Bundesliga
Zuschauer: 49.627
Olympiastadion: Berlin
Es war ein veritabler Frühlinganfang, den wir heute alle miterleben durften. Aufgrund eines etwas späteren Zuges als gewohnt, ging es heute sogar schon mit etlichen Sonnenstrahlen im Gesicht in Richtung Bahnhof, anstatt der gewohnten Dunkelheit und Kälte etwas Lebensenergie abtrotzen zu müssen. Mit einer leichten Verspätung waren wir in Berlin und fuhren relativ direkt nach Charlottenburg, wo wir uns in trauter Familienrunde ein schmeckendes Mittagessen gönnten, das danach noch von einem frühlingshaften Eis in der Sonne gekrönt wurde. Dann stellten wir noch schnell die Tasche ab und fuhren mit der S-Bahn zum Olympiastadion.
Dort verquatschte ich noch ein bisschen die Zeit und erfuhr, dass es zu den ersten Personalienfeststellungen nach dem Dortmund Spiel gekommen war. Ein systematisches Ding schien das aber eher nicht gewesen zu sein, sondern die Gelegenheit machte hier wohl die Diebe. Dann ging es runter in die Kurve und ich bewunderte das recht volle Stadion. Eigentlich sollte das natürlich selbst verständlich sein. Ein guter Gegner auf den Rängen, ein extrem wichtiges Spiel, fantastisches Wetter, Flutlicht… Man könnte die Reihe fast noch beliebig fortsetzen. Dass dennoch die 50.000 Marke nicht geknackt wurde, ist bei der großen Anzahl an Bremern im weiten Rund schon etwas ernüchternd.
Die Ostkurve startete das Spiel mit einer kleinen Choreo in den Mittelblöcken der Kurve zu Ehren des Hertha Echos, einer bekannten Radiosendung, die nach 30 Jahren das Programm einstellen wird. Respekt noch einmal an Manne und Helmut für diese unfassbare Leistung die vergangenen Jahre lang. Die Choreo war auch wirklich gelungen und gerade das interaktive Element mit dem schließenden Vorhang gelang gut. Danach war das ein solider Bundesligaauftritt. Große Euphorie kam selten auf, aber auch die ganz schwachen Phasen ließen wir dieses Mal aus. Muss man damit bei solchen Rahmenbedingungen schon zufrieden sein? Oder muss unser Anspruch nicht viel größer sein? Schließlich stehen wir an diesen Plätzen ja alles, weil wir dieses Gefühl lieben. Irgendwann stand mal im Kurvenecho: „Hertha muss mehr sein, als eine 90-minütige Unterbrechung des Wochenendes“. Und manchmal hat man leider wirklich dieses Gefühl.
Die Zahl der Bremer war beachtlich. Der Gästeblock im Ober- und Unterring war komplett voll. Dazu befanden sich im ganzen Stadion weitere Bremen. 15.000 dürften es sicher gewesen sein. Ein signifikanter Anteil kam davon sicherlich nicht aus Bremen und Umgebung. Über 90 Minuten zeigten die Bremer einen konsequenten Fahneneinsatz, wie man es von ihnen gewohnt ist. Auch akustisch konnte man die Gäste ab und an in der Ostkurve vernehmen. In der Summe ein besserer Gästeauftritt im Olympiastadion. Diese Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsspielen bei Werder verwundert mich jedes Mal aufs Neue enorm.
Hertha schien heute den Fluch durchbrechen zu können. Endlich schien einem grandiosen Auswärtssieg kein weiterer Patzer zu folgen, sondern eine couragierte Leistung. Werder hatte eigentlich das ganze Spiel über keine Chance. Hertha entschied fast jeden Zweikampf für sich und hatte gute Chancen. Zwei Mal rettete das Aluminium für Werder. Einmal hatte Pavlenka nach Selkes Schuss keine Chance. Hertha kann sich nur den Vorwurf machen in der zweiten Halbzeit zu tief gestanden zu haben. Absurderweise gab es 4 Minuten Nachspielzeit. Kurz vor Schluss gab es noch einen Freistoß an der Strafraumkante. Irgendwie kullerte der Ball nach einem Pizarro Freistoß in das Tor. Selten war ein Ausgleich so unverdient. Die gesamte Ostkurve war wie erschlagen und konnte es nicht fassen. Wenn das nicht die Punkte sind, die am Ende für einen Einzug nach Europa fehlen. Extrem bitter. Dann müssen wir nächste Woche halt die Bayern weghauen…




