Thai League
Zuschauer: 4.751
Thunderdome Stadium: Bangkok
Berufliche Gründe sollten mich für eine Woche nach Bangkok führen. Viel besser kann man es vermutlich nicht treffen. Mit Blick auf den Spielplan, wurde auch schnell klar, dass Fußball gespielt wird und dass es die große Möglichkeit geben würde, den Länderpunkt Thailand zu kreuzen. Bereits am Ankunftstag standen zwei attraktive Spiele zur Auswahl. Am Nachmittag traf ich in Bangkok ein, stellte nur kurz die Tasche ab und snackte noch ein bisschen Streetfood. Dann machte ich mich schon auf den Weg in Richtung Stadion. Verwöhnt von der chinesischen Convenience, wollte ich den Weg zum Stadion im Taxi zurücklegen. Allerdings, hatte wohl nicht nur ich zur Rush-Hour die Idee ein Taxi zu rufen und so versprach die App lange Wartezeiten. In der Konkurrenzapp sah das anders aus und innerhalb von zwei Minuten sollte mein Gefährt da sein. Es handelte sich nur leider um ein Motorrad. Da wird zu zweit waren und wir über 35 Kilometer zurücklegen wollten, stammelten wir eine Entschuldigung und schickten unseren Fahren von dannen.
Kurze Zeit später, gelang es uns ein Taxi heranzuwinken und nach kleineren Verhandlungsrunden, konnten wir uns auf einen für beide Seiten akzeptablen Preis einigen. Das Stadion lag in einem der nördlichen Vororte von Bangkok. Der gesamte Stadtteil wurde in den 90er Jahren in Windeseile hochgezogen, bevor dann 1997 im Rahmen der asiatischen Finanzkrise der Bauboom ein rapides Ende hatte. Durch die Asienspiele im Jahr 1998, den stetigen Zuzug nach Bangkok und den Aufbau von verschiedenen Kongresszentren, konnte der Stadtteil jedoch wieder aufgepäppelt werden, sodass es sich heute um eine recht beliebte Wohngegend handelt. Durch die Mautstraße legten wir die 35 Kilometer auch fast ohne Stau in Rekordzeit zurück.
Gegen 18:30 kamen wir dann am Stadion an und waren vom Trubel positiv überrascht. Wir fanden den richtigen Eingang und betraten schon einmal das Stadion, das wirklich sehenswert war. Das Stadion ist zu allen vier Seiten ausgebaut, aber nur teilweise überdacht. In der etwas laueren Abendluft machten wir es auf unseren Sitzplätzen bequem. Beim Hereingehen in das Stadion, erhielten wir einen Stempel: Mit diesem konnte man das Stadion nach Belieben betreten und verlassen und sich bei seinem Freigang mit allerhand Leckereien eindecken. Insbesondere in der Halbzeit, nutzten wir das an den Grillständen ausgiebig. Was für eine kulinarische Erweckung!
In einem kleinen Bereich für Gäste, waren circa 200 Unterstützende untergebracht. Auf der Heimseite gab es zwei kleinere Stimmungsbereiche. Auf der einen Hintertortribüne machten sich die „Ultras Muangthong“ breit. Die Tribüne wurde von Yamaha gesponsert und trug den Namen „Yamaha Ultras Stand“, was eine etwas merkwürdige Konstellation war. Davon abgesehen, machte das aber einen richtig starken Eindruck. Circa 100 Leute standen kompakt hinter einer Zaunfahne und supporteten die Mannschaft 90 Minuten lang durchgehend und zu wunderschönen Melodien. Insbesondere der BVB-inspirierte Gassenhauer (Melodie: Supergirl von Raemonn) ging einfach direkt ins Ohr. Dazu gab es zwei ganz starke Trommler (Yamaha-Trommeln?!), sodass man einfach mitwippen musste.
Auf der anderen Seite positionierte sich mit einiger Verspätung dann noch ein kleinerer Haufen von circa 20 Leuten in Camouflage-Hoodies, die optisch und gesanglich auch einiges hermachten. Nur leider vergaßen sie dann wohl in der Halbzeit die Zeit am Bierstand, sodass sie in der zweiten Halbzeit kaum in Erscheinung traten.
Das restliche Publikum ging auch gut mit und es herrschte einfach eine sehr angenehme und ausgelassene Stimmung. Auffällig war der große Anteil an Frauen im Publikum, sowie der nicht geringe Teil an Ausländern. Viele der Ausländer war in Trikots des Heimvereins zugegen, was ich eher als Indiz für Langzeitbewohner gelten lassen würde.
Das Spiel war ansehnlich und flott und endete verdient mit einem 1:0 für die Heimmannschaft. Nach dem Spiel machten beide Teams die Runde durch das Stadion und bedankten sich demütig für die Unterstützung. Sehr interessant war, dass beide Teams bei den jeweiligen gegnerischen Fans begannen und sich dort verbeugten. Ein lustiges Gedankenexperiment wie das wohl in Deutschland aufgenommen würde.
Nach dem Spiel hatten wir dann etliche Schwierigkeiten vom Ort des Geschehens wegzukommen. Irgendwann ergatterten wir jedoch ein Taxi, sodass ich dort dann auf dem Handy das Hertha-Spiel gegen Mainz verfolgen konnte. Ein wunderschöner Auftakt in Thailand!



