Estádio da Bessa: Porto
Zuschauer: 2799
Primeira Liga
Bereits in der Vorwoche stand ich circa drei Stunden vor dem Anpfiff am Stadion von Boavista Porto. Nur leider gelang es mir nicht die Festung Estádio da Bessa zu betreten. Die Tageskassen schlossen nämlich drei Stunden vor Anpfiff und öffneten auch nicht wieder. Trotz zahlreicher Ideen und Helfer gelang es mir an diesem Tag nicht das Stadion zu betreten und zum Anpfiff trottete ich traurig und mit gesenktem Kopf davon.
Eine Woche später sollte nun alles anders werden. Angestoßen wurde heute erst um 21.15, sodass ich die Möglichkeit hatte noch rechtzeitig die Karte zu kaufen. Also war ich gegen 16:00 am Stadion und bestellte beim schwerhörigen Herren im Tickethäuschen eine Karte. Zwei Mal beteuerte er, dass es nur noch Karten für 25€ gäbe und die billige Kategorie ausverkauft sei. Das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen und so fragte ich erneut nach einem Ticket im Oberrang. Irgendwann war sein Widerstand gebrochen: „Ach, du meinst das Ticket. Ja, das gibt es für 10€.“ Oh man. Auch beim zweiten Mal schien meine Beziehung zu Boavista auf eine echte Probe gestellt zu werden. Nun gab es folgendes System: Man musste sich in eine weitere Schlange einreihen. Dort wurde der Impfnachweis geprüft und man erhielt ein Armbändchen, mit dem der Einlass ins Stadion gewährt wurde. Zu dieser Uhrzeit ging das noch relativ zügig. Später sollte ich beobachten wie Hunderte von Menschen den Anpfiff deutlich verpassten, da die Prüfung ewig dauerte.
Ich lief dann zur Bushaltestelle und machte noch einen kurzen Ausflug nach Matosinhos. Dort trieb ich mich durch einige schöne Lokale und entspannte etwas am herrlichen Strand. Circa 30 Minuten vor dem Anpfiff erreichte ich dann den Eingang, zeigte meine Karte vor und kam zur Sicherheitskontrolle. Sehr ausgiebig wurde meine Tasche durchsucht und dann zog er mein Tablet hervor. Das sei eindeutig ein Wurfgeschoss, das natürlich nicht mit reindürfe. Meine wortreiche Diskussion wurde durch das sehr entschlossene Einschreiten eines Polizisten abgekürzt…
Ich dachte wirklich darüber nach einfach nach Hause zu gehen. Aber ich wollte nicht die zweite Woche hintereinander sinnlos in Boavista das Stadion von außen betrachten. Also drehte ich mit Wut im Bauch um und setzte auf den alten Trick: Das Tablet verschwand also in einem Busch. Zurück am Eingang zeigte ich erneut meine Karte vor und kam zum gleichen Ordner. Dieses Mal zog er meine Kamera hervor und sagte, dass diese nicht erlaubt sei. Wutentbrannt drehte ich um, touchierte eine Barriere und ging erneut zum Busch. Nachdem ich auch meine Kamera im Busch versenkt hatte, klopfte ich meine Tasche ab und stellte fest: Das Ticket ist weg.
Es kam auch nicht mehr wieder. Ich prüfte jede Tasche, meinen mittlerweile leeren Sack und leuchtete auch den Busch aus: Es war einfach weg. Ich weiß nicht ob der Ordner es eingesteckt hatte oder ob es mir heruntergefallen war- es war nicht mehr da. Wie Ihr Euch denken könnt, war der Ordnungsdienst auch nicht gerade hilfsbereit. So schaffte ich es zwar bis zum Eingang des Blockes- aber eben nicht in das Stadion. Ich war kurz vor dem Aufgeben und machte noch einen letzten Schlenker zu einem Büro, das ich in der letzten Woche erspäht hatte. Ich schilderte dem einen Typen meinen Fall und er hörte aufmerksam zu. Immerhin gab es kein klares Nein und er bat mich kurz zu warten. Er informierte dann seinen Kollegen, der kein Interesse hatte zu helfen. Aber der Bro hatte Herz. Und so telefonierte er leise und schickte mich zur Porta 1. Dort wurde mir diskret eine Karte zugesteckt und ich war nun Elektriker und konnte rein. Tausend Dank an diesen Menschen.
Es war wirklich ein Happy-End, denn mit dem Anpfiff erklomm ich die Stufen zur Haupttribüne. Somit hatte ich sogar einen besseren Platz als geplant. Die Fanszene von Boavista rund um die Pantera Negras liegen zurzeit im Clinch mit der Vereinsführung. Grund ist vor allem die Einführung der Cartao. Im oberen Teil des Blockes waren die Leute aus der Szene, die zwar nicht offiziell in Erscheinung traten, aber doch die Mannschaft unterstützten. Ich war von der Lautstärke heute wirklich beeindruckt. Immer mal wieder stiegen die anderen Tribünen mit ein und so machte das wirklich Spaß. Den Fans von Boavista wünsche ich einen langen Atem.
Das Spiel ging relativ ungefährdet mit einem 2:0 an Boavista. Bei einer Auswechslung verweigerte ein Spieler den Handschlag mit einem Mitglied aus dem Trainerstab. Das hat er danach bereut, so viel weiß ich. Vor dem gesamten Stadion wurden diesem danach die Leviten gelesen. Herrlich.
Zu Fuß und mit der Metro ging es dann für mich in meine Unterkunft. Normal war das alles nicht mehr. Keine neue Erkenntnis: Aber wie schrecklich werden Menschen, sobald sie nur ein kleines bisschen Macht haben? Gegen alle Polizisten und „Ordnungsdienste“.



