1. Bundesliga
Olympiastadion: Berlin
Zuschauer: 48.668
Auch dieser Tag war ein rares Gut. 15:30 war Anpfiff, aber darum herum hatte ich keine fixen Termine. Endlich mal keine lange Anfahrt, sondern nur eine kurze Bahnfahrt trennten mich vom Olympiastadion. Das nutzte ich erst einmal zum Ausschlafen und zu einem gemütlichen Frühstück. In aller Ruhe ging es dann zum Bahnhof und dann nach Charlottenburg, wo ich noch einige entspannte Stunden verlebte. Dann ging es zum Stadion, einige Hände wurden geschüttelt und dann wagte ich mich mit Tscherni erneut an eine Verkäuferkarriere. Gewohnt spät wurden wir die letzten Waren los und dann ging es im Laufschritt nach unten in die Kurve.
In Gesprächen vor dem Spiel spürte ich die enorme Unlust vor der heutigen Partie. Ja, es geht sportlich um nichts mehr, aber das war es dann auch auf der Minusseite. Gutes Wetter, Anpfiff am Samstag um 15:30 und ein Duell gegen den VFB aus Stuttgart. Was brauchen die Leute eigentlich noch, um Lust zu haben? Ich für meinen Teil war die personifizierte Motivation und ließ mich von der ganzen Grummeligkeit um mich herum nicht aus dem Konzept bringen.
Anpfiff, laute Gesänge, rumhüpfen, Doppelhalter in die Luft. Was kann es eigentlich schöneres geben? Zufrieden kann man mit dem Auftritt der Ostkurve dennoch nicht sein. Es wurde mehr geträllert als gebrüllt und so wurde es dann eben auch nur sehr selten laut. Einzig das „Stuttgart verrecke“ wurde ordentlich rausgehauen. Das ist einfach zu wenig, um dem Prädikat „eine der besten Heimkurven der Bundesliga“ zu genügen.
Stuttgart taumelt durch die Saison und die sportliche Leistung hat auch auf den Rängen spürbare Folgen hinterlassen. Dafür, dass in Berlin mittlerweile jeder Zweite schwäbelt, war der Gästeblock nicht gut gefüllt. Vielleicht 4.000 Leute hielten es mit den Schaben. Die Fanszene zog 60 Minuten lang ihr Ding durch. Richtig gut gefielen mir die vier Schwenker, die gemeinsam „CC97“ ergaben. Eine richtig gute Idee. Auch das Intro mit roten und weißen Fahnen wusste durchaus zu gefallen. Positiv fand ich auch, dass die Fahnen dann immer mal wieder eingesetzt wurden. Nach dem 3:0 wurde der Support dann eingestellt und auch nach dem Ehrentreffer nicht wiederaufgenommen.
Ein erstaunlich schwaches Stuttgart stellte selbst unsere Hertha nicht vor größere Probleme, wobei alles hätte anders kommen können, wenn der Schiri nach einem klaren Handspiel von Rekik auf Elfmeter entschieden hätte. In Echtzeit war es aber absolut nicht zu erkennen, sodass niemand im Stadion protestierte. Hertha stocherte den Ball drei Mal ins Tor, wobei das 3:0 durch einen fantastischen Sololauf vom eingewechselten Dilrosun vorbereitet wurde. So blieb es beim 3:1, wobei bei Stuttgart kein Aufbäumen zu Erkennen war.
Wir beklatschten noch die Mannschaft, bauten dann ab und trotteten gemeinsam in Richtung Parkplatz. Dort trank ich noch ein Radler und dann standen wir noch ein bisschen herum, während die Gerüchteküche ein wenig köchelte. Es passierte schlussendlich nichts. In einer unübersichtlichen Situation entschied ich mich dann für den geordneten Rückzug und verabschiedete mich unter lauten Protesten von Tscherni und Nemo und widmete mich den bildenden Künsten, statt dem Dasein als Thekensportler.



