07.04.2024 FC Porto- Vitoria SC 1:2

Primeira Liga

Zuschauer: 34.582

Estádio Do Dragão: Porto

Ein paar Augenblicke zu Hause und dann ging es auch schon wieder los. Ziel war das Estádio Do Dragão, die Heimstätte des FC Porto. Erst einmal gab es jedoch Stillstand, denn der angepeilte Bus fuhr einfach nicht und so musste ich geschlagene 20 Minuten an der Haltestelle warten, um den nächsten zu bekommen. Ich stieg dann auf dem kleinen Hügel oberhalb des Stadions aus und lief hinab zum Eingang. Die Einlasssituation war so entspannt, dass ich ohne jegliche Wartezeit das Stadion betreten konnte. So reichte es sogar noch für einen Kaffee im Umlauf mit Blick über das Stadiongelände, bevor ich dann den Block betrat.

Ich hatte mir einen Platz im Oberring der Gegentribüne gesucht. Ich verbesserte diesen dann aufgrund der vielen freien Plätze noch ein bisschen. Rechts von mir befand sich die Kurve der Super Dragões. Gerade zu hatte ich einen guten Blick auf die Gäste aus Guimarães, die im Oberring des Stadions untergebracht waren. Links von mir in der Kurve befanden sich circa 100 Leute des Colectivo Portos samt Umfeld, die im oberen Bereiches des Außenblockes kompakt stehend ein gutes Bild abgaben. Jene Gruppe pflegt eine Freundschaft zur Kohorte nach Duisburg, was für mich zu einer der kurioseren Freundschaften der Ultras-Welt gehört. Ich bin mir aber auch nicht sicher mit wie viel Leben die Freundschaft wirklich gefüllt wird und es gibt auch ein paar Spuren die eher zur Sektion des Collectivos nach Luxemburg führen, was ja auch mit Blick auf die Distanz deutlich handhabbarer sein dürfte.

Beim FC Porto herrscht Aufruhr. Seit 1986 ist Jorge Nuno Pinto da Costa Präsident des FC Porto. In seine mittlerweile fast 40-jährige Amtszeit fallen zahlreiche Titelgewinne und große Erfolge. Mit gutem Gewissen kann man den FC Porto, Sporting und Benfica in einem Atemzug nennen. Mittlerweile ist der Mann jedoch zarte 86 Jahre und an einen Rücktritt scheint er noch nicht zu denken. Somit hat sich für die Ende April anstehende Wahl der ehemalige Coach des Vereins André Villas-Boas als Gegenkandidat aufstellen lassen. Das scheint für gewaltige Tumulte gesorgt zu haben.

Ende November eskalierte die Mitgliederversammlung des Vereins rund um Wahlmöglichkeiten in den Regionalbüros (Sede) des Vereins. Die Auseinandersetzungen geisterten damals auch durch die gängigen Seiten und Kanäle des Internets. Verantwortlich gemacht wurden dafür die Super Dragões. Zwischen dem aktuellen Präsidenten und der führenden Gruppe des FC Porto scheint es enge Beziehungen zu geben. In der aktuellen Ausgabe berichtet unter anderem die 11 Freunde von einer Beziehung zu gegenseitigem Nutzen: Schutz und Unterstützung gegen Profite bei Merchandising und beim (Schwarzmarkt-) Verkauf von Eintrittskarten.

Auch der Gegenkandidat André Villas-Boas hat schon zahlreiche Drohungen erhalten und steht mittlerweile unter Polizeischutz. Schon alles ziemlich verrückt und es dürfte eine spannende Mitgliederversammlung werden. Die Führungsperson der Super Dragões mit dem Spitznamen Macaco (Affe) befindet sich seit Februar als Reaktion auf die Gewalt bei der Mitgliederversammlung in Präventionshaft. Zu allem Überfluss wurden im März auch noch Zaunfahnen der Super Dragões und von Collectivo aus dem vereinseigenen Museum entwendet und kurze Zeit später in Split präsentiert. Die No Name Boys von Benfica und die Torcida Split pflegen eine Fanfreundschaft.

Ganz schön viel los also. Vielleicht also kein Wunder, dass die Heimkurve heute wirklich schlecht aufgelegt war. Es war mein zweiter Besuch bei einem Heimspiel und ich hatte die Kurve ganz anders, viel besser in Erinnerung und auch auswärts fand ich Porto eher immer gut. Heute gefiel mir das überhaupt nicht. Die Kurve sah fast aus wie die Heimkurve von Benfica- keine Kompaktheit, fast nur gedruckte Schwenkfahnen (eine für Macaco) und für mich überhaupt nicht ersichtlich wer da jetzt eigentlich zur Gruppe gehören soll. Das war heute wirklich kein guter Auftritt.

Viel besser gefielen mir da doch die Gäste aus Guimarães. Unter Hipstern und spätestens seit einem Vice Artikel gelten die White Angels als Geheimtipp oder wahlweise als beste Ultras Portugal. Circa 2.500 Gäste fanden sich im Block ein und hatten immer mal wieder die deutliche Stimmungshoheit im Stadion. Es gab zwar auch immer wieder leisere Phasen, aber wenn die normalen Fans miteinstiegen, dann wurde es richtig laut. Hier war der Hauptmob auch deutlich zu erkennen und trieb den Block immer wieder an. Das machte wirklich Spaß.

Auch sportlich lief es für den FC Porto heute alles andere als rund. Man muss dringend punkten, um sich im nächsten Jahr für Europa zu qualifizieren. Durch die schlechte Platzierung Portugals in der 5-Jahres-Wertung reicht auch nur noch der vierte Platz für zumindest die Qualifikationsrunde der Conference Leauge. (Das wäre für mich natürlich der Traum). Heute tat man einiges dafür den dritten Platz nicht zu verteidigen, denn man unterlag gegen Guimarães mit 1:2. Der legendäre Pepe, der mit 41 Jahren immer noch verteidigt, sah standesgemäß rot. So gab es viel Frust nach dem Spiel auf der Heimseite, während die Gäste ausgiebig ihre Mannschaft feierten. Zu Fuß ging es dann für mich durch die Nacht Portos nach Hause.

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