16.08.2019 FC Bayern München vs Hertha BSC 2:2

Bundesliga

Zuschauer: 75.000

Kurt-Landauer-Stadion: München

Mein 250. Pflichtspiel für Hertha BSC! Freitagabend und dann ein Spiel in München. Unter normalen Umständen hätte ich geflucht. Ich muss zugeben, ein bisschen freute ich mich heute. Ich hatte noch nie ein Auftaktspiel erlebt und war sehr optimistisch, dass wir die Bayern würden ärgern können. Da spiele ich lieber gegen die Bayern am ersten Spieltag, als in der Mitte der Saison. Auch meine Anreiseschwierigkeiten hielten sich erneut dank flexibler Arbeitsmöglichkeiten in Grenzen und so erreichte ich bereits am Donnerstagabend die bayerische Landeshauptstadt.

Am Spieltag selber, riss ich erst noch mein Arbeitspensum runter und radelte dann gemütlich in das Münchener Zentrum. Dort chillte ich noch ein bisschen an der Isar und traf dann Tschernie und Nemo, die ebenfalls individuell angereist waren. Tschernie machte dabei seinem Namen alle Ehre und reiste per Inlandsflug nach München. Aber wer schmeißt den ersten Stein? Wir sind alle Umwelt-Haramis. Die beiden Konsorten entdeckten dann ihre Uhr und stellten fest, dass sie eigentlich direkt zum Stadion mussten. Die Aussicht 2,5 Stunden am Stadion zu gammeln, schreckte mich etwas ab, sodass sich die Wege noch einmal trennten.

Nach einem wunderbaren Kneipenerlebnis in der letzten Saison, wollte ich diese noch einmal besuchen. Die Kneipe hatte auch auf, aber die Küche war geschlossen. Somit war die erste Enttäuschung perfekt. Es kam aber schlimmer, denn Gäste und Wirtin lederten in einem abartigen Gespräch über Ausländer und Schwarze ab. So was Krasses, hatte ich in dem Ausmaß erst einmal erlebt. Ich war wieder wie paralysiert in diesem Moment. Ich entschied mich für das Runterstürzen des Bieres und den geordneten Rückzug, samt kurzen Schlagabtausch mit dem Feind. Puh. Schon krass, wie sich Deutschland in den letzten Jahren radikalisiert hat und wie offen Menschen mittlerweile ihr krass rechtes Gedankengut rausposaunen. Fassungslosigkeit.

Einmal geschüttelt und dann ging es mit dem Fahrrad in den weiten Münchener Norden. Ich war sehr positiv überrascht, denn es ging fast die ganze Zeit an der Isar entlang durch den Englischen Garten. Klar, der Weg war recht weit, aber es überraschte mich schon, dass sonst kaum jemand mit dem Fahrrad unterwegs war. Kurz vor Schluss machte ich noch eine Auszeit im Biergarten und aß eine leckere Currywurst-Pommes. Aufgrund der langen Schlangen an den Eingängen, lief mir die Zeit wieder etwas davon. Ich ließ mich nicht so richtig aus der Ruhe bringen. Das tat ich erst, als ich auf die dumme Ordnerin am Eingang traf. Als Resultat kämpfte ich mich einmal durch den Block, ehe ich mich wie fast immer in München, auf der Treppe einfand.

Die Saison begann mit einer dummen Show und etwas überraschend der deutschen Nationalhymne. Hatten wir glaube ich alle nicht auf dem Schirm. War sehr lustig, wie der Block darauf reagierte und ich war fast ein bisschen stolz, dass fast niemand das Ding mitsang. Nach einer Vielfalt von Aktivitäten, einigten wir uns schließlich auf dagegen ansingen und starteten mit einem leidenschaftlichen „Wir sind keine Konsumenten“. Nice! Zum Anpfiff gab es dann von uns eine kleine optische Aktion mit blauen und weißen Fahnen (Hertha BSC, Nachhaltigkeitsultras wegen Recycling und so).

Bayern war dann wie erwartet stark drauf und kombinierte viel zu leicht. Gerade über Außen wurden die Ketten viel zu leicht überspielt. Insbesondere Maxi sah da auch wirklich nicht gut aus. So war auch das 1:0 folgerichtig. Das ging viel zu leicht! Alles schien seinen Gang zu gehen, bis in der 35. Minute Lukebakio einfach mal abzog, Ibisevic abfälschte und der Ball im Netz zappelte. Im dritten Stock purzelten die Körper nur so durch die Gegend und ein gewaltiger Torpogo brach los. Wahnsinn. Kurze Zeit später war plötzlich Grujic allein vor Neuer, lief vorbei und schon eiskalt ein. Was war hier los? Nun war endgültig kein Halten mehr. Die T-Shirt-Zeit war nun auch vorbei und alle Leute drehten völlig frei. Angenehmer Nebeneffekt? Der Gästeblock war circa 30.000 Euro reicher, denn natürlich hatten wieder einige Unverbesserliche den obligatorischen Zehner gesetzt.

In der zweiten Halbzeit war die Stimmung weiter gut, wobei die Aufregung ein Stück weit ihren Tribut zollte. Wir wollten alle diesen Sieg! Es machte wirklich Spaß und wir konnten uns auch gut Gehör verschaffen. Lag auch daran, dass wir zahlenmäßig etwas besser vertreten waren, als in den vergangenen Jahren. Ein schöner Auftritt.

Leider reichte es nicht ganz für den Sieg. Grujic ließ sich zu einer unüberlegten Aktion hinreißen und der ehrenlose Lewandowski spielte den sterbenden Schwan. Wäre die Situation andersherum auch so gepfiffen wurden? Lewandowski ist für mich einfach nur noch unten durch. Schon im letzten Jahr die Schwalbe gegen Rekik und nun das… Ich freue mich schon auf die wichtigen Spiele in der Championsleauge, wenn der Robert wieder abtaucht… „Klar, gibt es Karma!“

Die Fanszene des FC Bayern gefiel mir wieder recht gut. Extrem guter Fahneneinsatz und auch eine gute Geschlossenheit bei Hüpf- und Klatscheinlagen. Ab und zu wurde auch das Stadion mitgenommen. Eine gute Heimkurve, ein furchtbares Heimstadion, denn der gemeine Bayernfan ist einfach nur abartig. Ein Gruselkabinett in Lederhosen…

Nach dem Spiel besagen wir noch unsere Sektion Stadionverbot, denn vermutlich wird es schon beim nächsten Spiel in sehr ausgedünnter Formation weitergehen… Dann löste ich mich, wurde von der Polizei nicht durchgelassen, nahm einfach den nächsten Ausgang (sehr gute Polizeiarbeit!) und fuhr dann 75 Minuten durch die sehr dunkle Münchener Nacht. Bis auf einen Besoffenen in Union Jacke (man,man,man) passierte dann auch nichts mehr und fast ein wenig unzufrieden ging es ins Bett.

Weiter so Jungs!

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