- Bundesliga
Zuschauer: 4.000
Olympiastadion: Berlin
Freitagabend und ein Flutlichtspiel gegen Eintracht Frankfurt. Unter normalen Umständen hätte man bereits beim Aufstehen ein leichtes Kribbeln empfunden und hätte sich auf dieses Spiel gefreut. Man hätte dem Duell auf dem Rasen und vor allem dem Duell auf den Rängen entgegengefiebert. Doch was ist während der Corona-Pandemie eigentlich noch nochmal? Die Voraussetzungen für einen Spielbesuch waren definitiv anders als sonst.
Die Fanszene hatte recht früh angekündigt, dass man die Spiele nicht besuchen würde. Tagelang schleppte ich die Entscheidung mit mir herum wie ich mich verhalten würde. Letztlich entschied ich mich dafür ins Stadion zu gehen, sofern ich die Möglichkeit haben würde. Man kann sicher auch zu anderen Schlüssen kommen- ich finde die Einschränkungen, die mit einem Stadionbesuch einhergehen zwar ebenfalls schmerzhaft, aber doch in der momentanen Situation nachvollziehbar.
Ich versuchte zumindest durch mein Vorprogramm etwas Spieltagsroutine aufkommen zu lassen und ließ mich in Charlottenburg nieder. Kurz noch mit Tschernie getroffen und mir einen Kuttenschal besorgt, denn heute sollte das Fanprogramm ein anderes sein, als gewohnt. Relativ spät- so gegen 19:45 betrat ich die S-Bahn in Charlottenburg, die trotz der fortgeschrittenen Zeit ziemlich leer war. Auch die Ankunft am Olympiastadion war absolut merkwürdig. Statt dem sonst von Heimspielen bekannten Wusel und Trubel herrschte eine Grabesstille über dem S-Bahnhof. In der nasskalten Dunkelheit spazierten die Herthaner weitestgehend alleine und still in Richtung Osttor.
Am Stadion gab es relativ lange Schlangen, die sich jedoch zügig nach vorne bewegten. Am Einlass wurde der Name auf dem Ticket mit einem Ausweisdokument abgeglichen und dann ging es auch schon ins Stadion. Trotz anderweitiger Pläne, befand ich mich durch Herthas freche Preispolitik doch in der Ostkurve wieder. Es war ein sehr merkwürdiges Gefühl wieder da zu sein. Dieses Gefühl wurde durch zahlreiche Gesänge noch verstärkt und so musste ich richtig mit meinen Emotionen kämpfen.
Auf der einen Seite war es schön wieder im Olympiastadion zu sein, die bekannten Melodien zu hören und in die Gesänge miteinzusteigen. Auf der anderen Seite entstand auch eine ziemliche Leere in einem. Der Blick um einen herum brachte keine bekannten Gesichter, alle Freunde waren nicht anwesend und auch die Art und Weise das Spiel zu verfolgen war einfach eigenartig. Dennoch war gerade der Moment des „Nur nach Hause“ extrem schön und emotional.
Für mich etwas überraschend herrschte das Spiel über wirklich eine gute Stimmung. Gerade in der Ostkurve hatten sich zahlreiche Menschen versammelt, die immer wieder Gesänge anstimmten. Gerade dieses Unkoordinierte gefiel mir dabei sogar wirklich gut. Auch durch die Akustik des Olympiastadions schepperte es wirklich ziemlich. Ich fand es schön zu sehen, wie heiß viele der Fans wieder darauf waren ihre Mannschaft im Stadion zu sehen und in der Kurve zu stehen. Dabei wurden die Abstandsregeln ohne Ausnahme sehr diszipliniert eingehalten. Nur jeder dritte Platz und jede zweite Reihe war belegt. Mit dem schwierigen Spielverlauf gab es immer mal wieder kleinere Pausen. Ich fand den Auftritt aber optimal- irgendwie genau den richtigen Ton getroffen für ein solches Spiel.
Die einzige Konstante blieb das furchtbare Spiel von Hertha. Gerade die Abwehr zeigte sich von ihrer schlechtesten Seite und lud Frankfurt förmlich zum Toreschießen ein. Der Start in die zweite Halbzeit war gut, brachte aber nichts Zählbares, sodass am Ende eine verdiente und schmerzhafte 1:3 Niederlage stand. Nach dem Spiel wurde die Mannschaft noch beklatscht, ehe es mit der ebenfalls leeren S-Bahn zurück nach Charlottenburg ging.
