1. Bundesliga
Zuschauer: 74.667
Olympiastadion: Berlin
Für mich endete die Nacht zu einem erstaunlich zivilisierten Zeitpunkt. Da auch mit der Bahnverbindung absolut alles glatt lief, erreichte ich gegen 13:00 die Berliner Stadtgrenze. So hatte ich sogar noch Zeit, um meine Sachen in meinem Nachtquartier abzulegen und eine Kleinigkeit zu essen. Gegen 14:00 erreichte ich dann das Stadion und half beim Aufkleberverkauf, der heute erstaunlich gut verlief. So konnten wir gegen 15:00 schon einpacken und zügig in die Kurve hinunterlaufen. Gerade die unteren Bereiche waren heute gut gefüllt. Zum einen lockte mit Borussia Dortmund ein sehr attraktiver Gegner. Zum Anderen war eine ganze Busladung Karlsruher vor Ort, die nach ihrem Spiel am Vorabend nun die Hertha unterstützen wollten.
Hertha trat heute mit einem neuen Trainer an der Seitenlinie an. Für mich war die Seifenoper zu Beginn der Woche ein weiterer Beweis für die Unprofessionalität der Vereinsführung von Hertha BSC. Öffentlichkeitswirksam einen Trainer zu suchen, ohne den derzeitigen zu entlassen, ist einfach menschlich absolut peinlich. Wenn es sich dazu noch um einen so verdienten Herthaner wie Ante Čović handelt, dann ist das einfach nur unterirdisch. Generell nervt mich dieses permanente „Durchstechen“ an die Presse auch extrem. Das spricht alles nicht für ein gutes Klima im Verein. Dementsprechend wichtig fand ich das Spruchband mit der klaren Aussage: Čović bleibt Herthaner. Dazu gab es Sprechchöre und eine Ansprache eines unserer Vorsänger. Den Trainer haben die Mannschaft und die Vereinsführung auf den Gewissen.
Per Spruchband äußerten sich die Harlekins noch zu weiteren Themen: „10 Jahre-12 Trainer- Ein Verantwortlicher!“. Sicher ist jedem Leser bekannt wer damit gemein ist und langsam reicht es auch wirklich mal, Herr Preetz! Ein weiteres Spruchband setzte sich mit dem Einfluss des Investors Lars Windhorst auseinander: „Entscheidungsgewalt des Vereins im Wind(Horst) verweht!“ Es wird spannend bleiben bei Hertha BSC. Erste Anzeichen einer stärkeren Einmischung sind jedoch auf jeden Fall zu erkennen. Irgendwie hat man dieses Drehbuch schon allzu oft gesehen und hoffen wir, dass es bei uns nicht in der absoluten Katastrophe endet, wie bei so vielen anderen Vereinen. Ein weiteres Spruchband befasste sich mit der in der kommenden Woche anstehenden Innenministerkonferenz „Landesfriedensbruch für Rumstehen? Fahrverbot wegen Pyro? Ihr gießt nur Öl in unser Feuer“. Fantastisch, dass die Innenminister im Vorfeld der Konferenz tatsächlich Fahrverbote für Pyrozündler fordern. Innenminister sind auf jeden Fall meine Lieblingspolitiker.
Die Stimmung war auf unserer Seite mau. Es war einfach viel zu leise. Dass einige Leute dennoch von einem leichten Aufwärtstrend sprechen, spricht nicht für die Stimmung der letzten Wochen. Man merkt, dass die Derbyniederlage vielen erheblich die Motivation geraubt hat. Dennoch kann das nicht unser Anspruch sein. Lediglich optisch war das wieder gut und gegen Ende der Partie gab es noch ein „Freunde fürs Leben“ Banner mit den Logos der Hauptstadtmafia und der Wild Boys aus Karlsruhe.
Die Dortmunder Fanszene enterte erst kurz nach Anpfiff den Gästeblock. Über die Hintergründe weiß ich nichts zu berichten. Danach legten sie einen guten Auftritt hin. Sie hatten sehr viele Fahnen im Gepäck, die sehr geschlossen eingesetzt wurden. Die zweite Halbzeit wurde dann durch eine schöne Pyroshow eingeleitet. Generell war der Fahneneinsatz hier heute aber das Highlight. Die Lautstärke ging auch in Ordnung, sodass man von einem guten Gästeauftritt sprechen kann.
Nach dem Abpfiff kam die Mannschaft in Richtung der Ostkurve und bewies wenig Sensibilität. Gerade Davie Selke reagierte sehr verwundert. Als der Mannschaft klargemacht wurde, dass sie direkt in die Kabine gehen können, war die Körpersprache einiger Spieler eindeutig. So folgten aus der Kurve dann einige Saftpakete auf die Laufbahn und es gab „Absteiger Rufe“. Zudem fiel noch der Begriff „Derbyversager“. Aus meiner Sicht nicht die glücklichste Aktion, wobei man sich auch auf Seiten der Mannschaft etwas mehr Feingefühl erhoffen hätte können. So ist die Stimmung nun noch eisiger, als in den letzten Wochen.
Auf dem Parkplatz genehmigte ich mir dann noch einige Cider, ehe es mit LMK und Tschernie nach Südberlin ging. Dort aßen wir in einem Kultrestaurant noch in gemütlicher Runde zusammen mit einigen Südberliner und Karlsruhern. Der Moment in so einer Runde einen Weißwein zu bestellen, war schon groß. Der Abend endete dann gemeinsam mit den Karlsruhern in den Lokalitäten der Hauptstadtmafia. Einfach ein richtig geiler Abend!


