25.01.2023 Chemie Leipzig- Rot Weiß Erfurt 1:1

Regionalliga Nordost

Zuschauer: 4999

Alfred-Kunze-Sportpark: Leipzig

Schon gefühlte Ewigkeiten wollte ich endlich mal den Ground von Chemie kreuzen. Mit dem Spiel an diesem Mittwoch gegen Erfurt oder als Alternative am Sonntag gegen Babelsberg boten sich gleich zwei sehr attraktive Optionen an. Kurz die Zugverbindung gecheckt und festgestellt, dass man am Mittwoch noch gut zurück nach Berlin kommt und das die Preise auch noch darstellbar waren. Mit Na. gewann ich dann für den Mittwoch wahrscheinlich den besten Mitstreiter, den man sich für die Tour hätte wünschen können.

Am frühen Nachmittag hatten wir uns am Berliner Hauptbahnhof verabredet und ich war exzellent in der Zeit. Nur leider wusste bereits Machiavelli: „History repeats itself“. Diese Theorie konnte ich an diesem Mittwoch belegen, denn abermals konnte der Regio in den Bahnhöfen Charlottenburg und Zoo nicht einfahren, sodass eine Minute nach der nächsten zerfloss. Letztendlich hatte ich zwei Minuten, um von ganz oben in den unteren Bereich des Hauptbahnhofs zu sprinten. Ich hörte das Piepen der ICE Türen, die zwei Sekunden nach meinem kleinen Sprung in den Zug zufielen. Puh! Mit schwerem Atem traf ich Na. und wir suchten uns einen schicken Platz. Völlig ins Gespräch vertieft, kamen wir gefühlt im „Zug“ in Leipzig an.

Dort fuhren wir dann mit der Tram zum Völkerschlachtdenkmal, das wir beide bisher noch nicht gesehen hatten. Die Verkäuferin verkaufte uns kommentarlos ein Ticket, um uns dann darüber aufzuklären, dass sie übrigens bald schließen würden und wir uns gefälligst beeilen sollen. Wir wuchteten unsere Körper die zahlreichen Treppenstufen nach oben und bewunderten auf den Zwischenebenen die massive Architektur des Bauwerks. Ganz oben hatten wir dann noch einen Blick über das etwas diesige Leipzig und konnten auch das Stadion von Lok entdecken. Wir guckten uns dann auch noch schnell die Ausstellung zur Völkerschlacht an, die ich als etwas unstrukturiert empfand. Dafür gab es am Ende ein tolles Videoexponat, das einem die Schlacht mit aktuellen journalistischen Methoden näherbrachte.

Wir liefen dann durch einen schönen Park und einen Friedhof zum Bruno-Plache Stadion. Man konnte einen schönen Blick ins Innere erhaschen und das sah auch wirklich nach einem tollen Stadion aus. Ganz in der Nähe fanden wir ein schönes kleines Restaurant und so stärkten wir uns noch, bevor wir dann mit der Tram einmal die komplette Stadt durchquerten. Wir stiegen dann noch in einen Bus und waren circa 18:45 am Stadion. Dort war dann eine gewaltige Schlange am Eingang und schnell wurde bekannt, dass der Anpfiff um zehn Minuten verlegt würde. Leider ging es überhaupt nicht vorwärts, sodass wir leider erst fünf Minuten nach Anpfiff im Stadion waren.

Wir hatten uns heute ein wirklich besonderes Spiel ausgesucht, denn zum ersten Mal wurde heute die neue Flutlichtanlage in Betrieb genommen. Die Fanszene Chemie feierte diesen Schritt mit einem Countdown und einem gewaltigen Feuerwerk, das zu großen Teilen außerhalb des Stadions in den Himmel gejagt wurde. Somit kamen wir auch in den Genuss der Aktion, obwohl wir noch in der Schlange standen.

Wir suchten uns dann einen Platz auf der Holztribüne und versuchten uns bestmöglich in das Publikum einzufügen. Das ist in Sachsen natürlich um einiges schwieriger, denn man muss nur den Mund öffnen, um dem Gegenüber unmissverständlich klarzumachen, dass man nicht zum Kreise der Eingeborenen zählt. Wir waren aufgrund etlicher Geschichten etwas vorsichtig, aber grundsätzlich stellte sich die Sorge wie so oft im Fußball als unbegründet dar und wir konnten völlig entspannt das Spiel verfolgen.

Das Spiel war nicht von höchster Qualität, aber beide Mannschaften kämpften um jeden Zentimeter und lieferten sich ein Duell auf Augenhöhe. So endete die Partie am Ende auch leistungsgerecht 1:1 unentschieden.

Das eigentliche Highlight fand aber zweifelsohne auf den Rängen statt. Beide Seiten lieferten ein wahres Feuerwerk ab. Die Heimkurve ist vom Stil wirklich absolut besonders. In der ersten Halbzeit waren noch einige Melodien bekannt, aber gerade in der zweiten Halbzeit wurde das melodisch immer abgefahrener. Die Gesänge wurden immer wieder von einigen Fackeln untermalt, was einfach eine magische Atmosphäre schuf. Ich liebe auch einfach den situativen Einsatz von Pyrotechnik. Es ist wirklich beeindruckend, wie sich die Fanszene von Chemie trotz der Ligazugehörigkeit so entwickelt hat und wirklich einen einzigartigen Style pflegt.

Die Fanszene aus Erfurt musste sich heute wirklich auch nicht verstecken. Die Melodien waren etwas weniger komplex als die der Leipziger, aber die Laustärke war wirklich überzeugend. Wir saßen genau auf Höhe der Mittellinie und häufig waren die Erfurter sogar noch einen Tick lauter. Die zweite Halbzeit wurde mit einer massiven Pyroshow eingeleitet, die auch wirklich gut aussah. Nach dem letzten Saisonrückblick der Erfordia Ultras, in dem sie implizit klarmachen, dass sie keinen Bock auf Nazis haben, bin ich den Erfurtern sowieso noch mal mehr wohlgesonnen.

Was war das für ein tolles Spiel! Wir trafen beim Abgang dann sogar noch einen weiteren Herthaner und gemeinsam liefen wir die ersten Meter Richtung Leutscher Bahnhof. Der war dann leider für die Erfurter abgesperrt, sodass wir weiter auf unsere Füße setzten. Der Plan war dann in eine Tram einzusteigen. Die fuhr jedoch nur viertelstündig und die erste, die uns passierte, ließen wir auf meinen Impuls linksliegen, da sie super voll war und einige Chemiker dort zu erspähen waren. Dadurch brachte ich uns ziemlich in die zeitliche Bredouille. Schlussendlich nahmen wir einen Bus und eine weitere Tram und uns war schnell klar: Wir haben etwas zwischen einer und drei Minuten, um vom Bahnhofsvorplatz den ICE zu ersprinten. Da es sich um den letzten Zug handelte, war die Fallhöhe dieses Mal ungleich höher. Über etliche Barrikaden kletternd, erreichten wir das Gleis und hatten am Ende sogar noch eine Minute, ehe sich der ICE in Bewegung setzte… Puh! Eine Stunde später erreichten wir dann auch schon den Berliner Hauptbahnhof, wo sich unsere Wege trennten. Vielen Dank an Na. für den wirklich rundum gelungenen Tag!

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