26.05.2019 Sampdoria Genua vs Juventus Turin 2:0

Serie A

Stadio Comunale Luigi Ferraris: Genua

Zuschauer: 22.856

Als ich im Januar erstmals etwas Zeit in Genua verbrachte, verliebte ich mich sofort in die Stadt. Die engen Gassen der Altstadt, die Überraschungen, die jede Kurve mit sich bringt. Drogendealer stehen neben Bordsteinschwalben, Hipster laufen neben Touristen und wenn Du es gar nicht erwartest, steht plötzlich eine Gruppe Sampdoria Ultras vor Dir. Kurzum: Genua lebt, Genua ist dreckig und aufregend. Genua ist Chaos und genau mein Ding.

Dass ich bereits im Mai wieder in Genua stehen würde, hätte ich nicht für möglich gehalten. Umso schöner war es aber natürlich. Wir hatten heute keinen Stress und so starteten wir mit einem ausgiebigen Stadtrundgang. Am späten Nachmittag machten wir uns auf den Weg zu Fuß zum Stadion und überquerten einen fiesen Berg, ehe wir wieder zum Stadion hinabsteigen mussten.

Ich hatte groß aufgefahren und uns Tickets auf der Geraden klar gemacht. Das hatte seinen Preis, aber das schien es mir wert. Serie A gegen Juve, einen dann ruhigen Klabauterkeaper- das schienen starke Argumente. Die Kontakte von Herthanern und dem echten Verein aus Genua sind in der letzten Saison ja noch einmal intensiver geworden, sodass ich nicht die Gefahr gehen wollte zu testen, ob Sampdoria das auf dem Schirm hat.

Nach der zähen Einlasskontrolle, samt doppeltem Vorzeigen des Passes ging es endlich ins Stadion, das einem düsteren Parkhaus ähnelte. Mich erinnerte es stark an das Stadion von Boavista. Dafür gefiel mir das Dach ziemlich gut. Als wir unsere Plätze einnahmen, gab es einen Doppelschock. Vor uns prangte eine riesige Plexiglasscheibe, die uns in Reihe 5 komplett die Sicht nahm. Somit konnte man also nur erahnen, was passiert. Super! Das auf der Geraden und für den Preis. Dazu waren zahlreiche Juvefans um uns herum und alles voller Eventies. Na, so habe ich mir das nicht vorgestellt.

Die erste Halbzeit war daher schwer zu ertragen. Wir entschieden uns dann sinnvollerweise in der zweiten Halbzeit noch einmal die Plätze zu wechseln. Wir gingen in den Oberring und ich kletterte hinter die letzte Sitzreihe und hatte da einen kleinen Bereich für mich. Zwar konnte man nur knien oder im Schneidersitz sitzen, aber man hatte einen tollen Blick auf den Platz und die Kurve und war vor allem mittendrin, aber trotzdem auf seiner eigenen Insel. Das war ein echtes Highlight und ließ Kindheitserinnerungen wieder hochkommen.

Das Spiel war bedeutungslos. Juve war bereits seit etlichen Spielen Meister und Sampdoria versackte im Niemandsland der Tabelle. Juve trat ohne CR7, aber mit Dyballa an. Letzterer wurde wie ein Popstar verehrt und zahlreiche Kinder und Jugendliche riefen beim Aufwärmen pausenlos seinen Namen. Krank, wie diese Schlappohren verehrt werden. Das Spiel war in Ordnung und hatte ein sehr schönes Ende. Durch einen abgefälschten Schuss ging Sampdoria kurz vor Schluss in Führung und konnte in der Nachspielzeit sogar erhöhen. Wunderschön.

Aus Turin waren circa 200 Fans mitgereist, die sich auf den Ober- und Unterrang aufteilten. Die „Drughi“ Fahne hing verkehrtherum. Alle anderen Fahnen hingen normal. Organisierten Support gab es keinen, nur sporadisch wurde etwas gesungen und wenn dann vor allem gepöbelt. Hintergründe habe ich keine- ein komischer Auftritt war es alle Mal.

Sampdoria war stark. Nicht ganz so melodisch wie Lucchesse, aber es machte auch hier Spaß dabei zu sein. Zum Anfang wurde minutenlang eine schöne Schalchoreo gezeigt. Dazu gab es einen durchgängigen Fahneneinsatz und das gesamte Spiel immer mal wieder Pyro. Bewundernswert fand ich, dass auch in der Halbzeit weitergemacht wurde und auch nach dem Spiel noch lange nicht die Gesänge verstummten. War richtig gut. In der Kurve sah man auch etliche Fahnen von Freunden aus St. Pauli. Intensiv verabschiedet wurde der Kapitän der Mannschaft Quagliarella.

Die zweite Halbzeit war ein versöhnlicher Abschluss und so ging es zufrieden mit dem Strom in Richtung Altstadt. Bei mildem Wetter wurde noch eine Pizza auf einer Piazza vertilgt und dann ging es in die Heia.

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