Taca de Portugal
Zuschauer: 200
Campo do Sacavenense
Am Samstag gab es zahlreiche Partien der zweiten Pokalrunde im Lissaboner Großraum zur Auswahl. Lange überlegen musste ich nicht. Nach dem Auftritt in Belém hatte ich die Jungs von Saca in mein Herz geschlossen und hatte große Lust auch ein Heimspiel zu besuchen. Gegen Mittag verließ ich die Wohnung und entschied mich auf dem Hinweg den Bus nach Sacavanense zu nehmen. So eine Busfahrt entlang der gesamten Linie verschafft einem immer Begegnungen mit interessanten Personen und so waren die 45 Minuten Fahrt anthropologisch sehr wertvoll. Sacavanense liegt unmittelbar hinter der Lissaboner Stadtgrenze. Man unterquert einmal die Brücke Vasco da Gama und ist praktisch sofort da.
Ich wollte gerne Mittagessen und lief daher ein wenig durch die Gassen der Innenstadt. Relativ schnell erspähte ich dann auch einige der Jungs von Saca in einer Kaschemme. Wer braucht schon Google Bewertungen oder sonstige Empfehlungen, wenn man den Jungs von Sacavanense einfach vertrauen kann? In der Kneipe wurde ich freundlich empfangen und ich entschied mich für das Gericht des Tages, das mir auch zügig auf den Tisch gestellt wurde. Trotz der circa 30 Zentimeter zwischen meiner Nase und dem Stück Fleisch auf meinem Teller drang ein unangenehmer Geruch zu mir nach oben. Ich befand mich aber definitiv nicht in einem Lokal, wo man das Fleisch zurückschickt und so hieß es dann Augen zu und durch. Durch eine unfassbare Willensleistung schaffte ich es den Geruch zu ignorieren und den Haufen auf meinem Teller verschwinden zu lassen. Als Nachtisch gab es stilecht ein „Mousse de Chocolate“ aus dem Supermarkt, der mit einigen großen Schlücken Schnaps aufgewertet wurde. Puh. Mit einem etwas flauen Magen verließ ich das Lokal und steuerte das Stadion an.
Wieder für 10€ bekam ich meine Eintrittskarte und sah dann, dass es wieder ein Restaurant direkt am Stadion gab. Mist! Zumindest konnte ich mir dort das W-Lan Passwort sichern und somit die ersten Minuten von Herthas Demütigung verfolgen. Nach dem 2:0 und wenige Minuten vor dem Anpfiff betrat ich dann das Stadion von Saca und suchte mir einen schönen Platz auf der Tribüne. Die Stufen waren in Vereinsfarben bemalt und es gab auf beiden Seiten schöne Überdachungen. Fast schon ein Kunstwerk war die Spielertreppe am Kopfende des Platzes. Die Fans von Saca hatten sich im rechten Teil der Tribüne eingefunden und überzeugten mich wieder vollends. Die wahnsinnigen Melodien wurden leidenschaftlich vorgetragen und blieben mir die gesamte Woche noch im Kopf. Dazu gab es einige Fahnen, die auch sehr häufig in der Luft waren. Trotz des miserablen Spielverlauf gab es kein Aufgeben und die Mannschaft wurde während des Spiels und auch danach nicht im Stich gelassen.
Auch aus Fafe hatte sich ein Bus mit auf dem Weg gemacht. Bei guten Getränken hatte ein Großteil der Besatzung vor dem Spiel auf dem Parkplatz gechillt. Zwei Zaunfahnen waren vor dem Block angebracht. Organisierten Support gab es während des Spiels jedoch nicht.
Das Spiel war leider sehr einseitig. Fafe ging früh in Führung und kontrollierte das Spiel in der Folge mit minimalem Einsatz. Am Ende wurde es mit einem 0:4 eine richtig fiese Packung. Schade. Ein engerer Spielverlauf hätte das Stadion hier heute sicher zum Beben gebracht.
Nach dem Spiel lief ich zu Fuß zum Bahnhof Lisboa Oriente und nahm von dort den Zug zurück in das Zentrum von Lissabon.


