Stadion na Plynarne: Praha
Zuschauer: 348
3. Tschechische Liga
Ach wie schön ist Tschechien. Am Morgen wachten wir noch im schönen Děčín an der Elbe auf und nahmen dann sehr zeitig den Zug in Richtung tschechische Hauptstadt. Kurz hinter Děčín stiegen dann zwei Frauen in unser Abteil. Als wir 2020 in Tschechien waren, galten Masken gerade als überflüssig und uncool. Das hat sich in diesem Jahr zum Glück geändert. Nervös wurden wir dennoch, denn die eine Dame fiel durch Nasennacktheit und penetrantes Husten auf. Da hilft dann nur beten und die Hoffnung auf Luftfilter und die rettende Wirkung der Impfung.
Der Zug kam sogar zwei Minuten zu früh am Prager Hauptbahnhof an. Das war für uns nicht unwichtig, denn wir wollten unser Reisegepäck noch schnell in der Unterkunft loswerden. Ohne mit der Wimper zu zucken, bekamen wir bereits um 09:45 unser Zimmer und so konnten wir sogar entspannt in kurze Kleidung wechseln. Es versprach nämlich ein sonniger Tag zu werden. Für den Fußweg reichte es leider zeitlich nicht mehr und so wurden wir unserem Ruf als Luxushopper einmal mehr gerecht und bestellten uns ein Uber zum Stadion. 10:10 wurden wir direkt vor dem Kartenhäuschen herausgelassen und bekamen ohne Probleme die Eintrittskarte für das Spiel.
Wir setzten uns auf den hinteren Teil der Tribüne und atmeten tief ein und aus. Nach einigen Regentagen und einem sehr mäßigen Sommer, schien endlich mal wieder die Sonne. Wenn man an einem Samstagmorgen auf einer abgeranzten Tribüne in Tschechien sitzt und einen die Sonne kitzelt, dann sind die Sorgen einfach ganz weit weggeschoben. Das Stadion ist nur zu einer Seite ausgebaut. Auf der ausgebauten Seite gibt es fünf Reihen mit grünen und gelben Sitzschalen. Um den Platz herum gibt es einige Wohnblöcke von denen man theoretisch auch das Spiel schauen könnte. Das wurde teilweise auch von einigen Anwohnern genutzt.
Na klar- es ist kein Stadionbesuch in Tschechien, wenn man nicht auch von Bier und Klobasa berichtet. Und wir bemühten uns dieses Klischee zu erfüllen. Zwar war es erst 11:00 aber das tat dem Geschmack keinen Abbruch. In der Schlange zum Imbisshäuschen wurde ich dann noch Zeuge eines interessanten Vorfalles. Ein junger deutscher Mann ließ sich prominent einen Platz freihalten und zog somit unter tschechischem Gefluche an allen anderen vorbei. Das interessierte ihn wenig- denn er war voll auf den Umweltschutz fokussiert. Er hatte zwei bereits benutzte Becher in seinem Gepäck und wollte dafür seinen Pfand zurückhaben. Als die Verkäuferin ihn abblitzen ließ und ihm den Mülleimer empfahl, versuchte er den Verkaufsstand von den Vorteilen eines Pfandsystems zu überzeugen. Auch sonst sah der Typ so aus, dass ich mich fragte ob es mittlerweile so etwas wie ironische Hopper gibt. Falls ja wäre in der Wörterbuchdefinition sein Bild zu sehen.
In der zweiten Halbzeit wurden die Plätze um uns herum attraktiver, denn die Tribüne spendete nun etwas Schatten. Somit konnten wir auch noch zwei Schaaaaaalker in unserer Nähe begrüßen. Es war schon ein ziemlicher Hopperauflauf- aber wem will man es verdenken? Das Stadionerlebnis war einfach wirklich wunderschön.
Auf dem Platz gab es eine ziemlich ausgeglichene Partie zwischen Loko Vlatvin und der zweiten Mannschaft von Sparta Prag zu sehen. Die Partie endete somit auch leistungsgerecht mit einem 1:1. Nach dem Spiel gingen wir dann zu Fuß in Richtung Innenstadt zurück. Insbesondere der Weg entlang der Moldau konnte sich dabei wirklich sehen lassen. Da wir zufällig an unserer Unterkunft vorbeikamen, machten wir einen kurzen Boxenstop, ehe es zum nächsten Ground ging.

