Taça Portugal Feminina
Zuschauer: 120
Campo Clube Ferroviário de Portugal
Alles Gute zur Einrichtung der Republik, liebes Portugal. Heute war Feiertag und somit herrschte eine herrlich schläfrige Stimmung in Lissabon. Ein weiterer nicht unwesentlicher Nebeneffekt: Es wurde Fußball gespielt. Mit einer Anstoßzeit um 14:00 und einem Austragungsort im Stadion des Einsenbahnvereins im wunderschönen Stadtteil Marvila passte hier heute alles. Nachdem wir den Mietwagen abgegeben hatten, sprangen wir direkt in ein UBER, um das Stadion rechtzeitig zu erreichen. Eintrittsgeld wurde den Zuschauenden nicht abverlangt, sodass sich unser Konsumbudget enorm erhöhte.
Es gab laute Musik aus den Boxen und einen Verkaufsstand, der mir fast die Tränen in die Augen trieb. Es gab einfach alles, was man sich vorstellen konnte. Ich startete mit Cider und Café und pendelte in der Folge intensiv zwischen unserer Position an der Bande und dem Verkaufsstand. Auch die Bifana in der Halbzeit schmeckte überragend. Als besonderes Schmankerl gab es wie in einigen Lokalen in Portugal die Möglichkeit an einer Verlosung teilzunehmen. Man drehte sich eine Kugel aus einem Kaugummiautomat, öffnete dies und entnahm seine Nummer. Jedes Los gewinnt. Aber nicht jedes Los gewinnt so wie wir, denn wir waren nun stolze Besitzer eines Anspitzers und eines Messers. Ja, ihr habt richtig gelesen: Ohne mit der Wimper zu zucken, wurde uns im Stadion ein Messer angeboten. Hier war die Welt noch in Ordnung.
Die Welt war sogar so in Ordnung, dass mich beim Anpfiff kurz die Emotionen überrannten und ich feuchte Augen bekam. Wie beim letzten Jahr bei Benfica hatte ich beim Frauenfußball das Gefühl, dass der Fußball hier noch ein wenig mehr so ist, wie er sein sollte. 22 Spieler*innen, ein Ball und unabhängig von der Liga einfach der Wunsch das Spiel zu gewinnen. So auf das Wesentliche reduziert, mit einer angenehmen Stimmung und gutes Wetter, mehr braucht man doch nicht. Und klar: Der regelmäßige Cider-Nachschub schadete auch nicht.
Auf dem Platz entwickelte sich ein sehr einseitiges Spiel. Die Heimmannschaft ließ den Gästen absolut keine Chance. Der gezeigte Fußball war ansehnlich und trotz der Eindeutigkeit war es ein wahnsinnig faires Spiel ohne die üblichen Nickligkeiten. Beim Stand von 10:0 gab es noch einen Elfmeter für die Heimmannschaft. Die Torwärtin der Gäste hielt und kurz wurde gejubelt, als hätten die Gäste gerade den Siegtreffer erzielt. Es war ein Fußball, wie er sein sollte. Nach dem Spiel gab es Applaus für beide Teams und die Heimmannschaft drehte eine Ehrenrunde zum Abklatschen und Umarmen. Dabei wurde noch ein blauer Rauchtopf angerissen. Was für ein schöner Fußballnachmittag, der mir meinen höchsten Sieg in der Fußballkarriere bescherte.


