Taça de Portugal
Zuschauer: 400
Estádio Municipal de Tábua
Hätte man mich bei der Recherche zu diesem Fußballwochenende beobachten können, hätte man mir zweifelsfrei ein Krankheitsbild diagnostizieren müssen. Ich suchte und guckte und suchte und guckte und fand einfach keine Spiele, die an diesem Wochenende angesetzt waren. Tagelang klickte ich mich durch ZeroZero.pt und wurde auch in den unterklassigen Ligen nicht fündig. Dann dämmerte es mir: Es ist keine Länderspielpause an diesem Wochenende- es gibt nur eine plausible Erklärung warum keine Spiele angesetzt sind: Es ist Pokalwochenende! Und da die erste Runde noch ausgespielt werden musste, gab es noch keine Einträge auf den einschlägigen Seiten. Nachdem sich diese Erkenntnis in meinen Gehirnzellen ausgebreitet hatte, folgte auf meinem Gesicht die Ausbreitung eines dümmlichen und selbstvergessenen Lächelns.
Intensiv verfolgte ich damit natürlich die erste Runde des Pokals und spielte mögliche Traumszenarien in meinem Kopf durch. Als dann auch noch die Terminierung erfolgte, hatte ich Planungssicherheit und konnte mich für ein Spiel entscheiden. Mit Blick auf die relativ starre Reiseroute kristallisierte sich schnell ein klarer Favorit heraus. Das Spiel von Oliveira do Hospital gegen, das von mir ins Herz geschlossene Estrela Amadora sollte das Zielspiel des Wochenendes werden. Der einzige kleine Wermutstropfen war die Tatsache, dass Oliveira das Heimspiel im nahegelegenen Tábua austrug. Somit verwehrte mir zumindest die Groundhopper App einen weiteren Meilenstein bei der nahenden Komplettierung der Liga 3b.
Da sich unsere Reisegruppe an diesem Wochenende verdoppeln sollte, machten wir einen irrsinnigen Abstecher nach Viseu und fuhren dabei bereits fast am Stadion vorbei. Nach einem kurzen Bezug der Unterkunft des Tages und einer kurzen Abkühlung, fuhren wir wieder in die umgekehrte Richtung und erreichten gegen 14:15 das Stadion. Dort erweckte alles den Anschein, als sei der Anpfiff noch in weiter Ferne, denn die Polizei, das Fernsehteam und der Imbisswagen steckten alle noch mitten in den Vorbereitungen. Die Kasse war aber schon besetzt und nach einem netten Austausch mit dem Einlassmenschen, betraten wir die Tribüne.
Da es keine Verpflegung im Stadion gab, machte ich noch einmal den Abstecher nach draußen und gesellte mich zu kleinen Reisegruppe von circa acht Leuten aus Amadora, die die günstigen Preise für Café und Bier nutzten. Mit Bifana, Bier und Café entdeckte ich mein eigenes magisches Dreieck und war somit gerüstet für den Anpfiff. Dieser erfolgte dann auch kurze Zeit später. Nur circa 400 Zuschauer wollten dieses Spiel sehen, wobei es der Großteil mit der Heimmannschaft hielt. Die Reisefreudigkeit der Fans aus Amadora enttäuschte mich etwas. Hier hatte ich nach dem legendärem Heimspielauftritt im vergangenen Jahr etwas mehr erwartet. Die Heimfans waren einfach wahnsinnig bodenständig. So zivilisiert und so wenig impulsiv habe ich in Portugal bisher noch kein Heimpublikum erlebt.
Das Spiel hingegen ließ keine Wünsche übrig. Oliveira fightete und so hatte Estrela Amadora keine sichtbaren Feldvorteile zu verzeichnen. Vielmehr entwickelte sich ein offener Schlagabtausch mit kleinen Chancen auf beiden Seiten. In der 66. Minute ging Oliveira in Führung und die Sensation schien sich anzubahnen. In der Folge verteidigte Oliveira leidenschaftlich die Führung. Einige aussichtsreiche Konter wurden jedoch leichtsinnig vergeben. So trat am Ende das Unvermeidliche ein und Amadora konnte in der Nachspielzeit noch ausgleichen. In der Verlängerung schienen dann beide Mannschaften nur noch auf das Elfmeterschießen zu warten. In diesem behielt Oliveira dann relativ eindeutig die Oberhand und schickte somit den Zweitligisten nach Hause. In der dritten Runde des Pokals steigen dann auch die Erstligisten in den Pokal ein. Aufgrund meiner wochenlangen Schreibfaulheit kann ich Euch somit schon einmal prophezeien: Die dritte Runde des Pokals sollte einige Überraschungen bereithalten, nicht zuletzt mit Oliveira do Hospital in der Hauptrunde.
An diesem sonnigen Samstagnachmittag war das aber noch alles Zukunftsmusik. Wir verabschiedeten beide Mannschaften mit Applaus und verbrachten dann bei herrlichem Wein und leckeren Petiscos einen schönen Abend in Viseu.


