1. Bundesliga
Zuschauer: 26.000
Ruhrstadion: Bochum
Unerwartet saßen wir in der Nacht von Donnerstag zu Freitag plötzlich im Flugzeug nach Berlin und ich hatte somit eine aufregende Fußballwoche vor mir. Das Auswärtsspiel in Bochum, englische Woche in Berlin und das Derby- mit Blick auf den Fußball kann man sich eigentlich kaum sieben bessere Tage für einen Aufenthalt in Deutschland vorstellen. Ich hatte passiv jedoch bereits registriert, dass es eine ziemlich große Nachfrage an Karten für das Spiel gegen Bochum gibt. So ganz wusste ich auch nicht warum, aber die Faktoren: Sonderzug, das erste Spiel gegen Bochum seit längerer Zeit und die lange Winterpause motivierten wahrscheinlich viele Herthaner. Das Gästekontingent war restlos ausverkauft und mein erstes Herumfragen brachte absolut nichts ein. Gleichzeitig verkaufte Bochum keine Karten im freien Verkauf und so kam ich dann doch ein bisschen ins Schwitzen. Gott sei Dank war meine ehemalige Arbeitskollegin Bochumerin und konnte über VFL Fans in ihrem Leben eine Karte neben dem Gästeblock kaufen. Nicht optimal: Aber ich war erst einmal erleichtert, dass ich überhaupt ins Stadion kommen würde.
Am Spieltag ging es relativ zügig mit dem Bus und dann per Zug in Richtung Westdeutschland. Ab Hannover stieg ich in einen ICE mit vielen Herthanern und nach längerer Zeit Fußballabstinenz brauchte mein Gehirn etliche Minuten, um auch in den Fußballmodus zu schalten. Ich stieg dann in Dortmund kurz aus dem Zug und schloss mein Gepäck im Bahnhof ein. Nach einer Minirunde durch die Dortmunder Innenstadt, nahm ich dann den Regio nach Bochum. Dort war ich dann auch sehr früh, sodass ich auch dort noch eine kleine Runde drehte, vietnamesisch speiste und dann noch einen leckeren Kaffee trank.
Dann traf ich ungefähr zeitgleich mit dem Zugfahrerhaufen am Bochumer Hauptbahnhof ein und reihte mich in unseren Marsch ein und freute mich über zahlreiche Wiedersehen. Wir wurden von der Polizei eine kleine Schleife geschickt und ich kam dadurch in den Genuss einiger Bochumer Villen am Park, die ich bisher auch noch gar nicht kannte. Nun stellte sich die schwierigste Frage des Tages, denn natürlich wollte ich das Spiel am liebsten aus dem Gästeblock verfolgen. Ich guckte mir erst einmal die Einlasssituation an, um nach einem möglichen Schlupfloch zu suchen. Das sah jedoch nicht so vielversprechend aus und auch am Stadion zeichnete sich keine wirkliche Option ab. So ging ich erst einmal zurück zu einem Kiosk, den ich auf dem Marsch gesehen hatte. Als ich wieder zurück am Stadion war, sah ich gerade wie eine Stehplatzkarte verkauft wurde. Mit einem langen Gesicht stand ich also vor dem Block, bis mir jemand auf die Schulter klopfte. Ich sah wohl sehr suchend und verzweifelt aus und hier gab es noch zwei überzählige Karten. Wenig später hatte ich einen Sitzplatz im Gästeblock.
Ich lief dann wieder etwas zurück, umkurvte die Polizeikette und machte mich auf den Weg in den Heimbereich. 5 Minuten später hatte ich dann auch meine ursprüngliche Eintrittskarte im Heimbereich verkauft. Die Polizeikette wieder umkurvt und wenig später war ich im Sitzplatzbereich des Gästeblocks. Da meine Leute jedoch eher im Stehplatzblock waren, gab es noch eine letzte Hürde zu überspringen. Entschlossen auf den Ordner zugelaufen und gesagt, dass ich gerade noch die Choreoschals verkauft hätte und schwups war das Tor auf und ich war im Gästeblock. Es sollte die einzige Erfolgsgeschichte des Tages werden.
Wir starteten mit einem ansehnlichen Intro in die Partie. Die Ostkurven-Choreoschals wurden einheitlich nach oben gereckt und es gab noch ein Choreo-Spruchband mit dem Slogan „Ostkurve Hertha BSC“, das von zwei Fahnen gerahmt wurde. In der Folge starteten wir solide in die Partie und konnten die Mannschaft gut unterstützen. Förderlich war die Aufteilung in den zwei verschiedenen Blöcken. Die Harlekins hatten sich im Sitzplatzbereich positioniert, während die Hauptstadtmafia im Stehplatzblock zu finden war. So war ich mit der Lautstärke wirklich zufrieden. Mit zunehmender Spieldauer flachte es etwas ab, ehe in den letzten Minuten zumindest die ersten Reihen mit einem neuen Lied noch einmal aufdrehten.
Die Bochumer Ostkurve fand ich eher enttäuschend. Richtig laut wurde es nur selten und auch optisch entsprach das einfach gar nicht meinem Geschmack einer ansehnlichen Kurvenbild. Unterstützt wurden die Bochumer von ihren Freunden der Schickeria.
Das Spiel hätte fast magisch angefangen, denn nach 10 Minuten traf Tousart auf wunderbare Weise zum 0:1. Durch den Videobeweis wurde das Tor jedoch aberkannt, denn der Ball war circa 15 Sekunden vorher knapp im Aus. Ein richtig geiler Torjubel wurde einem also wieder genommen. Die Frage ob das eine neue Spielsituation war, wurde in der Folge hitzig diskutiert. Ärgerlich war es in jedem Fall. In einer Partie auf mäßigem Niveau war Bochum dann einfach kaltschnäuziger und schlug gleich drei Mal zu. Serdar konnte kurz vor dem Abpfiff noch etwas Kosmetik betreiben, sodass wir „nur“ mit einem 1:3 unter die Räder kamen.
Nach dem Spiel gingen wir geschlossen zum Hauptbahnhof. Ich seilte mich kurz vor Ankunft ab, um meinen Regionalzug nach Dortmund zu bekommen. Das stellte sich als unnötig heraus, denn die Polizei war recht entspannt und man konnte sich frei bewegen. Den Abend verbrachte ich dann in guter Gesellschaft. Wenn nur Hertha nicht wäre…
