15.12.2018 VFB Stuttgart vs Hertha BSC 2:1

  1. Bundesliga

Zuschauer: 47.680

Neckarstadion: Stuttgart

 

Jeden Samstag aufs Neue wird einem bewusst, dass man nicht ganz normal ist. Während der Rest der Welt noch schläft, klingelt mein Wecker wesentlich früher, als unter der Woche und ich schiebe mich in der drückenden Dunkelheit in Richtung Straßenbahnhaltestelle. Heute ging es dann in Richtung Süden, denn Hertha BSC gastierte im Schwabenland. Ich hatte heute den Luxus nicht im Zug arbeiten zu müssen und so nutzte ich die Zugfahrt ausgiebig für Lektüre und eine kräftige Mütze Schlaf. In Stuttgart angekommen, stürzte ich mich in den Weihnachtsshoppingwahn und aß dann noch ein leckeres Mittagessen. Am Stuttgarter Hauptbahnhof gab es dann kein einziges freies Schließfach, sodass man sich in zweiter Reihe lauernd postieren musste, um ein frei werdendes Schließfach direkt abzugreifen. Dadurch verspielte ich wertvolle Minuten und ein erneuter Anfängerfehler bei der Verkehrsmittelwahl führten dazu, dass der Anpfiff immer näher rückte.

 

Ich umkreiste das Stadion gefühlt drei Mal und erreichte dann endlich den Gästeeingang. Aus Verpeiltheit musste ich dann noch zur Schmuggeltaktik greifen, was unelegant, aber schlussendlich doch gelang. Dann schnell in den Block, der nicht wirklich voll war. So spazierte ich nach unten, begrüßte einige Leute und dann ging es auch schon direkt los. Circa 1.500 Herthaner waren dabei, wobei vermutlich ein Großteil eher dem Spektrum Umland- und oder Gelegenheitsfan zuzuordnen war. Dementsprechend schleppend verlief auch unsere Unterstützung. Katastrophal war es nicht, aber auch wirklich nicht gut. Die Durchschlagskraft fehlte von vorne bis hinten und so konnten wir nicht überzeugen. Zum Einlaufen der Mannschaften, positionierten sich die Harlekins klar gegen alle Aufenthaltsverbote und schickten solidarische Grüße nach Straßbourg. Nach der Pause gab es eine Antwort auf das Spruchband aus dem letztem Jahr: „Geiziger Schwabe sucht Bazitracht & Tagebuch“. Joa.

 

Stuttgart bekam am internationalen Polizeitag dem 13.12 ein kleines Geschenk in Form von 80 Stadtverboten. Betroffen waren die Personen deren Personalien am vergangenen Spieltag aufgenommen wurden. Aufenthaltsverbote sind im Polizeigesetz von Baden-Württemberg in folgenden Fällen vorgesehen: „Die Polizei kann einer Person verbieten, einen bestimmten Ort, ein bestimmtes Gebiet innerhalb einer Gemeinde oder ein Gemeindegebiet zu betreten oder sich dort aufzuhalten, wenn Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass diese Person dort eine Straftat begehen oder zu ihrer Begehung beitragen wird.“ (§ 27a (2)).

 

Die Messlatte ist somit formell hochgehängt. Die tatsächliche Vergabe mit der Gießkanne wirft Fragen auf. Ein Aufenthaltsverbot in der eigenen Stadt ist auch doch eine erhebliche Einschränkung. Die Cannstatter Kurve flaggte trotzdem an, über der Commando Cannstatt Fahne wehte jedoch ein schwarzes „Ausgesperrt“. Die personelle Dezimierung war der Kurve anzumerken und so waren die meisten Gesänge gedämpft. Erst die Tore beflügelten die Schaben und es wurde etwas lauter. Unter dem Strich jedoch ebenfalls ein durchwachsender Auftritt.

 

Spielerisch war das extrem bitter. Gegen eine schwache Stuttgarter Mannschaft erzielte Mittelstädt kurz vor der Pause das 1:0 und ich prognostizierte uns den Europapokal. 45 Minuten später guckte ich dumm aus der Wäsche und wir hatten das Spiel tatsächlich verloren. Hertha macht seinem Ruf wirklich immer alle Ehre und dieses Mal wurde der Chancentod Mario Gomez moralisch wiederaufgebaut. Warum sind wir nur so schlecht? Der Mannschaft wurde verhalten applaudiert und angefressen gingen wir unseres Weges. Ich guckte noch die erste Halbzeit des Abendspiels, ehe mich der Zug wieder in Richtung Norden brachte. Ein gebrauchter Tag.

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