- Bundesliga
Zuschauer: 49.500
Müngersdorfer Stadion: Köln
Das Leben hält viele Überraschungen bereit. Mit einem Kumpel war ich für diesen Montagabend in Köln verabredet. Ich kämpfte an diesem Tag mit den üblichen Problemen des Montags. Eigentlich keinen Bock auf Arbeit, in Gedanken noch beim vergangenen Wochenende, bzw. bei der Planung zukünftiger Touren. In Gedanken versunken klickte ich auf Kicker.de, scrollte herunter, traute meinen Augen nicht, blinzelte, traute meinen Augen immer noch nicht, blinzelte und konnte es kaum glauben. Köln hatte an diesem Montag ein Heimspiel gegen Magdeburg und einen Klick später wusste ich, dass es sogar noch Tickets geben würde. Also liefen die Kommunikationsdrähte heiß, es gab ein begeistertes Okay und schwups war die Abendplanung über den Haufen geworfen.
Um 19.00 trafen wir uns an einem strategischen Punkt in Köln, nahmen noch einen kleinen Imbiss ein und fuhren dann mit einer angenehm leeren Bahn in Richtung Stadion. Ein paar betrunkene Magdeburger setzten wir auch noch in die richtige Bahn und hakten somit auch die gute Tat des Tages ab. Am Stadion war dann ein ordentlicher Polizeiempfang. Das Land NRW fährt wirklich noch einmal so richtig auf gegen Jahresende. Somit war ein direkter Zugang zum Block nicht möglich und wir mussten einmal das Stadion umrunden. Fünf Minuten vor Anpfiff waren wir dann im Block und waren hellauf begeistert.
Ich hatte Magdeburg bisher zwei Mal zu Hause gesehen, aber noch nie den Auswärtshaufen erlebt. Für mich unterstrich der Auftritt einmal mehr, dass Magdeburg momentan die Nummer Eins in Deutschland ist. Circa 5.000 Leute waren auf einen Montagabend mitgereist und über 90 Minuten wurde ein unglaublich geschlossener und abwechslungsreicher Auftritt geboten. Wechselgesänge zwischen Ober- und Unterrang, Polonaisen durch den Block, genialer Schaleinsatz. Es war einfach überragend und ich bekam kaum etwas vom Spiel mit, da ich so im Bann war. Besonders beeindruckend ist die Mitmachquote der „Normalos“, die ich in der Form in Deutschland noch nie gesehen habe. Ein unglaublich stabiler Auftritt, der auch mit dem Abpfiff nicht endete. Noch mehr als 30 Minuten wurde ironisch der Auswärtssieg und der anvisierte Aufstieg besungen. Sackstark!
Auf den Rängen wehrte sich Köln mit Kräften. Man merkte, dass man sich nicht kampflos geschlagen geben wollte. Auch aufgrund meines Standorts hörte ich jedoch nicht besonders viel. Optisch war das in Ordnung und die Mitmachquote war gut, im Vergleich zu Magdeburg aber eben auch eher schlecht. Mir gefielen die alternativen Zaunfahnen, denn anstatt der eigenen Zaunfahnen wurde von allen relevanten Gruppen im gleichen Design eine „Vorstand Raus“ Fahne gemalt. Das war mir vorher entgangen. Nach dem Spiel war die Köllner Szene schnell nicht mehr zu sehen, ob man sich außerhalb der wachsamen Augen der Staatsdiener noch einmal sammelte, ist mir nicht bekannt.
Auf dem Rasen demontierte Köln die Magdeburger. Letztere waren zwar engagiert, aber der Klassenunterschied war deutlich zu erkennen. Das 3:0 in der Schlussminute war des Guten dann aber doch ein wenig zu viel. Köln marschiert weiter in Richtung erste Liga, während Magdeburg tief im Abstiegskampf hängen bleibt. Ein Verbleib in der Liga wäre dem Verein und dieser Fanszene wirklich zu wünschen.
Nach dem Spiel verfolgten wir noch ausgiebig das Treiben auf den Rängen, umrundeten dann gezwungenermaßen das Stadion und fuhren in Richtung Stadt. Dort trennten sich dann die Wege und ich fuhr mit dem Zug zurück in Richtung warmes Zuhause. Was ein geiler Abend!