Stadion auch direkt die Geschäftsstelle des Vereins und dort konnte man mit Visa das Ticket bezahlen. Schwein gehabt! Für den ganzen Stress, gönnte ich mir dann erst einmal ein Studententicket.
Zehn Minuten vor Anpfiff betrat ich das Stadion und lief kurzerhand im Gewühl am Ordner vorbei und nahm auf der Gegentribüne statt auf der Hintertortribüne Platz. Man muss ja auch was geboten bekommen für den ganzen Aufwand. Das kulinarische Angebot war eigentlich recht vielversprechend, aber man konnte noch nicht einmal eine Waffel zum Preis von einem Euro mit Bargeld bezahlen, sondern man brauchte eine bescheuerte Bezahlkarte- und das in diesen Niederungen des Fußballs. Schöne neue Welt.
Knapp 4.000 Zuschauer wurden vermeldet, wobei ich die Zahl niedriger geschätzt hätte. Organisierten Support gab es keinen. Einziger Hingucker war das großflächige und schöne Graffiti vor dem Heimbereich. Es hingen auch einige Zaunfahnen, aber die waren größtenteils gedruckt und wahrlich kein Hingucker. Schade, hier hätte ich selbst für holländische Verhältnisse ein wenig mehr erwartet. Ein Highlight war jedoch der wunderschöne Männerchor der die Vereinshymne mit Inbrunst darbot.
Dafür machte das Spiel Spaß. Maastricht trat gegen die zweite Mannschaft von AZ Alkmaar an. Die Jungspunde aus Alkmaar hatte ich vor dem Spiel kurz gesehen und offensichtlich hatte meine Präsenz die Kicker motiviert. Alkmaar war über weite Strecken die engagiertere Mannschaft, ließ aber zahlreiche gute Chancen aus. So kam es wie es kommen musste und Masstricht ging mit dem Pausenpfiff 1:0 in Führung. Alkmaar konnte noch egalisieren und letztlich blieb es bei einem vertretbaren 1:1, das von den Heimfans mit Pfiffen quittiert wurde. Für mich ging es unmittelbar zum Auto und über die freie Bahn, war ich schnell wieder zu Hause und sammelte noch eine Mütze Schlaf, bevor es zum Auswärtsspiel der alten Dame ging. Endlich mal wieder aus dem Alltag ausgebrochen!