Israelischer Staatspokal
Zuschauer: 1.900
Sammy Offer Stadion: Haifa
Die Terminierung für die israelische Liga ließ lange auf sich warten und brachte dann ein für mich nicht zufriedenstellendes Ergebnis. So war ich sehr froh, als plötzlich der israelische Staatspokal unter der Woche angesetzt wurde und es reichlich Spiele zur Auswahl gab. Ich konnte also meine Reiseplanung durchziehen und mir ein passendes Spiel raussuchen, anstatt meine ganze Reise anhand irgendwelcher Fußballspiele zu planen.
Am Mittwoch fiel meine Wahl auf die Partie von Hapoel Haifa. Zwar ist Hapoel hinter Maccabi Haifa die klare Nummer Zwei in der Stadt, aber ich wollte die Stadt im Norden Israels gerne kennenlernen. Der Eindruck bestätigte sich dann auch vor Ort, denn Maccabi war im Stadtbild sehr präsent, während Hapoel praktisch nicht wahrnehmbar war.
Gegen Mittag erreichte ich mit dem Zug die drittgrößte Stadt Israels. Haifa gilt als eine Stadt, in der die verschiedenen Konfessionen friedlich zusammenleben und religiöse Spannungen äußert selten sind. Schon alleine deshalb wollte ich die Stadt unbedingt sehen. Ich schlenderte den Tag dann durch die Stadt und quälte mich zu Fuß etwa 400 Höhenmeter nach oben in den Stadtteil Carmel. Von dort hatte man eine wunderschöne Aussicht über die Stadt, das Mittelmeer und die hängenden Gärten der Bahai, die jedoch leider mittwochs geschlossen sind.
Dann fuhr ich mit Israels einziger Metro (eigentlich war es eher eine Zahnradbahn) wieder nach unten und schaute mir die Deutsche Kolonie an. Diese wurde von der Tempelgesellschaft Ende des 19. Jahrhunderts gegründet und der einheitliche Architekturstil war ansprechend. Ob es die frische Luft oder die vielen Eindrücke waren, bei mir war dann abends etwas die Luft raus. So blieb ich recht lange in einem Café, ehe es Zeit wurde mit dem Bus zum Stadion zu fahren. Dort angekommen war mir nicht ersichtlich wo ich ein Ticket für die Partie erstehen könnte, sodass ich am Presseeingang nachfragte. Mit Informationen ausgestattet, versuchte ich mein Glück und umrundete ohne Erfolg einmal das gesamte Stadion. Dabei geriet ich auch kurz in den kleinen Gästemob, die mich jedoch friedlich passieren ließen. Ich fragte den Ordnungsdienst, die Polizei und das Militär und erhielt stets eine andere Antwort, sodass ich 30 Minuten später wieder am Presseeingang stand. Auf die Frage, ob ich die Karte nicht hier kaufen könne, erwiderte der Typ: „Nein, kaufen nicht“ und riss einfach eine Karte vom Stapel ab und schenkte mir diese. Geile Aktion, vielen Dank.
Ich wurde dann direkt von einem Golddigger abgefangen, der auch eine Karte haben wollte und mich nach möglichen Verwandschaftsgraden zu Spielern fragte. Tzz. Ich betrat triumphierend das Stadion und staunte über die elegant übersetzte Frage: „Do you weapons?“. Ja, moin. Ich nicht weapon und so kam ich herein und stellte fest, dass im Stadion noch absolut gar nichts los war. 30 Minuten bis zum Anpfiff vergingen somit nur quälend langsam trotz einiger guter Ideen, die ich dann auch in die Tat umsetzte.
Mit dem ersten Schuss erzielte Haifa direkt das 1:0. Manchmal ist es bei gewissen Mannschaften auch einfach Hass auf den ersten Blick. So war das auch heute. Haifa spielte einen absolut peinlichen Fußball und ließ sich von dem Zweitligisten förmlich an die Wand spielen. Durch ganz viel Dusel rettete der Favorit ein unverdientes 1:0 jedoch über die Zeit. Der israelische Staatspokal bietet einige interessante und brisante Duelle. In Haifa war die Mannschaft aus Kafr Quasim zu Gast. Die Stadt liegt etwas 20 Kilometer östlich von Tel Aviv auf der israelischen Seite der „Grünen Linie“, die Israel und die West Bank voneinander trennt. Die Bevölkerung der Stadt ist mehrheitlich arabischstämmig. Die Stadt hat einen unrühmlichen Platz in den Geschichtsbüchern. 1956 gab es in der Stadt einen massiven Gewaltakt, in dessen Rahmen die israelische Polizei 49 Personen umbrachte. Der Vorfall ging als „Kafr Quasim Massaker“ in die Geschichtsbücher ein.
Die Stimmung zwischen beiden Mannschaften und Fangruppen war jedoch absolut entspannt. Die Gäste wurden von erstaunlich vielen Fans begleitet. Etwa 30 Leute supporteten das gesamte Spiel und wussten mit unbekannten Melodien zu gefallen. Im Oberrang hing eine recht große Ultras Fahne. Die Heimfans von Hapoel waren auf der Geraden und fielen absolut nicht weiter auf. Das war schon etwas enttäuschend.
Nach dem Spiel nahm ich einen Bus, der mich direkt zu meiner Unterkunft brachte. Da sonst bereits alles geschlossen war, holte ich mir noch eine Pizza in der Nähe und vertilgte diese auf meinem Balkon. Israel, mein 30. Länderpunkt.






