Freundschaftsspiel
Zuschauer : 40
Hartplatz Tennenplatz : Bonn
Bei einer solchen Partie hätte ich noch vor wenigen Monaten etwas gequält geguckt und hätte vermutlich behauptet es gebe auch Grenzen des Genießbaren. Die Zeiten haben sich inzwischen gewaltig geändert und so freute ich mich wie ein kleines Kind auf den Spielbesuch. Knapp 4,5 Monate waren vergangen, seit ich das letzte Mal ein Fußballspiel live erleben durfte. Immerhin hatte ich mit dem letzten Spiel vor der Coronapause alles richtig gemacht und mit dem Besuch in Kiel noch die zweite Liga komplettiert.
Nun hieß es aber auf zu neuen Ufern und plötzlich war der Wohnort in der Region Mittelrhein ein Segen, denn der Landesverband ließ zu Freundschaftsspielen im Gegensatz zu einigen anderen Verbänden bereits wieder Zuschauer zu. Dennoch war ich extrem nervös vor dem Spiel und fragte mich ob wohl alles klappen würde. Wird wirklich wieder gespielt? Sind wirklich Zuschauer erlaubt?
Als Auftaktspiel wählte ich das Spiel von Hertha Bonn auf einem Hartplatz im Bonner Süden. Neben dem fantastischen Namen sprach auch der Untergrund des Platzes für die Wahl. So kam mir in den vergangenen Monaten zu Ohren, dass tatsächlich einige Hopper von einem Spiel auf einem Hartplatz träumen. Dieses Vergnügen ist jedoch wohl nur in einigen wenigen Bundesländern überhaupt noch zu bekommen. Daher konnte man sich sogar einreden, dass dieses Spielbesuch auch objektiv besonders war.
Aufgrund der Umstände war er natürlich sowieso besonders. Die Fussball-App zeigte in der Karte eine falsche Adresse und so wurde es mal wieder ziemlich knapp. Als dann auch noch die Tür zum Sportplatz verschlossen war, schwante mir böses. Die Tür war jedoch unverschlossen und so purzelten mir Zentner von den Schultern. Sonntags, gutes Wetter- Fußball. Was für ein Traum?
Einschränkungen gab es kaum. Es gab sogar einen kleinen Verpflegungsstand- lediglich in eine Anwesenheitsliste musste man sich für eine eventuelle Kontaktnachverfolgung eintragen. Wir gingen dann direkt an die Bande, um den kickenden Helden möglichst nah zu sein. Hertha Bonn spielt in der Kreisliga C, also in der zweittiefsten Liga in NRW. Allüren hatten die Spieler- insbesondere der Heimmannschaft- jedoch wie die Großen. Insbesondere die zwei Heimkicker mit dem auffälligsten Haarschmuck neigten auch sonst zu Extravaganz und sorgten für den einen oder anderen Schmunzler. Beide erlebten das Ende des Spiels nicht- einer flog mit einer Tätlichkeit vom Platz- der andere hatte nach einem Foul keine Lust mehr und unterstützte seine Mannschaft fortan von der Seitenlinie mit Kippe und Bier.
Das Spiel war nicht wirklich gut, aber bot an zahlreichen Stellen außerordentlich gute Unterhaltung. Nach dem frühen Platzverweis spielte Hertha Bonn lange in Unterzahl, konnte aber durch ein Traumtor aus 25 Metern in Führung gehen. Nach einem Torwartfehler köpften die Gäste ein und drückten nun auf den Siegtreffer. Kurz vor Schluss erhielten sie einen Elfmeter. Der Schütze schoss scharf am linken Pfosten vorbei. Die Emotionen kochten hoch als befände man sich im Pokalfinale und nicht in einem Testspiel. Der Schütze wurde von einem Herthaner angerempelt. Rudelbildung, ein weiterer Platzverweis für Hertha und viel heiße Luft.
Letztlich blieb es beim 1:1 und nach extrem unterhaltsamen 3*30 Minuten schwangen wir uns quietschvergnügt auf unsere Fahrräder und rollten in Richtung des nächsten Grounds.


