Sportpark Nord: Bonn
Zuschauer: 500
Regionalliga West
Nach langen und harten Monaten ohne Aussicht auf Besserung ging es dann plötzlich ganz schnell. Täglich sanken die Inzidenzen und plötzlich gab es in allen gesellschaftlichen Bereichen konkrete Öffnungsperspektiven. Auch der Fußball blieb bei dieser Entwicklung nicht außen vor- auch wenn es für den hochklassigen Fußball in der Regel schon zu spät war. Freudig stellte ich jedoch fest, dass der Bonner SC am Dienstag ein Spiel gegen Alemannia Aachen bestreiten sollte. Auf den Social Media Seiten des Bonner SC wurde angekündigt, dass es am Montag eine Information darüber geben werde, ob noch Restkarten in den Verkauf kämen.
Ihr könnt Euch denken, wie mein Montagvormittag aussah. Fast minütlich aktualisierte ich die Seiten und hoffte auf ein Signal. Stets ohne Erfolg. Gegen Mittag war ich durch den vielen Bonner SC Content in einer so existenziellen Lebenskrise, dass ich zu radikalen Mitteln griff. Ich nutze die Suchmaschine meiner Wahl und rief die dort angegebene Nummer an. Schnell wurde ich auf den Boden der Tatsachen geholt, denn meine Anfrage wurde zunächst negativ beschieden. Als ich mich jedoch auch interessiert an dem Spiel am Samstag zeigte, nahm das Gespräch eine interessante Wendung. Nachdem ich auch die Frage nach meinem Wohnort zufriedenstellend beantwortet hatte, verblieben wir bei der Einigung: Ich schreibe noch mal eine Mail und der Verein guckt am Abend wie die Situation ist.
Damit konnte ich beruhigt meinen Tagesaktivitäten nachgehen und am Abend hatte ich tatsächlich eine kostenlose Eintrittskarte in meinem Postfach. Wow! Vielen Dank, Bonner SC. Am Spieltag war dann eigentlich alles entspannt. Man brauchte einen negativen Corona-Test, um das Spiel besuchen zu können. Ich machte früh Feierabend, nahm diese Hürde und aß dann noch entspannt ein Eis. Als ich gerade aufbrechen wollte, stellte ich fest, dass die Karte, mit der ich mein Ergebnis abrufen konnte, nicht mehr aufzufinden war. Nach 10 Minuten der Panik hatte ich die Gewissheit, dass diese Karte sich nicht mehr in meinem Besitz befand. Also fuhr ich schnell zurück zum Testzentrum, wo mittlerweile eine 30 Meter lange Schlange war. Jackpot!
Ich war gerade versucht es mit meinem 36 Stunden alten Test zu versuchen, als ein Wunder passierte. Wie aus dem Nichts tauchte eine ehemalige Shishabar auf, die mittlerweile ein zertifiziertes medizinisches Dienstleistungszentrum ist. Freundlich waren sie nicht und die Testerin, die fragte: „Kann ich das in der Nase machen? Rachen kann ich nicht so gut“ trug auch nicht zu meiner Beruhigung bei. Dafür hatte ich um 17:57 und somit drei Minuten vor Anpfiff meinen negativen Test im Postfach. Blöd nur, dass ich um 17:54 erfolgreich mit meinem 36 Stunden alten Testergebnis die Eingangskontrolle passiert hatte. Summa summarum: Dem Staat 36 Euro gekostet. Jungs- ich hole das Geld aus den ganzen Stafbefehlen wieder rein!
Ich hatte dann ein Ticket neben einem anderen Menschen, der ein Eintracht Braunschweig Logo an seinem Handy hatte. Das ist selbst im Normalzustand nicht optimal. Unter Corona-Bedingungen war das natürlich noch unglücklicher. Nach drei Platzwechseln hatte ich dann einen ungestörten Platz und saß kurz vor dem abgewählten Oberbürgermeister der Stadt Bonn.
Aufgrund der fehlenden Aufsteiger aus den abgebrochenen Oberligen, muss nur eine Mannschaft der Regionalliga West absteigen. Ein Riesenglück für Bonn, denn die Mannschaft stand vor dem heutigen Anpfiff auf dem vorletzten Tabellenplatz. Gegen die stark ersatzgeschwächte Alemannia aus Aachen musste also unbedingt ein Sieg her. Bonn hatte mehr Spielanteile und konnte kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit, die nicht unverdiente Führung erzielen. Das 1:0 konnte über die Zeit gerettet werden und so konnte der Klassenerhalt klar gemacht werden.
Während des Spiels gab es immer mal wieder Sprechchöre und gerade das „BSC“ konnte ich guten Gewissens mittragen. Nach dem Spiel gab es viel Applaus und noch eine kurze Feier mit der Mannschaft. Endlich mal wieder ein Fußballspiel. Dieser Besuch bei bestem Wetter machte wirklich Lust auf mehr. Danke, Bonner SC!



