21.08.2021 UD Leiria- Vitoria Setúbal 2:0

Estádio Dr. Magalhães Pessoa: Leiria

Zuschauer: 400

Liga 3

Eine kleine Rolle spielte der Fußball natürlich auch in der Wochenendplanung. Ich hatte Lust in eine kleinere Stadt zu fahren und dort etwas zu entspannen. Das Spiel zwischen Leiria und Setúbal wurde zu einer perfekten Abendzeit angestoßen, sodass ich nicht lange fackelte und Nägel mit Köpfen machte. Mit dem Fernbus ging es am Samstagmorgen nach Leiria. In Coimbra warteten wir circa 40 Minuten auf eine verspätete Anschlussreisende. Aufgrund einer komplett fehlenden Kommunikation von Seiten des Busfahrers, kam es nach einiger Zeit zu einer kleinen Revolte der Fahrgäste.

Leicht verspätet kamen wir dann in Leiria an und ich bezog erst einmal mein Quartier für die heutige Nacht. Dann siegte wieder die Paranoia und ich plante bei sengender Hitze einen Spaziergang zum Stadion, um schon einmal meine Karte zu sichern. Das Kassenpersonal befand sich jedoch in der Mittagspause, sodass ich noch einige Minuten vertrödeln musste. Dann erhielt ich jedoch ohne Probleme die Karte und hatte noch einige Stunden bis zum Anpfiff. Diese füllte ich mit einem Stadtbummel, einem guten Mittagessen und der obligatorischen Hertha Niederlage im Livestream.

Gegen 19:00 machte ich mich dann auf dem Weg zum Stadion und reihte mich in die Schlange am Einlass ein. Vor mir war eine illustre Runde älterer Herren. Lautstark wurde ich über die Zusammensetzung der Gruppe informiert und über den „Emigranten“, der gerade auf Sommerurlaub in der Heimat weilte und sich endlich mal wieder im Stadion zeigte. Auch im Stadioninneren war der Emigrant extrem bekannt und umarmte sich einmal durch die Menschenmenge.

Ich suchte mir ein Plätzchen auf der Haupttribüne in dem riesigen Stadion. In Leiria steht einer der Neubauten für die EM 2004, die seither kaum genutzt werden und etwas verkümmern. Warum sollte man für portugiesischen Drittligafußball auch ein 30.000 Plätze Stadion benötigen? Zwei ganze EM-Spiele fanden damals in Leiria statt… Die Dacharchitektur ist wirklich sehenswert und von meinem Platz hatte ich eine perfekte Aussicht auf den Vollmond und auf die über der Stadt gelegene Burg.

Ich konnte wieder meinen Augen nicht trauen, denn auch hier war auf den Rängen heute gut etwas los. Rechts von mir war eine kleine Gruppe von älteren Kalibern, inclusive dem Emigranten, die sich hinter einigen Zaunfahnen positionierten. Mit dem Einlaufen der Mannschaften zündete der Emigrant zwei Rauchtöpfe und hielt diese locker und unvermummt in der Hand. Polizei und Ordnungsdienst guckten demonstrativ weg. So muss das sein. Aus diesem Bereich gab es dann auch immer mal wieder einige Anfeuerungsrufe.

Links von mir befanden sich die jüngeren Fans von Leiria. Mit einer Zaunfahne und einer Schwenkfahne ausgestattet, gab es hier ziemlich durchgängigen Support. Es wurden lediglich Pausen für längere Aufenthalte am Bierstand eingelegt. Nach der Rückkehr ging es jedoch mit vollem Enthusiasmus weiter. Um die fehlende Trommel zu kompensieren, wurde wie wild auf die Klappsitze eingeschlagen und eingetreten. Das war am Anfang ganz amüsant, aber spätestens als der Kinder- und der Brasilianermob nur noch auf die Sitzschalen einschlug, ohne auf irgendeine Art von Takt zu achten, wurde es auch ganz schön nervig. Absolut genial war ein Lied, das ich vorher noch nie gehört hatte. Sinngemäß: „Für meinen Verein verlasse ich meine Frau, mein Haus und mein Pferd- für Dich mache ich alles, alles andere ist mir egal“. Melodisch, sich reimend, was für ein Ohrwurm.

Auch im hinteren Bereich des Stadions war einiges los. Circa 150 Fans aus Setúbal waren mitgereist, um ihre Mannschaft zu unterstützen. Auch hier erreichten einige wohltuende Melodien mein Ohr. Ein Kern von 30 Leuten war die ganze Zeit in Bewegung und machte einen wirklich guten Eindruck. Portugal, ach Portugal.

Das Spiel endete mit einem 2:0 für die Gastmannschaft. Nach dem Spiel kam das Team zum Abklatschen an die Bande und mein vom Endorphin vernebeltes Hirn schaltete auf Autopilot. Also runter zur Bande und 20 verschwitzte Hände abklatschen. So etwas macht man in der Pandemie. Glücklich lief ich zum Ausgang, tunkte meine Hände in einem Liter Desinfektionsmittel und freute mich meines Lebens.

Beim Abmarsch kam dann auch noch kurz Action auf. Eine Kutte von Leiria hatte nichts Besseres zu tun, als die abreisenden Setúbal Fans zu beleidigen. Das hatte eine Rennerei zur Folge und der Provakateur musste von einem Polizisten geschützt werden. Es ging für eine Minute hin und her und der Polizist zog sogar seinen Knüppel. Schlussendlich zog er den Provokateur weg und die Situation beruhigte sich. Immerhin hatte es keine Konsequenzen für die Leute aus Setúbal und der Bus konnte einfach wegfahren. Für den Lerneffekt wäre sicher eine kleine lernfördernde Aktion hilfreicher gewesen- aber nun gut. Ich trank noch einen Absacker und entschwand dann in meine sehr schöne Unterkunft.

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